30.04.2024 13:54:04 - dpa-AFX: ROUNDUP: MTU bleibt trotz Triebwerksrückruf auf Rekordkurs - Aktie legt zu

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Münchner Triebwerksbauer MTU sieht
beim Rückruf tausender Flugzeugantriebe Licht am Ende des Tunnels. In der Spitze
seien bis zu 480 Airbus-Mittelstreckenjets mit dem fraglichen
Getriebefan-Antrieb am Boden gewesen, sagte MTU-Chef Lars Wagner am Dienstag in
einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Ab jetzt würden es weniger. Denn die
Produktion der Ersatzteile ziehe an, und 16 Wartungsbetriebe stünden für die
Reparaturen bereit. Abseits der Rückrufaktion sieht sich MTU weiterhin auf
Rekordkurs: Umsatz und Gewinn im Tagesgeschäft sollen 2024 so hoch ausfallen wie
nie zuvor.

An der Börse wurden die Neuigkeiten positiv aufgenommen: Die MTU-Aktie lag
zur Mittagszeit mit gut einem Prozent im Plus bei 227,70 Euro und gehörte damit
zu den stärksten Gewinnern im Dax . Nach Bekanntwerden des
Rückrufs im vergangenen Sommer war der Kurs der MTU-Aktie eingebrochen - bis auf
158,20 Euro im September. Seither hat er sich berappelt. Das Rekordniveau von
fast 290 Euro aus der Zeit kurz vor der Corona-Krise Anfang 2020 ist jedoch noch
ein gutes Stück entfernt.

Der Rückruf betrifft rund 3000 Triebwerke vom Typ Getriebefan, die vor allem rund die Hälfte aller Airbus-Mittelstreckenjets aus der Modellfamilie A320neo
antreiben. MTUs größerer US-Partner Pratt & Whitney hat bei der Fertigung der
Turbinenscheiben ein problematisches Metallpulver verwendet.

Im Juli gab Pratt & Whitneys Mutterkonzern RTX den Rückruf
bekannt. In den Jahren bis 2026 müssen jeweils hunderte Passagierjets in aller
Welt bis zu zehn Monate lang am Boden bleiben. Von den milliardenschweren Kosten
von insgesamt sechs bis sieben Milliarden US-Dollar hat MTU nach bisherigem
Stand rund eine Milliarde Euro zu tragen. Wegen einer entsprechenden
Rückstellung fuhr das Unternehmen 2023 den ersten Jahresverlust in seiner
90-jährigen Geschichte ein.

Ansonsten brummt das Geschäft von MTU - so auch im ersten Quartal. Während
der Verkauf neuer Antriebe für Passagierjets weniger einbrachte als ein Jahr
zuvor, ließen die Triebwerkswartung und Antriebe für Militärflugzeuge Umsatz und
Gewinn im Tagesgeschäft wachsen. Dabei profitierte der MTU-Konzern von seiner
Beteiligung am Antrieb für den Kampfjet Eurofighter.

Insgesamt erzielte der Konzern einen Umsatz von knapp 1,7 Milliarden Euro
und damit sieben Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der um Sonderposten bereinigte
operative Gewinn (Ebit) wuchs um drei Prozent auf 218 Millionen Euro. Unter dem
Strich blieb auch wegen einer weiteren Belastung durch den Triebwerksrückruf mit
126 Millionen Euro sechs Prozent weniger Gewinn übrig als Anfang 2023.

Zu schaffen machen MTU weiterhin die Engpässe in den Lieferketten, die eine
stärkere Ausweitung der Flugzeug- und Triebwerksproduktion verhindern. Im
Wartungsgeschäft kommt diese Entwicklung MTU hingegen zugute: Viele
Fluggesellschaften hielten ältere Jets länger im Einsatz als geplant und
schickten deren Triebwerke deshalb auch vermehrt in die Wartung, erklärte
Wagner.

Mit Blick auf das laufende Jahr sieht Wagner MTU auf Kurs, den Umsatz wie
geplant auf 7,3 bis 7,5 Milliarden Euro zu steigern. Das wäre mindestens eine
Milliarde mehr als im Vorjahr, wenn man die damaligen Belastungen durch den
Triebwerksrückruf ausklammert.

Vom Umsatz soll 2024 mehr als zwölf Prozent als bereinigter operativer
Gewinn übrig bleiben - und damit mindestens etwa 880 Millionen Euro. Im Vorjahr
hatte dieses Ergebnis mit 818 Millionen Euro bereits einen Rekord erreicht. Nach
Abzug der Sonderkosten für den Triebwerksrückruf rutschte MTU jedoch in die
roten Zahlen./stw/mis/stk
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
MTU AERO ENGINES NA O.N. A0D9PT Xetra 237,500 15.05.24 17:35:06 +2,500 +1,06% 0,000 0,000 235,300 235,000
AIRBUS SE 938914 Xetra 160,040 15.05.24 17:35:10 +1,360 +0,86% 0,000 0,000 159,540 158,680
RTX Corp A2PZ0R NYSE 105,245 15.05.24 21:20:04 -0,455 -0,43% 105,240 105,250 105,800 105,700

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