25.04.2024 19:54:49 - dpa-AFX: POLITIK: Faeser will Drogenhandel mit Kooperation von Häfen bekämpfen

BERLIN (dpa-AFX) - Bundesinnenministerin Nancy Faeser setzt bei der
Bekämpfung des internationalen Drogenhandels auf die Zusammenarbeit mit den
Bürgermeistern der Hafenstädte Hamburg, Antwerpen und Rotterdam. "Wir wollen den
Kampf gegen die internationalen Drogenkartelle noch stärker forcieren", sagte
die SPD-Politikerin am Donnerstag in Berlin. "Ein Land alleine kann das nicht
gut. Wir müssen versuchen, die Gewaltspirale, die mit den Drogen aus Südamerika
bei uns ankommt, zu durchbrechen."

Kokainschwemme in Rekordmengen im 2023

Die Bürgermeister der drei größten Häfen Europas begrüßten die Initiative
des Ministeriums. "Wenn wir nichts tun, nehmen wir hin, dass gefährdete Teile
unserer Städte von der organisierten Kriminalität vereinnahmt werden", sagte
Rotterdams Bürgermeister, Ahmed Aboutaleb. Antwerpens Bürgermeister Bart de
Wever betonte, dass die Zusammenarbeit notwendig sei, da sonst die
Drogenkartelle von einer Stadt in die andere auswichen. Zollfahnder
beschlagnahmten im Jahr 2023 an den beiden Haupteinfuhrhäfen für Kokain in
Europa eine Rekordmenge von fast 180 Tonnen Kokain.

Auch in Hamburg grassiert der Drogenschmuggel. Eine Rekordmenge von rund 35
Tonnen Kokain hatte das Zollfahndungsamt Hamburg im vergangenen Jahr in den
deutschen Seehäfen sichergestellt. "Der Drogenschmuggel sucht sich immer neue
Kanäle, deshalb brauchen wir eine starke Allianz der Häfen und der
Nationalregierungen", sagte Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). Es
müsse verhindert werden, dass die organisierte Kriminalität wegen des
Drogenkonsums und Drogenschmuggels in der Hansestadt zunimmt, so wie in
Antwerpen und Rotterdam. Man wolle verhindern, dass Kokainschmuggler Hamburg als
leichten Umschlagsort für ihre Drogen begriffen und von Rotterdam oder Antwerpen
in die Hansestadt wechselten.

Der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe begrüßte den
Schulterschluss der Hafenstädte mit dem Bundesinnenministerium: "Die Bekämpfung
der Drogenkriminalität ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe", teilte der
Geschäftsführer am Donnerstag mit.

Internationaler Schulterschluss gegen Drogenschmuggel

Faeser sagte, man brauche einen hohen Ermittlungsdruck entlang der gesamten
Logistikkette. Deshalb habe sie mit den südamerikanischen Staaten vereinbart,
"dass wir zusammen gegen Hintermänner vorgehen und Finanzstrukturen aufdecken".
Die Innenministerin hatte im Februar Absichtserklärungen mit dem brasilianischen
Justizminister und dem peruanischen Innenminister unterzeichnet. Zuvor waren
auch Tschentscher und seine Amtskollegen aus Rotterdam und Antwerpen nach
Kolumbien und Ecuador gereist, um mit den dortigen Sicherheitsbehörden eine
gemeinsame Strategie zu entwickeln.

Im Januar hatte sich eine europäische Hafenallianz gegen Drogenschmuggel
gegründet. Unter anderem sollen Zollbehörden gezieltere Kontrollen in den Häfen
vornehmen können und Kriminelle mit Unterstützung von Europol und der
Europäischen Staatsanwaltschaft effektiver verfolgt werden. Am 7. Mai soll in
Hamburg bei einer Konferenz mit EU-Partnern und Staaten aus Südamerika über
weitere Schritte zum Schutz der Häfen beraten werden./scr/DP/he

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