19.04.2024 13:54:59 - dpa-AFX: Börse Frankfurt-News: "Falkenhafte Fed, taubenhafte EZB" (Anleihen)

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Nahostkrieg und Notenbanken geben den Takt
vor - unter dem Strich ging es hoch mit den Renditen diese Woche.
Unternehmensanleihen bleiben gesucht, etwa von Porsche SE. Und auch die neue
Karlsberg-Anleihe wollen viele haben.

19. April 2024. Es herrscht Unruhe nach dem mutmaßlichen Angriff Israels auf den
Iran in der vergangenen Nacht. Rainer Petz von Oddo BHF spricht von "politisch
geprägten Märkten". "Außerdem sind die Notenbanken weiter Thema - und die
zuletzt enttäuschten Erwartungen bezüglich der Zinssenkungen", erklärt der
Händler. Ein erster Zinsschritt in den USA wird an den Geldterminmärkten nun
erst für den 18. September eingepreist, wie die Deutsche Bank meldet, eine erste
Zinssenkung der EZB mit Wahrscheinlichkeit von 81 Prozent für den 6. Juni.

Wegen der Lage im Nahen Osten legen Anleihen heute zu, die Renditen fallen.
Zuvor waren die Renditen aber deutlich gestiegen. Zehnjährige Bundesanleihen
rentierten in der Spitze mit fast 2,5 Prozent nach 2,39 Prozent vor einer Woche.
Am Freitagmittag sind es immer noch 2,46 Prozent.

EZB wird Fed wohl vorangehen

Die Zinserwartungen für die Eurozone und die USA gehen nun noch weiter
auseinander: "Die Wortmeldungen der US-Notenbanker waren zuletzt eher
falkenhaft, wiesen also auf tendenziell hohe Zinsen hin", stellt Analyst Hauke
Siemßen von der Commerzbank fest. "Die jüngsten Wortmeldungen der
EZB-Ratsmitglieder waren im Gegensatz dazu eher taubenhaft, betonten also
tendenziell eher bevorstehende Zinssenkungen." Selbst der geldpolitische Falke
und Bundesbankchef Nagel habe von einer gestiegenen Wahrscheinlichkeit einer
ersten EZB-Zinssenkung im Juni gesprochen.

Viel Zuspruch sieht Tim Oechsner von der Steubing AG für langlaufende
US-Staatsanleihen, etwa 2053 fällige mit Kupon von 4,75 Prozent (US912810TV08).
Eher Abgaben registriert Arthur Brunner von der ICF Bank für Papiere der
Europäische Finanzstabilisierungsfazilität EFSF mit Kupon von 0,05 Prozent und
Fälligkeit 2052 (EU000A1G0EM3). "An denen erkennt man gut, wie sich die höheren
Zinsen auswirken." Die Anleihen werden aufgrund des deutlichen Zinsanstiegs seit
Emission 2021 nur noch zu 42 Prozent gehandelt.

"Mit langen Laufzeiten hohes Zinsniveau sichern"

Im Geschäft mit Unternehmensanleihen sind weiter Laufzeiten um zwei Jahre
besonders gefragt, wie Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank
berichtet. Doch auch längere Laufzeiten sind gesucht. "Die Leute kaufen
fröhlich", erklärt der Händler. Beispiele sind 2044 beziehungsweise 2031 fällige
Anleihen von Eon (XS2791960664) und Mercedes (DE000A3LH6U5).

"Anleger sichern sich das hohe Zinsniveau mit langen Laufzeiten", stellt auch
Oechsner fest. Gefragt seien Bonds mit Restlaufzeiten von neun bis elf Jahren
von Nestlé (XS2555198162), Vonovia (DE000A3829J7), Eon (XS2574873183) und BMW
(XS2280845145). Ebenfalls gesucht: die Hybridanleihe der Stichting AK Rabobank
mit 6,5 Prozent-Kupon (), aber auch US-Dollar-Papiere von John
Deere mit 4,7 Prozent-Kupon und Fälligkeit 2030 (US24422EWZ86).

Immer gerne genommen: Porsche SE-Bonds

Sehr hohe Umsätze sieht Petz von Oddo BHF in der neuen Anleihe der Porsche
Automobil Holding SE. Die eine Tranche läuft bis 2032 und bietet 4,125 Prozent
(XS2802892054), die andere bis 2029 und 3,75 Prozent (XS2802891833). Wegen der
Gewinnwarnung von Südzucker gaben Bonds von Südzucker (XS0222524372) deutlich
nach, wie Brunner meldet, erholten sich dann aber etwas. Gute Umsätze in beide
Richtungen beobachtet er derzeit für Papiere der Deutschen Rohstoff AG
(DE000A3510K1). Die werden aktuell um 110 Prozent gehandelt. Das Unternehmen
profitiert derzeit vom hohen ?-lpreis, die Aktie liegt auf Rekordniveau.

(Zu) hohe Nachfrage nach neuer Karlsberg-Anleihe

Extrem gut an kommt offenbar die neue, fünfjährige Anleihe der Karlsberg
Brauerei (NO0013168005). Zeichnungsfrist für die Neuemission und Umtauschfrist
für die alte Anleihe (DE000A254UR5) wurden vorzeitig beendet. "Die Nachfrage war
extrem hoch, viel höher als bei der Emission der alten Anleihe", berichtet
Daniel. "Viele werden bei der Zuteilung wohl enttäuscht werden." Der Zinssatz
wurde auf 6 Prozent festgelegt, am unteren Ende der Spanne von 6 bis 7 Prozent.
Die reguläre Notierungsaufnahme an der Frankfurter Wertpapierbörse ist für den
2. Mai vorgesehen.

Ab kommenden Montag kann eine neue, bis 2029 laufende Anleihe von ABO Wind
(DE000A3829F5) gezeichnet werden, wie Brunner berichtet, voraussichtlich bis zum
2. Mai. Der Kupon des Green Bonds soll in einer Spanne zwischen 7 und 8 Prozent
liegen. Das Wiesbadener Unternehmen ist Projektentwickler für
Erneuerbare-Energien-Anlagen.

Von Anna-Maria Borse, 19. April 2024 © Deutsche Börse AG

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