08.05.2024 11:41:38 - dpa-AFX: Liebe zwischen zwei Welten: Die Streaming-Serie 'Maxton Hall'

KÖLN (dpa-AFX) - Wenn in der Literatur der arrogante Schnösel aus gutem Haus
auf die liebenswürdige Frau aus dem Bürgertum trifft, schreibt sich die
Geschichte quasi von selbst. Die ungleichen Protagonisten finden sich
gegenseitig völlig unsympathisch, verlieben sich dann aber doch ineinander und
werden - gegen alle Widerstände - am Ende ein Paar. Romantik, Kitsch, Happy End:
Diesen vorhersehbaren Plot verfolgt im Prinzip auch die Buchreihe "Save Me" von
Mona Kasten, die jetzt von Amazon Prime Video adaptiert wurde.

In den sechs Folgen von "Maxton Hall", benannt nach einer fiktiven
Privatschule in Großbritannien, trägt der Schnösel den wohlklingenden Namen
James Beaufort (Damian Hardung). Der Erbe eines Mode-Imperiums ist jung, hübsch,
sportlich, steinreich und ein großer Unsympath. Dem Publikum wird schnell klar:
Den mögen wir nicht. Auf der anderen Seite: Ruby Bell (Harriet Herbig-Matten).
Die kluge, ehrgeizige und geerdete Schülerin, die dank eines Stipendiums an der
Luxusschule lernen darf, schert sich nicht um Ruhm und Geld. Sie spart auf einen
Treppenlift für ihren im Rollstuhl sitzenden Vater und macht alles, um an der
britischen Elite-Uni Oxford studieren zu können.

Die ungleichen Welten von James und Ruby prallen gleich zu Beginn der
Coming-of-Age-Serie aufeinander. Da erwischt Ruby unfreiwillig James' Schwester
Lydia bei einer Turtelei mit ihrem Lehrer. Um Ruby zum Schweigen zu bringen,
wird James aktiv. Er bietet ihr - gelerntes Verhalten - erst Geld und dann
seinen Körper an. Beides lehnt die schlagfertige Ruby angewidert ab. Das will
der toxisch selbstverliebte Schönling natürlich nicht auf sich sitzen lassen -
und macht das Leben seiner Mitschülerin zur Hölle.

Ein Evergreen im modernen Seriengewand

Bad Boy verliebt sich in Außenseiter-Mädchen: Die Geschichte, die "Maxton
Hall" erzählt, ist frei von großen Überraschungen und wurde so schon dutzendfach
gezeigt. Hauptdarsteller Hardung ("Club der roten Bänder") zieht dabei den
Vergleich zum Evergreen "Romeo und Julia": "Das sind einfach zeitlose Motive.
Aber wir wollen die in die Neuzeit verpflanzte Interpretation der Geschichte
erzählen." Die Serie unterhalte und lenke vom Alltag ab.

Hauptcharakter James ist, wie in solchen Serien und Filmen üblich, natürlich ein echter Schönling mit Sixpack - so wird er bereits in der Anfangssequenz
bewusst in Szene gesetzt. Für Schauspieler Hardung war die Darstellung seines
Charakters aus einem anderen Grund herausfordernd.

Sollte toxische Männlichkeit glorifiziert werden?

"Bücher wie "Maxton Hall" werden oft aus einer weiblichen Perspektive
geschrieben, propagieren dann aber ein bestimmtes Männerbild, das sie dadurch
quasi auch glorifizieren." Er hoffe, dass er toxische Männlichkeit durch sein
Schauspiel nicht an sich glorifiziere, sondern sich Menschen durch James'
Zerbrechlichkeit und seinen Umgang mit dem Thema mit ihm identifizieren können.
"Wenn ich das schaffe, ist das ein positiver Beitrag zum Thema toxische
Männlichkeit. Ansonsten propagiere ich ein Bild, das ich privat komplett ablehne
und das wir gesellschaftlich hinter uns lassen müssen."

In der Tat gibt es mehrere Szenen, in denen das Publikum Mitgefühl mit James bekommt, der oft als echter Kotzbrocken auftritt. Vor allem, wie sein Vater
(gespielt vom Niederländer Fedja van Huêt) mit ihm umgeht, lässt einen
kopfschüttelnd zurück und verleiht der Figur eine gewisse Tiefe. Dennoch: Dass
sich eine junge, kluge Frau am Ende in einen Mann mit einem derartigen Verhalten
verliebt, ist zumindest zweifelhaft.

Für Fans kitschiger Liebesschmonzetten bietet "Maxton Hall" ein paar
emotionale Szenen und moderne Kulissen. Insgesamt präsentiert die Serie
inhaltlich aber zu wenig Neues, damit die Serie nachhaltig in Erinnerung
bleibt./tbm/DP/zb
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