22.04.2024 06:35:03 - dpa-AFX: ROUNDUP: Weltweite Militärausgaben durch Ukraine-Krieg auf Höchststand

STOCKHOLM (dpa-AFX) - Die weltweiten Militärausgaben haben 2023 wieder einen
Höchststand erreicht. Bereits zum neunten Mal in Folge übertrafen die Zahlen die
Ausgaben des Vorjahres, wie aus einem neuen Bericht des Stockholmer
Friedensforschungsinstituts Sipri hervorgeht, der am Montag veröffentlicht
wurde. Demnach stiegen die Ausgaben im Jahr 2023 inflationsbereinigt um 6,8
Prozent auf 2,44 Billionen US-Dollar (rund 2,28 Billionen Euro) - der größte
Anstieg im Jahr-zu-Jahr-Vergleich seit 2009. 2022 waren es noch 2,24 Billionen
Dollar (rund 2,04 Billionen Euro) gewesen. Die größten zehn Geldgeber haben
allesamt ihre Ausgaben deutlich erhöht.

Mit für diesen beispiellosen Anstieg verantwortlich sei auch der Krieg
zwischen Russland und der Ukraine. "Alle Regionen, die wir abbilden, haben
zugenommen. Das gibt uns eine Perspektive für eine Welt, die sich weniger sicher
fühlt und vielleicht eher auf harte Sicherheitsmaßnahmen als auf diplomatische
Mittel zurückgreift", sagte Sipri-Forscher Lorenzo Scarazzato der Deutschen
Presse Agentur. Ein Land nehme Spannungen und Instabilität wahr und strebt daher
statt diplomatischer Mittel lieber nach harter Sicherheit, investiere also
möglicherweise mehr in Militärausgaben. "Einer der Hauptgründe ist natürlich die
russische Invasion in der Ukraine. Wir haben gesehen, wie das in Europa zu einem
Anstieg der Militärausgaben geführt hat", erklärte Scarazzato.

Big Player bleiben oben

Die USA bleiben ungeschlagen an der Spitze der Staaten, die die meisten
Ausgaben für das Militär haben. Sie alleine machten mit 916 Milliarden US-Dollar
(knapp 859 Milliarden Euro) mehr als ein Drittel (37 Prozent) der weltweiten
Militärausgaben aus - etwa das Dreifache vom zweitplatzierten China. Mit 12
Prozent der weltweiten Ausgaben gab China geschätzte 296 Milliarden Dollar für
das Militär aus - sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Zusammen machten nur diese
beide Staaten etwa die Hälfte der weltweiten Ausgaben 2023 aus.

Insgesamt blieben die obersten sieben Plätzen nach Angaben des Berichts
konstant. Auf Platz drei stand demnach Russland, gefolgt von Indien und
Saudi-Arabien, wie auch bereits 2022. Deutschland rangierte abermals auf dem
siebten Platz der Staaten mit den größten Ausgaben - kurz hinter Großbritannien.

Deutsche Entwicklung

"Wenn es um Deutschland geht, wird es oft kritisiert, weil es das
Zwei-Prozent-Ziel der Nato noch nicht erreicht hat", sagte der Sipri-Forscher im
Bezug auf die Auswertungen. "Was wir vielleicht nicht vergessen sollten, ist,
dass Deutschland eine der wichtigsten Wirtschaftsmächte in Europa ist und nach
dem Vereinigten Königreich die zweitgrößten Militärausgaben in Europa tätigt."
Deutschland habe damit einen effektiven Anteil an den Ausgaben. Die
Bundesregierung stellte für 2024 das Erreichen des Zwei-Prozent-Ziels in
Aussicht. "Ich denke also, wir sehen, wie sich in Deutschland das Narrativ
ändert", sagte Scarazzato.

"Deutschland trägt mittlerweile einen erheblichen Teil zur globalen
Aufrüstungsspirale bei", meint dazu Alexander Lurz, Abrüstungsexperte bei
Greenpeace. "Der unrühmliche Platz 7 in der Liste der Staaten mit dem größten
Militärbudget sollte alle zum Nachdenken bewegen, die jetzt auch noch ein
zweites Sondervermögen oder die Reform der Schuldenbremse zur Aufrüstung der
Bundeswehr fordern". Generell gebe es seiner Ansicht nach ein verengtes
Verständnis von Sicherheit. Nur mit Rüstung ließe sich diese nicht erreichen.
"Wir sehen, dass die massive Aufrüstung die Welt nicht zu einem sichereren Ort
macht, sondern die Gewalt allerorten fördert", sagte er.

Die weltweiten Militärausgaben entsprachen 2,3 Prozent des globalen
Bruttoinlandsprodukts.

Einfluss des Ukraine-Kriegs

Der größte prozentuale Anstieg in der Gruppe der Top 10 war in der Ukraine
zu verzeichnen. Ihre Militärausgaben stiegen um 51 Prozent auf 64,8 Milliarden
Dollar (etwa 60,7 Milliarden Euro). Sie wechselten so von Platz 11 im Jahr 2022
auf Platz 8 im Jahr 2023. Die Militärausgaben machten mehr als die Hälfte (58
Prozent) der gesamten Staatsausgaben aus. Dieser Anteil lag somit deutlich höher
als in Russland, wo die Militärausgaben im vergangenen Jahr 16 Prozent der
gesamten Staatsausgaben ausmachten.

Hinzu kamen Militärhilfen anderer Länder für die Ukraine in Höhe von
mindestens 35 Milliarden Euro. Diese Hilfen und die eigenen Militärausgaben der
Ukraine machten etwa 91 Prozent der russischen Militärausgaben aus.

In Russland stiegen die Militärausgaben um 24 Prozent auf geschätzte 109
Milliarden Dollar (etwa 102 Milliarden Euro) im Jahr 2023.

Der jährlich erscheinende Sipri-Bericht zu den Militärausgaben in aller Welt gilt als weltweit umfassendste Datensammlung dieser Art. Die Friedensforscher
zählen auch Aufwände für Personal, Militärhilfen sowie militärische Forschung
und Entwicklung zu den Ausgaben./mee/DP/zb
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
BOEING CO. DL 5 850471 Frankfurt 166,240 03.05.24 16:43:00 -0,520 -0,31% 165,500 166,280 167,500 166,760
AIRBUS SE 938914 Frankfurt 154,400 03.05.24 17:16:03 +0,960 +0,63% 154,280 154,780 153,700 153,440
RHEINMETALL AG 703000 Frankfurt 533,600 03.05.24 18:08:44 +23,000 +4,50% 533,600 534,800 515,800 510,600
HENSOLDT AG INH O.N. HAG000 Frankfurt 37,740 03.05.24 18:03:48 +2,180 +6,13% 37,660 37,760 36,000 35,560
RENK GROUP AG INH O.N. RENK73 Frankfurt 28,740 03.05.24 17:41:45 +2,575 +9,84% 28,705 28,965 26,885 26,165

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