30.04.2024 13:22:40 - dpa-AFX: Heil fordert Stahl-Konzepte vom Thyssenkrupp-Management

DUISBURG (dpa-AFX) - Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat das
Management von Thyssenkrupp im Namen der Bundesregierung
aufgefordert, Konzepte für die Stahlsparte vorzulegen. Diese müssten
Perspektiven für alle Standorte enthalten, auch für den Duisburger
Stahlhersteller HKM, sagte Heil am Dienstag in Duisburg bei einer
Protestkundgebung vor Tausenden Beschäftigten aus der Stahlindustrie.

Der Betriebsrat der Stahlsparte und die IG Metall protestierten bei der
Veranstaltung gegen das Vorgehen des Managements beim jüngst verkündeten Deal
mit dem neuen Miteigentümer EPCG. Sie warfen dem Konzernvorstand um
Vorstandschef Miguel López vor, die Arbeitnehmerseite im Vorfeld der
Vereinbarung über den Verkauf eines Stahlsparten-Anteils übergangen zu haben.
Thyssenkrupp weist die Vorwürfe zurück.

Heil: Nicht über Köpfe der Beschäftigten hinweg entscheiden

"Dies ist die Stunde der Sozialpartnerschaft und auch der
Montanmitbestimmung", sagte Heil. Niemand könne und dürfe über die Köpfe der
Beschäftigten hinweg entscheiden. "Das geht nie gut. Wir sind eine soziale
Marktwirtschaft, deshalb gibt es Lösungen nur mit Sozial- und
Betriebspartnerschaften und mit Mitbestimmung", sagte Heil weiter.

Zum Einstieg der EPCG-Holding des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky sagte Heil, dass niemand etwas gegen Investitionen aus dem Ausland habe, wenn es
um langfristiges Interesse am Stahl gehe und nicht nur um kurzfristige Profite.
"Aber dafür muss Vertrauen geschaffen werden. Wenn Investoren hier antreten,
dann müssen sie ihre Interessenlagen klar benennen und müssen auch an den
Konzepten mitwirken."

Der Vorsitzendes des Gesamtbetriebsrats der Thyssenkrupp Stahlsparte, Tekin
Nasikkol, wiederholte die "roten Linien", die bei den anstehenden Verhandlungen
über einen Kapazitätsabbau in Duisburg nicht überschritten werden dürften. Die
bestehenden Tarifverträge müssten Bestand haben. Betriebsbedingte Kündigungen
müssten ausgeschlossen sein. Außerdem bräuchten alle Standorte eine
Standortgarantie. Schließlich dürfe es keinen Stopp bei Investitionen "in die
grüne Zukunft" geben. Zum geplanten EPCG-Einstieg sagte er: "Gegen Milliardäre
haben wir nichts, solange er Geld in den Stahl investiert, aber das muss er uns
erst noch beweisen."

Demonstration in Essen am 23. Mai geplant

Nasikkol kündigte für den 23. Mai eine Demonstration in Essen an. Dann wolle man López zeigen, "wo der Stahlhammer hängt". In Essen sitzt die
Thyssenkrupp-Konzernzentrale. Für den 23. Mai ist die nächste
Aufsichtsratssitzung der AG angesetzt. Beobachter gehen davon aus, dass das
Gremium dann über den Einstieg von EPCG entscheiden wird.

Bei der Kundgebung sprachen auch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, die ihren Wahlkreis in Duisburg hat, sowie Nordrhein-Westfalens Arbeitsminister Karl-Josef
Laumann (CDU) zu den Beschäftigten.

Die Stahlsparte des Thyssenkrupp-Konzerns ist Deutschlands größter
Stahlhersteller. Beschäftigt werden rund 27 000 Menschen, davon 13 000 in
Duisburg. Fast alle Standorte von Thyssenkrupp Steel Europe liegen in
Nordrhein-Westfalen./tob/DP/jha
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
THYSSENKRUPP AG O.N. 750000 Xetra 4,927 15.05.24 17:35:10 -0,003 -0,06% 0,000 0,000 4,739 4,930

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