06.05.2024 07:17:58 - dpa-AFX: ROUNDUP/Krisenwährung: Goldschatz in Milliardenwert in Privatbesitz

FRANKFURT (dpa-AFX) - Barren, Münzen, Schmuck - der Goldschatz der Menschen
in Deutschland ist nach dem Corona-Boom wieder etwas kleiner geworden. Anfang
des laufenden Jahres waren 9034 Tonnen des Edelmetalls hierzulande in privatem
Besitz, wie Forscher der Steinbeis-Hochschule Berlin für die Reisebank ermittelt
haben. Bei der vorherigen Erhebung im Jahr 2021 war mit 9089 Tonnen ein
Rekordvolumen erreicht worden.

Die Pandemie hatte die Nachfrage nach Gold als sicherem Hafen in der Krise
angekurbelt. Den anschließenden Höhenflug des Goldpreises nutzte mancher Anleger
offensichtlich, um Bestände zu Geld zu machen. Allerdings: "Angesichts der
Höchstpreise für Gold könnte man erwarten, dass mehr Menschen Gold veräußern als
es zu kaufen. Die Studie zeigt aber, dass sich diese Zahlen die Waage halten",
ordnete die Reisebank mit Sitz in Frankfurt ein, die als einer der großen
Verkäufer hierzulande unter anderem die Volks- und Raiffeisenbanken mit
Edelmetallen versorgt.

Fast sechs Prozent der weltweiten Goldvorräte in deutschem Besitz

Die Goldbestände, die private Haushalte in Deutschland zu Anlagezwecken in
Form von Barren und Münzen halten, erhöhten sich im Vergleich zur Analyse 2021
sogar um 35 Tonnen auf 5229 Tonnen. Die übrigen 3805 (2021: 3894) Tonnen sind
Goldschmuck. Zusammen mit den 3353 (Stand 31.12.2023) Tonnen der Bundesbank sind
den Angaben zufolge 5,9 (2021: 6,2) Prozent der weltweiten Vorräte des
Edelmetalls in deutschem Besitz.

Packte man den kompletten Goldbesitz der Privathaushalte in Deutschland und
der Bundesbank in einen Würfel, hätte dieser eine Kantenlänge von etwas mehr als
8,6 Metern. Zum Zeitpunkt der Erhebung war dieser Goldschatz rund 750 Milliarden
Euro wert (Goldpreis vom 29.1.2024). Das zu Anlagezwecken von Privatleuten in
Form von Münzen und Barren gehaltene Gold macht davon den Berechnungen zufolge
315 Milliarden Euro aus.

Etwas weniger als zwei Drittel der Bundesbürger (61 Prozent) besitzen der
Analyse zufolge Gold in Form von Schmuck, Barren oder Münzen oder mittelbar über
ein spezielles Wertpapier wie "Xetra-Gold" (Deutsche Börse/Frankfurt) oder
"Euwax Gold" (Börse Stuttgart). Bei der Deutschen Börse ist der für Anleger
verwahrte Goldschatz im vergangenen Jahr kleiner geworden. Ende Dezember 2023
lagerten 198,7 Tonnen des Edelmetalls in den Tresoren des Unternehmens in
Frankfurt. Ein Jahr zuvor waren es 231 Tonnen, zum 30. Juni 2022 hatten die
Bestände ein Rekordhoch bei 242 Tonnen erreicht.

Steigende Sparzinsen als Alternative

Die Deutsche Börse hatte den rückläufigen Trend in ihrer
Xetra-Gold-Jahresbilanz Anfang Januar 2024 als "normale Reaktion" von Anlegern
auf das Marktumfeld gewertet. Im Dezember war der Goldpreis auf 2135 Dollar
beziehungsweise 1950 Euro pro Feinunze (31,1 Gramm) geklettert - und lag damit
nur noch knapp unter der Marke von 2000 Euro pro Unze, die Anleger laut
Selbsteinschätzung in der Reisebank-Analyse zum Verkauf ihres Goldes verlocken
würde.

Zudem habe die Zinswende "kurzfristige Renditemöglichkeiten geschaffen",
hatte Michael König, Geschäftsführer der Deutsche Börse Commodities, der
Emittentin von Xetra-Gold, Anfang Januar erklärt. Seit die Europäische
Zentralbank (EZB) im Sommer 2022 die Phase der Null- und Negativzinsen beendet
und die Leitzinsen in der Folge in Serie erhöht hat, sind Tages- und Festgeld
für Sparerinnen und Sparer wieder attraktiv geworden. Gold gilt zwar als
krisenfest, weil die Menge des Edelmetalls begrenzt ist und Gold so seinen Wert
nie ganz verliert. Allerdings gibt es für Gold weder Zinsen noch Dividenden.

Edelmetall als Inflationsschutz

Mancher Bankberater wirbt für Gold im Depot als eine Art zeitlose Währung
und Absicherung etwa in Zeiten hoher Geldentwertung. Diejenigen, die Gold zu
Anlagezwecken kaufen, nennen in der Reisebank-Umfrage als Motiv tatsächlich an
erster Stelle den Schutz vor Inflation (38 Prozent). In den Jahren 2022 und 2023
hatten sich Energie und Lebensmittel infolge des russischen Angriffs auf die
Ukraine sprunghaft verteuert und die Teuerung in Deutschland mit 6,9 Prozent
beziehungsweise 5,9 Prozent auf die höchsten Werte seit der Wiedervereinigung
getrieben. Das lässt die Kaufkraft schwinden, die Menschen können sich für einen
Euro weniger leisten.

"Auch die Generation Z kennt hohe Inflationsraten nun nicht mehr nur aus dem Unterricht, sondern hat die Inflation und ihre Auswirkungen selbst erlebt. Vor
diesem Hintergrund erwarben einige von Ihnen in den letzten Jahren zum ersten
Mal Gold", erläuterte Studienautor Jens Kleine vom Research Center for Financial
Services der Steinbeis-Hochschule. In der Generation der 1995 bis 2010 Geborenen
gab es der Analyse zufolge zuletzt deutlich mehr Goldkäufer als bei älteren
Befragten.

Die Inflation hat in den vergangenen Monaten nachgelassen, aber Kriege und
Krisen stützen die Nachfrage nach Gold ebenso wie die Ungewissheit über den
Ausgang wichtiger Wahlen etwa in den USA und die Erwartung sinkender Zinsen.
Drei Viertel (75,2 Prozent) der Goldanleger gaben in der Analyse für die
Reisebank an, auch weiterhin Edelmetall zu Anlagezwecken erwerben zu wollen. In
den Vorgänger-Untersuchungen 2019 (78,1 Prozent) und 2021 (76,6 Prozent) lag
dieser Wert allerdings noch etwas höher.

Wer Goldbarren oder Goldmünzen erwerben will, muss derzeit tief in die
Tasche greifen: Seit Jahresbeginn bis einschließlich April kletterte der Preis
des gelben Edelmetalls bis auf ein Rekordhoch von 2431 Dollar pro Feinunze (31,1
Gramm). Zuletzt waren es immer noch etwa 2300 Dollar (etwa 2140 Euro). Das
könnte aber nur eine vorübergehende Preiskorrektur sein, wie Louise Street von
der Lobby-Organisation World Gold Council Ende April prognostizierte: "Mit Blick
auf die Zukunft ist es wahrscheinlich, dass der Goldpreis im Jahr 2024 viel
stärker steigen wird, als wir zu Beginn des Jahres aufgrund der jüngsten
Entwicklung erwartet haben."/ben/DP/men
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