06.05.2024 19:34:35 - dpa-AFX: ROUNDUP: Hamas stimmt Vermittler-Vorschlag zur Waffenruhe im Gazastreifen zu

GAZA (dpa-AFX) - Die islamistische Hamas hat nach eigenen Angaben einem von
den Vermittlern Ägypten und Katar unterbreiteten Vorschlag für eine Waffenruhe
im Gaza-Krieg zugestimmt. Das teilte die Organisation am Montagabend auf ihrem
Telegram-Kanal mit. Hamas-Auslandschef Ismail Hanija habe den katarischen
Ministerpräsidenten Mohammed bin Abdulrahman Al Thani und dem ägyptischen
Geheimdienstleiter Abbas Kamal demnach per Telefon über die Entscheidung
informiert. Israel äußerte sich zunächst nicht. Auch blieb unklar, welchen
Inhalten des Vorschlags die Hamas genau zugestimmt hat. Aus Hamas-Kreisen in der
libanesischen Hauptstadt Beirut hieß es jedoch, es handele sich um eine
"Schlüsselentwicklung".

Nicht geklärt war außerdem, ob es sich um einen Vorschlag handelt, dem auch
Israel zugestimmt hat, da die Verhandlungen "indirekt" geführt wurden. Der
israelische Fernsehsender Channel 12 berichtete, Israel warte auf Angaben der
Vermittler. Ein namentlich nicht genanntes Kabinettsmitglied sprach dem Sender
zufolge von einem Täuschungsmanöver der Hamas, um Israel als Verweigerer
darzustellen.

Israel und die Hamas verhandeln seit Monaten nicht direkt miteinander, es
gibt aber Gespräche. Deren Schwerpunkt war zuletzt aus Katar nach Ägypten
verlegt worden. Insgesamt hatten Terroristen der Hamas und anderer
extremistischer Organisationen am 7. Oktober mehr als 250 Menschen in den
Gazastreifen verschleppt. Im Laufe einer einwöchigen Feuerpause Ende November
vergangenen Jahres hatte die Hamas 105 Geiseln freigelassen. Im Gegenzug entließ
Israel 240 palästinensische Häftlinge aus seinen Gefängnissen. Es war zuletzt
befürchtet worden, dass von den noch immer im Gazastreifen vermuteten 133
Geiseln inzwischen viele nicht mehr am Leben sind.

Die Hamas forderte bis zuletzt einen umfassenden Waffenstillstand,
einschließlich eines vollständigen Abzugs der israelischen Armee aus dem
Gazastreifen. Israel, das die komplette Zerschlagung der Hamas zum Ziel erklärt
hat, lehnte dies bisher ab. Außenminister Israel Katz hatte zuletzt erklärt,
sein Land sei bereit, den angekündigten Militäreinsatz in der Stadt Rafah zu
verschieben, sollte ein Deal zur Freilassung von Geiseln zustande kommen. Erst
am Montag hatte das israelische Militär Menschen in Rafah im südlichen
Gazastreifen zur Evakuierung aufgerufen.

Angehörige der Geiseln und ehemalige Geiseln hatten in den vergangenen Tagen die israelische Regierung eindringlich aufgefordert, zu einer Verhandlungslösung
zu kommen. In einem Schreiben an Benny Gantz und Gadi Eisenkot, Minister im
Kabinett von Regierungschef Benjamin Netanjahu, hatten sie noch am Montag
Antworten zur Haltung der Regierung gefordert. "Wir Familienmitglieder
beobachten voller Schrecken, was passiert", schrieben sie auch mit Blick auf die
Vorbereitungen der Rafah-Offensive. "Netanjahu macht den Deal bewusst zunichte
und überlässt die Geiseln ihrem Tod."/jot/DP/nas

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