24.04.2024 11:07:31 - dpa-AFX: ROUNDUP: Ifo-Geschäftsklima steigt drittes Mal in Folge

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im
April erneut verbessert. Das Ifo-Geschäftsklima stieg zum Vormonat um 1,5 Punkte
auf 89,4 Zähler, wie das Ifo-Institut am Mittwoch in München mitteilte. Es ist
der dritte Anstieg des wichtigen Konjunkturbarometers in Folge. Ökonomen
sprechen nach einer solchen Serie häufig von einer konjunkturellen Wende zum
Besseren. Auch andere Frühindikatoren hatten zuletzt positiv überrascht.

Die Markterwartungen wurden übertroffen. Analysten hatten im Schnitt mit
88,8 Punkten gerechnet. Die rund 9000 befragten Unternehmen bewerteten sowohl
die Aussichten auf ihre künftigen Geschäfte als auch die aktuelle Lage besser
als im Vormonat. "Die Konjunktur stabilisiert sich, vor allem durch die
Dienstleister", kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Das Geschäftsklima
hellte sich in allen betrachteten Wirtschaftsbereichen auf.

"Das sieht nach Trendwende aus", kommentierte Ökonom Jens-Oliver Niklasch
von der Landesbank Baden-Württemberg. In schwierigen Zeiten müsse man vorsichtig
bleiben, aber zumindest spreche einiges dafür, dass das Konjunkturtief im Winter
durchschritten sei. "Wenn ab voraussichtlich Mitte des Jahres auch Zinssenkungen
der Europäischen Zentralbank anschieben, dann dürfte es im laufenden Jahr für
die deutsche Wirtschaft für ein kleines BIP-Plus reichen."

"In der deutschen Wirtschaft macht sich eine Frühjahrsbelebung breit",
resümierte Robin Winkler, Chefökonom Deutschland von der Deutschen Bank. Schon
am Vortag hatten die Einkaufsmanagerindizes von S&P ein günstigeres
Konjunkturbild abgegeben. Zwar stehen die Zeichen in der schwer angeschlagenen
Industrie noch nicht auf Wachstum, die Lage scheint sich aber zumindest nicht
mehr zu verschlechtern. Für Wachstum sorgt vor allem der Dienstleistungssektor.
Ökonomen sprechen deshalb von einer "Wirtschaft der zwei Geschwindigkeiten".

Trotz aller Freude fanden sich auch warnende Stimmen: "Es ist nicht so, dass nun eine kräftige wirtschaftliche Erholung bevorsteht, vielmehr kommt es etwas
besser als befürchtet", relativierte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP-Bank. "Ein
deutlicher Einbruch des Wachstums bleibt aus." Jörg Krämer, Chefvolkswirt der
Commerzbank, äußerte: Deutschland stehe nicht vor einem starken Aufschwung, weil
die Standortqualität seit den Merkel-Jahren erodiere und die Bundesregierung
nicht entschlossen gegensteuere.

Vor allem die deutsche Industrie ist von den Folgen des russischen Kriegs
gegen die Ukraine heftig getroffen worden. Die zeitweise extrem hohen Energie-
und Rohstoffkosten, die mittlerweile wieder gesunken sind, haben das
Geschäftsmodell der Branche infrage gestellt. Hinzu kommen mehrere
Langfristaufgaben wie der Fachkräftemangel, die Digitalisierung oder der
Klimaschutz./bgf/la/jha/

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