19.04.2024 06:21:12 - dpa-AFX: VERMISCHTES: Erde hebt sich - Rätsel um den Vulkanismus in der Eifel

POTSDAM/MAINZ (dpa-AFX) - Der noch aktive Vulkanismus in der Eifel gibt
Forschern weiter Rätsel auf. Nach Studien aus den vergangenen Jahren weiß man
bereits, dass sich die Erde dort hebt. Nur ganz leicht, um einen Millimeter pro
Jahr. Gemessen hat man auch über Jahre Serien von sogenannten niederfrequenten
Erdbeben in 10 bis 45 Kilometern Tiefe. Und am Laacher See, wo der letzte
Vulkan-Ausbruch knapp 13 000 Jahre zurückliegt, zeugen aufsteigende Gase aus
großer Tiefe von magmatischer Aktivität.

"Der Vulkanismus in der Eifel ist jung. Man kann nicht ausschließen, dass es irgendwann wieder zu einem Ausbruch kommt", sagt Torsten Dahm vom Deutschen
Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam. Ob das in 100 oder 1000 Jahren der Fall
sein wird, könne keiner sagen. "Deshalb ist es auch wichtig, besser zu
beobachten, weil wir damit rechnen, dass, wenn sich etwas ändern würde, wir das
an den Messdaten sehen könnten."

Magma sammelt sich

Der große Ausbruch vor 13 000 Jahren hatte laut Forschern eine Wucht wie der philippinische Vulkan Pinatubo, der 1991 fünf Milliarden Kubikmeter Asche und
Staub in die Luft katapultierte. Man gehe davon aus, dass sich unter der Eifel
Magma in einer Tiefe von rund 50 Kilometern ansammle, schrieben Wissenschaftler
in einer 2019 präsentierten Studie. Das Hebungsgebiet mit dem Zentrum Eifel
umfasst auch Luxemburg, Ostbelgien und den Süden der Niederlande.

Unter der Erde schlummert noch viel Unbekanntes. "Wir wissen, dass es
irgendwo unter dem Laacher See ein altes magmatisches Reservoir gibt, aber wir
wissen nicht, wo das genau sitzt", sagt Dahm. Es aufzuspüren und mehr über
Erdkruste und Mantelstruktur zu erfahren, waren Ziele einer Untersuchung, die
das GFZ mit Partnern bis Herbst 2023 leitete.

Mögliche Nutzung für Geothermie

Mehr als 350 seismische Stationen seien dafür temporär um die Vulkanfelder
der Eifel aufgebaut und ein Jahr lang Erdbeben und Hintergrundrauschen
registriert worden, erklärt Dahm, der Projektverantwortliche. Die Daten würden
nun ausgewertet. "Wenn wir wüssten, wo das Reservoir ist, könnten wir gezielt
untersuchen, in welchem Zustand es heute ist. Es kann ja auch noch warm sein und
möglicherweise für Geothermie genutzt werden."

Der Vulkanismus in der Eifel sei der Einzige bundesweit, der noch aktiv sei, sagt Dahm, der beim GFZ die Sektion Erdbeben- und Vulkanphysik leitet. Um Beben
dort besser erfassen zu können, werde das Messnetz ausgeweitet. Mittelfristig
sollen elf neue Messtationen über die Eifel verteilt errichtet werden. Auch wie
sich der Boden hebt, nehmen Wissenschaftler genauer in den Blick. "Von 24
geplanten GPS-Stationen sind in den vergangenen Jahren bereits 20 um den Laacher
See aufgebaut worden, um mögliche Bodenbewegungen zu messen", erklärt Zhiguo
Deng vom GFZ.

Dass die Eifel nach wie vor ein aktives vulkanisches System ist, hatten
deutsche Forscher Anfang 2019 berichtet. Sie stellten seit 2013 unter dem
Laacher See acht Serien von niederfrequenten Erdbeben in bis zu 45 Kilometer
Tiefe fest. Dies seien Anhaltspunkte dafür, dass magmatische Fluide aus dem
oberen Erdmantel in die Erdkruste aufsteigen könnten, schrieben sie im
"Geophysical Journal International"./rtt/DP/zb

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