24.04.2024 11:09:05 - dpa-AFX: Bundesbank-Chef: Verbraucher würden von digitalem Euro profitieren

BERLIN (dpa-AFX) - Verbraucherinnen und Verbraucher im Euroraum würden nach
Einschätzung des Bundesbank-Präsidenten Joachim Nagel von einem digitalen Euro
profitieren. Ihnen stünde ein europäisches Zahlungsmittel zur Verfügung, das
sicher, bequem, schnell, zuverlässig, kostenlos und im gesamten Euroraum nutzbar
sei, sagte Nagel am Mittwoch in Berlin. "Aus heutiger Sicht funktionieren
beispielsweise deutsche Bankkarten in anderen Euro-Ländern nicht immer." Es gebe
auch keinen Grund, Angst davor zu haben, ein "gläserner Kunde" zu werden.

Im Gegensatz zu vielen kommerziellen Zahlungsanbietern habe das Eurosystem
kein Interesse daran, das Zahlungsverhalten der Menschen zu überwachen. "Das
Eurosystem wäre nicht in der Lage, Personen anhand ihrer Zahlungen zu
identifizieren", sagte Nagel laut Redetext.

Seit Jahren tüfteln die Währungshüter im Euroraum unter Federführung der
Europäischen Zentralbank (EZB) an einer digitalen Variante der europäischen
Gemeinschaftswährung als Ergänzung zu Schein und Münze. Damit soll privaten
Anbietern vor allem aus den USA, die derzeit den Markt für digitale Zahlungen in
Europa dominieren, ein europäisches digitales Bezahlangebot entgegengesetzt
werden. Noch ist nicht entschieden, ob und ab wann es einen digitalen Euro gibt.
"Der digitale Euro wäre eine Ergänzung zum Bargeld, kein Ersatz", bekräftigte
der Bundesbank-Präsident.

Nagel zufolge würden die meisten Menschen mit dem digitalen Euro über Apps
auf ihrem Smartphone bezahlen. Aber auch diejenigen, die kein Smartphone
besitzen, sollten die Möglichkeit dazu haben. "Eine derzeit vom Gesetzgeber
diskutierte Option ist die Ausgabe physischer Karten, die auch Menschen ohne
Bankkonto zur Verfügung stehen würden."

Auch Handel und Kreditinstitute würden Nagel zufolge von einem digitalen
Euro profitieren. Kritiker befürchten dagegen, dass eine digitale Variante der
europäischen Gemeinschaftswährung ein attraktiver Ersatz für Bankeinlagen werden
könnte und die Institute so eine wichtige Finanzierungsquelle verlieren. Im
Krisenfall könnte es zudem zu einem Bank-Run kommen, bei dem Sparer Einlagen in
kurzer Zeit im großen Stil bei Kreditinstituten abziehen. Um den Abzug von
Einlagen zu verhindern, wird diskutiert, Obergrenzen für den digitalen Euro
einzuführen. "Wir würden dafür sorgen, dass die Menschen den digitalen Euro
nicht als Wertaufbewahrungsmittel, sondern wie beabsichtigt als Zahlungsmittel
nutzen", sagte Nagel./mar/DP/mis

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