26.04.2024 15:50:23 - dpa-AFX: ROUNDUP: Hitze belastet viele im Job

BERLIN (dpa-AFX) - Stickige Luft im Büro, drückende Temperaturen in
Werkshallen und auf Baustellen: Fast ein Viertel der Beschäftigten in
Deutschland fühlt sich einer Umfrage zufolge bei Hitze während der Arbeit stark
beeinträchtigt. Eine solche hohe Belastung gaben 23 Prozent bei der Umfrage im
Auftrag der Krankenkasse DAK-Gesundheit an, die am Freitag in Berlin vorgestellt
wurde. Das seien etwa zehn Millionen Menschen. Der Sommer 2024 naht schon. Und
Gesundheitsexperten haben Hitze bereits als brennendes Thema im Blick.

DAK-Chef Andreas Storm sagte: "Hitze ist das größte durch den Klimawandel
bedingte Gesundheitsrisiko in Deutschland - auch für die Beschäftigten." Beim
Klima- und Hitzeschutz seien eine Bewusstseinswende und mehr Aufklärung nötig.
"Ein breites Bündnis der Akteure muss sich für eine resiliente Arbeitswelt
einsetzen, die sowohl für die Menschen als auch für die Umwelt nachhaltig
gestaltet ist."

Für den "DAK-Gesundheitsreport" befragte das Meinungsforschungsinstitut
Forsa den Angaben zufolge im Zeitraum 22. August bis 8. September 2023 rund 7000
Beschäftigte zwischen 18 und 65 Jahren. Alle Auszählungen und Analysen wurden
demnach durch das Iges Institut auf Basis des von Forsa übernommenen
Rohdatensatzes erstellt. Daneben wurden für den Report weitere Datenquellen
genutzt. So wurden unter anderem die Daten von 2,4 Millionen erwerbstätigen
DAK-Versicherten ausgewertet.

Hitzewellen beeinflussen Arbeitsbedingungen

Rund 69 Prozent der Beschäftigten sehen der Umfrage zufolge eine
Einschränkung ihrer Leistung durch extreme Temperaturen. 19 Prozent haben
demnach hitzebedingte Gesundheitsprobleme. "Unser Report zeigt alarmierend, wie
Hitzewellen bereits jetzt die Arbeitsbedingungen beeinflussen und sich auf
Wohlbefinden, Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten auswirken",
sagte Storm.

Bestimmte Berufsgruppen sind laut der Umfrage von August/September 2023 bei
Hitze besonders oft beeinträchtigt. So gaben von den befragten Pflegekräften 49
Prozent an, stark belastet zu sein. Im Baugewerbe oder im Handwerk seien es 28
Prozent gewesen. Insgesamt führe das Arbeiten bei hohen Temperaturen häufig zu
verminderter Leistung: Gut die Hälfte der Befragten (53 Prozent) gab an, nicht
so produktiv zu sein wie sonst. 42 Prozent gaben an, bei großer Hitze
Schwierigkeiten mit der Konzentration zu haben.

Gesundheitliche Probleme durch Extremtemperaturen haben der Umfrage zufolge
19 Prozent aller Beschäftigten. "Es ist alarmierend, dass fast jeder fünfte
Beschäftigte hitzebedingte Gesundheitsprobleme kennt", sagte Volker Nürnberg,
der den Report als Experte für betriebliches Gesundheitsmanagement begleitete.
Firmen müssten rasch alle Arbeitsabläufe an Hitzeperioden anpassen und Maßnahmen
zum Schutz der Beschäftigten ergreifen.

Handlungsauftrag für Politik und Wirtschaft

Maßnahmen für Kühle und Schatten sind der Umfrage zufolge schon
weitverbreitet und werden von Beschäftigten stark genutzt. Fast drei Viertel
können demzufolge den Arbeitsort durch Verdunklung oder Beschattung kühlen:
Knapp 70 Prozent geben an, das Angebot bei Hitze wahrzunehmen. Dennoch machen
sich 28 Prozent der Beschäftigten Sorgen, dass ihr Betrieb langfristig nicht
ausreichend auf wiederkehrende Hitzeperioden vorbereitet ist.

Maike Voss, geschäftsführende Direktorin des Centre for Planetary Health
Policy, sieht den Report als Handlungsauftrag an Politik und Wirtschaft. "Die
ersten Hitzerekorde haben wir 2024 bereits im Frühling erlebt. Jetzt ist es
höchste Zeit, sich auf einen heißen Sommer im Betrieb vorzubereiten." Dafür
müssten Unternehmen genau wissen, welche Beschäftigten besonders gefährdet und
welche Schutzmaßnahmen wirksam und erprobt seien.

Die Bundesregierung und Medizinexperten haben Hitzerisiken ebenfalls schon
stärker ins Visier genommen. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)
aktivierte im vergangenen Jahr erstmals einen nationalen Hitzeschutzplan, der
unter anderem mehr öffentliche Informationen, mehr Vorbereitung und direkte
Tipps von Hausärztinnen und Hausärzten vorsieht. Im Blick stehen auch Aufklärung
und Betreuung in Pflegeheimen und Kliniken.

Am 5. Juni ist auch ein zweiter bundesweiter "Hitzeaktionstag" geplant. Der
Initiative gehören unter anderem die Bundesärztekammer, die Arbeiterwohlfahrt,
die Deutsche Krankenhausgesellschaft und die gesetzlichen Krankenversicherungen
an. Geplant sind nach Angaben der Initiatoren Veranstaltungen und Aktionen in
mehreren Städten, bei denen es etwa um Hitzeschutz für Familien und ältere
Menschen geht./asn/DP/ngu

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