25.04.2024 16:26:50 - dpa-AFX: VERMISCHTES/ROUNDUP 2: US-Gericht hebt Urteil gegen Harvey Weinstein auf

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NEW YORK (dpa-AFX) - Ein Gericht in New York hat die historische
Verurteilung des ehemaligen Filmmoguls Harvey Weinstein wegen Sexualverbrechen
aufgehoben. Die Richter gaben am Donnerstag in einer überraschenden Entscheidung
der Berufung des 72-Jährigen statt, wie aus einem Gerichtsdokument hervorging.

"Wir kommen zu dem Schluss, dass das erstinstanzliche Gericht
fälschlicherweise Zeugenaussagen über nicht angeklagte, mutmaßliche frühere
sexuelle Handlungen gegen andere Personen als die Kläger der zugrunde liegenden
Straftaten zugelassen hat", schrieb der zuständige Richter.

In dem aufsehenerregenden Prozess ging es vor allem um zwei Vorwürfe:
Weinstein soll 2006 die Produktionsassistentin Mimi Haleyi zum Oralsex gezwungen
und die heutige Friseurin Jessica Mann 2013 vergewaltigt haben. Tatsächlich
stützte sich die Anklage bei dem weltweit beachteten Fall auf eine Reihe von
Zeuginnen, die Weinstein sexuelle Übergriffe vorwarfen, die allerdings nicht
Teil der Anklage waren. Die Staatsanwaltschaft wollte mit ihrer Hilfe zeigen,
dass die Taten Weinsteins einem wiederkehrenden Muster folgten.

Weinstein wurde daraufhin im Jahr 2020 zu 23 Jahren Haft wegen
Vergewaltigung und sexueller Nötigung verurteilt. In einem weiteren Strafprozess
in Los Angeles kamen 16 Jahre Gefängnis dazu. Nach Angaben der Zeitung "New York
Times" muss nun Manhattans Bezirksstaatsanwalt Alvin Bragg entscheiden, ob er
ein neues Verfahren gegen Weinstein einleitet.

Der erste Weinstein-Prozess markierte einen Meilenstein der Rechtsgeschichte - auch deshalb, weil die ehemalige Hollywood-Größe vor allem auf Basis der
Aussagen von Zeuginnen für schuldig befunden, obwohl er selbst stets seine
Unschuld beteuerte. Materielle Beweise spielten in dem Verfahren eine
untergeordnete Rolle.

Der Fall hatte damals die #MeToo-Bewegung maßgeblich mit ausgelöst. Mehr als 80 Frauen werfen Weinstein sexuelle Übergriffe vor. Die Anschuldigungen gegen
den Produzenten, im Herbst 2017 von der "New York Times" und dem Magazin "New
Yorker" veröffentlicht, waren der Anfang der MeToo-Bewegung.

Überall auf der Welt erkannten viele Frauen und auch einige Männer ihre
eigenen Geschichten in denen der mutmaßlichen Weinstein-Opfer wieder - sie
begannen, diese Geschichten unter dem Schlagwort "Me too" ("Ich auch") zu
sammeln. Die MeToo-Bewegung hatte das Urteil gegen Weinstein gefeiert - aber
auch kritisiert, dass er nicht in allen Anklagepunkten für schuldig befunden
wurde.

Es blieb am Donnerstag zunächst unklar, welche Auswirkungen die Aufhebung
des Urteils auf Weinstein haben wird, der in einem Gefängnis im Bundesstaat New
York sitzt. Wegen der Verurteilung in dem zweiten Prozess aus Kalifornien wird
er nicht auf freien Fuß kommen./scb/DP/mis

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