19.04.2024 12:03:26 - MARKT-AUSBLICK/Test des Gap im DAX bei 17.200 steht an

Von Manuel Priego Thimmel

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Konflikt im Nahen Osten nimmt bedrohliche Formen an. Auf den iranischen Raketenangriff vom vergangenen Wochenende hat Israel nun mit einem Gegenschlag geantwortet. Es droht eine Eskalationsspirale. Der Ölpreis reagiert mit Aufschlägen, ein nachhaltiger Anstieg könnte die Inflation befeuern und die Zinswende durch die Zentralbanken verhindern. Der DAX ist deutlicher unter das Niveau von 18.000 gefallen, ein Test der Unterstützungszone um die 17.000 Punkte scheint nur eine Frage der Zeit zu sein. Für die Anleger heißt es nun, die Nerven zu behalten. Abverkäufe könnte Opportunitäten eröffnen, um verbilligt an den Aktienmärkten nachzukaufen.

Auch wenn Teheran wohl eher aus taktischen Gründen einen Angriff Israels noch dementiert, steht ohne Zweifel, dass es in der Region weiter rumort und aus zwei, drei Vergeltungsschlägen jederzeit ein nächster Krieg auf diesem Globus entstehen kann", heißt es bei Robomarkets. Vor allem der Ölpreis dürfte als Barometer dienen, wie sich die Geldpolitik wegen höherer Inflationsgefahren und damit auch die Finanzmärkte in Zukunft entwickeln werden. Nach einem kurzen Peak heute Nacht ist dieser zwar wieder zurückgekommen. "Aber aus der Ruhe und scheinbaren Einbahnstraße des ersten Quartals könnte für viele Anleger jetzt eine Sackgasse werden, aus der sie alle irgendwann gemeinsam schnell rückwärts wieder rauswollen", heißt es.

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Geopolitische Krisen häufig kein Grund zu verkaufen
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Es könnte aber auch anders kommen. Wie Warburg anmerkt, haben mit Blick auf die Märkte vergangene geopolitische Krisen gezeigt, dass sie kein Grund waren, die taktische Asset Allokation zu stark zu ändern oder Aktien gar komplett zu verkaufen. Beispielsweise habe der S&P-500 seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 rund 15 Prozent an Wert zugelegt - zum damaligen Zeitpunkt sicherlich nur schwer vorstellbar. "Allerdings hat die weitere Zuspitzung unterstrichen, dass geopolitische Krisen omnipräsent sind und zu den zentralen Risiken für die Weltwirtschaft in diesem Jahr zählen."

Die in der kommenden Woche anstehenden Konjunkturdaten sollten jedenfalls keine Verkaufsargumente liefern. Mit dem Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor ist das verlässlichste Konjunkturbarometer für den Euroraum im Februar und März überraschend stark gestiegen. "Wir gehen davon aus, dass dies keine Eintagsfliegen waren und erwarten für April einen weiteren leichten Anstieg. Auch der Index für die Industrie dürfte den Rücksetzer im März wieder wettgemacht haben", heißt es bei der Commerzbank. Dabei dürfte der Index für das Verarbeitende Gewerbe aber weiterhin klar unter der Expansionsschwelle von 50 bleiben - das wäre aus Marktsicht aber keine Überraschung.

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US-Wirtschaft bleibt auf Wachstumskurs
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In den USA ist die Wirtschaft im ersten Quartal hingegen wohl wieder überdurchschnittlich stark gewachsen. Die Commerzbank erwartet, dass die Wirtschaft gegenüber dem Vorquartal um auf Jahresrate hochgerechnet 2,2 Prozent zugelegt hat. "Erneut war der private Konsum ein starker Treiber. Außerdem profitierte der Wohnungsbau von dem zwischenzeitlichen Zinsrückgang. Dagegen hat der Wirtschaftsbau, der stark von Fiskalimpulsen angeheizt war, vermutlich nur noch stagniert", so die Analysten. Mit einem solchen Ergebnis würde die US-Wirtschaft zeigen, dass sie von einer Rezession weit entfernt ist.

Die starke US-Wirtschaft und die dortige hartnäckige Inflation sind für die Finanzmärkte bislang ein größeres Problem als der Krieg im Nahen Osten. Die Zinssenkungserwartungen für den Dollarraum wurden in den vergangenen Wochen immer stärker nach unten geschraubt. Erwartete der Markt zu Jahresbeginn noch mit 6 Senkungen a 25 Basispunkten (Bp) für das laufende Jahr, sind es jetzt nur noch 40 Bp. Die Commerzbank rechnet nur noch mit einer Zinssenkung 2024, und zwar im Dezember. Anders sieht es für die Eurozone aus: "Wir bleiben ... bei der Prognose, dass die EZB (ab Juni) ihren Einlagensatz vier Mal um jeweils 25 Basispunkte senkt und ihn dann ab dem ersten Quartal 2025 bei 3,0 Prozent belässt", heißt es.

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Berichtssaison eröffnet positives Überraschungspotenzial
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Charttechnisch sind die Börsen angezählt, aber nicht k.o. Der DAX, der gegen Freitagmittag bei knapp 17.700 Punkten notiert, steht knapp unterhalb einer markanten Haltezone. Gemeint ist laut HSBC das Unterstützungsbündel aus der Trendlinie bei aktuell 17.755, welche auf Wochenbasis die verschiedenen Hochpunkte von 2015 und 2021/22 verbindet, der 50-Tages-Linie bei derzeit 17.744 Punkten sowie dem unteren Bollinger Band bei 17.714 Punkten. Ein nachhaltiger Bruch dieser Bastion würde ein wichtiges Argument in Sachen Ausweitung der April-Korrektur liefern, so die Analysten von HSBC.

Wie weit würde eine Korrektur reichen? Darauf gibt es natürlich keine seriöse Antwort. "Im DAX wartet nach wie vor zunächst bei 17.200 Punkten eine Kurslücke, die jetzt wohl definitiv geschlossen werden dürfte. Auf diesem Niveau würden dann die Karten für den weiteren Jahresverlauf neu gemischt", so Robomarkets. Diese Einschätzung erscheint plausibel. Viel dürfte auch vom Verlauf der gerade beginnenden Berichtssaison abhängen. Wie Barclays anmerkt, sind die Markterwartungen an die Unternehmensgewinne zuletzt kräftig nach unten angepasst. Das eröffnet positives Überraschungspotenzial. Die Korrektur an den Börsen könnte schneller vorüber sein, als viele denken.

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April 19, 2024 06:03 ET (10:03 GMT)

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