28.04.2024 15:31:31 - dpa-AFX: POLITIK: 135 Skulpturen erinnern auf Bootsfahrt an Opfer der Ahr-Flut

MAINZ (dpa-AFX) - Hinterbliebene der tödlichen Flutkatastrophe im Ahrtal
erinnern mit einer besonderen Bootsfahrt an die Opfer. Auf einem Personenschiff
fuhren am Samstag 135 Skulpturen eines Bildhauers und Aktionskünstlers mit, die
als Symbol für die zu Tode gekommen Menschen in der Nacht vom 14. auf den 15.
Juli 2021 stehen. Das Boot startete in Remagen und fuhr in Richtung Mainz. In
der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt sollte ein Brief an
Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) übergeben werden.

Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen zur tödlichen Flutkatastrophe im Ahrtal vor wenigen Tagen eingestellt. Zuvor hatte sie rund zweieinhalb Jahre
gegen den Ex-Landrat Jürgen Pföhler (CDU) und einen Mitarbeiter des Krisenstabs
unter anderem wegen der fahrlässigen Tötung durch Unterlassen ermittelt. Die
Behörde kam nach umfangreichen Ermittlungen unter anderem zu dem Schluss, dass
es sich um eine außergewöhnliche Naturkatastrophe gehandelt habe, deren extremes
Ausmaß für die Verantwortlichen des Landkreises Ahrweiler nicht konkret
vorhersehbar gewesen sei.

Hinterbliebene wollen die Entscheidung nicht akzeptieren. In zwei Fällen war danach Beschwerde gegen die Entscheidung eingelegt worden. Die Initiatoren der
Aktion gehören dazu. Sie sprechen von einem Schlag ins Gesicht der Betroffenen.
In dem Brief an die Ministerpräsidentin wird harte Kritik an Justizminister
Herbert Mertin (FDP) geübt. In dem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden
Schreiben wird dem Minister vorgeworfen, seiner Verantwortung nicht gerecht
worden zu sein und die Beschwerden der Hinterbliebenen nicht ausreichend zu
berücksichtigen.

Bei der Flutkatastrophe waren im Rheinland-Pfalz 136 Menschen ums Leben
gekommen, davon 135 in der Ahr-Region und einer im Raum Trier. Ein Mensch gilt
noch immer als vermisst. Im benachbarten Nordrhein-Westfalen starben bei dem
Hochwasser nach extremem Starkregen 49 Menschen. Tausende Häuser wurden
zerstört, Straßen und Brücken weggespült.

Die 135 Skulpturen waren bereits Mitte Februar zum Abschluss der
Beweisaufnahme im Flut-Untersuchungsausschuss des rheinland-pfälzischen Landtags
vor dem Parlament in Mainz aufgebaut worden. Nach der Sommerpause soll der
Bericht im September-Plenum öffentlich diskutiert werden./glb/DP/he

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