06.05.2024 09:32:52 - dpa-AFX: Ex-BND-Chef Schindler fordert 'Hackbacks' nach Cyberangriffen

BERLIN (dpa-AFX) - Der ehemalige Chef des Bundesnachrichtendienstes (BND),
Gerhard Schindler, fordert im Falle von Cyberangriffen aus dem Ausland
sogenannte Hackbacks von deutschen Sicherheitsbehörden. Es gehöre zum
Selbstverständnis eines Staates dazu, dass er sich wehre, sagte Schindler am
Montag im Deutschlandfunk. "Und die Methode, sich in diesem Bereich zu wehren,
ist das Hackback."

Beim "Hackback" geht es darum, bei großangelegten Attacken - etwa auf
Stromnetze oder andere Teile wichtiger Infrastruktur - in ausländische Server
einzudringen, um diese lahmzulegen. Es ist bislang umstritten, ob und wie
deutsche Sicherheitsbehörden bei Cyberangriffen aus dem Ausland zurückschlagen
dürfen.

Schindler sagte, dass einerseits die passiven Maßnahmen gestärkt werden
sollten. Dazu gehöre der Geheimschutz und der Wirtschaftsschutz. Er betonte
aber, dass die aktive Seite nicht vernachlässigt werden sollte. "Es geht auch
darum, dass wir selbst aktiv Gegenmaßnahmen gegen solche nachrichtendienstlichen
Operationen ergreifen, da tun wir Deutschen uns gerade schwer", sagte er.
Schindler kritisierte auch das deutsche Datenschutz-Gesetz. Es gebe viele Fälle,
in denen der Datenschutz übertrieben und die Arbeit der Sicherheitsbehörden
gehemmt werde, sagte er.

Zuvor war bekannt geworden, dass die Bundesregierung eine Einheit des
russischen Militärgeheimdienstes für einen Cyberangriff auf die SPD im
vergangenen Jahr verantwortlich macht. Ziel waren damals laut SPD E-Mail-Konten
der Parteizentrale. Weitere Cyberangriffe richteten sich laut Innenministerium
gegen deutsche Unternehmen aus den Bereichen Logistik, Rüstung, Luft- und
Raumfahrt, IT-Dienstleistungen sowie gegen Stiftungen und Verbände./pul/DP/zb

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