17.04.2024 18:51:42 - dpa-AFX: ROUNDUP: Boeing-Whistleblower bekräftigt Vorwürfe im US-Senat

WASHINGTON (dpa-AFX) - Ein Boeing -Ingenieur, der als
Whistleblower auftritt, hat bei einem Auftritt im US-Senat seine Kritik an der
Produktion des Langstrecken-Modells 787 "Dreamliner" bekräftigt. Sam Salehpour
behauptet, dass Boeing Fehler bei der Verbindung von Rumpfteilen der Maschine
zugelassen habe, was ihre Langlebigkeit beeinträchtigen könne. Der Konzern weist
die Vorwürfe zurück und verweist darauf, dass die von Salehpour genannten
Vorgaben strenger als nötig gewählt worden seien.

Salehpour verweist darauf, dass laut Boeing-Unterlagen Abstände zwischen den Rumpfteilen geschlossen werden müssen, die größer als 0,005 Zoll (0,127
Millimeter) sind. Er behauptet, dass bei mehr als 1000 Maschinen der 787 die
größeren Lücken an zwei Stellen nicht geschlossen worden seien. Boeing verweise
oft darauf, dass 0,005 Zoll nur die Dicke eines menschlichen Haares seien, sagte
er im Senats-Unterausschuss für Ermittlungen. Aber im Flug könne auch ein Fehler
in dieser Größenordnung "eine Frage von Leben und Tod sein", betonte Salehpour
am Mittwoch.

Er prangerte auch ein neues Produktionsverfahren beim viel benutzten
Langstrecken-Modell Boeing 777 an, bei dem es schwieriger sei, einzelne
Rumpfteile anzupassen. Auf die direkte Frage eines Senators, ob aus seiner Sicht
die 787 und die 777 unsicher seien, beschränkte sich Salehpour allerdings auf
die Feststellung, dass Vorgaben missachtet worden seien.

Der Whistleblower ging zugleich mit der Boeing-Unternehmenskultur hart ins
Gericht. "Mir wurde gesagt, ich soll die Klappe halten" - und er sei auch
bedroht worden, nachdem er seine Bedenken vorgebracht habe.

Bei der Anhörung treten keine Vertreter des Unternehmens auf. Zuvor
widersprach Boeing der Darstellung vehement. Chef-Ingenieur Steve Chisholm
verweist darauf, dass 671 Maschinen des Typs ihre Inspektionen nach sechs
Betriebsjahren absolviert hätten und bei keinem Flugzeug Probleme festgestellt
worden seien. Auch eine 787, bei der von 2010 bis 2015 die Belastung von 165 000
Flügen simuliert worden sei, habe keine Anzeichen von Materialermüdung am Rumpf
gezeigt. Die FAA habe die Ergebnisse der Untersuchungen abgesegnet.

Boeing-Managerin Lisa Fahl betonte zugleich, dass der Flugzeugbauer bei der
Entwicklung der 787 extrem vorsichtig gewesen sei. Die Vorgabe für die Spaltmaße
sei strikter festgesetzt worden, weil es das erste Flugzeug mit einem Rumpf aus
Verbundmaterialien gewesen sei. Mit mehr Daten habe man aber herausgefunden,
dass auch größere Abstände zulässig seien. Auch bei der 777 hätten neue
Produktionsmethoden nicht zu Problemen geführt, beteuert Boeing unter Verweis
auf Inspektionsdaten.

Bei dem Zwischenfall Anfang Januar, der Boeing viele unliebsame Schlagzeilen einbrachte, brach bei einer 737-9 Max von Alaska Airlines kurz nach dem Start im
Steigflug ein Rumpf-Fragment heraus. Die mehr als 170 Menschen an Bord kamen
glimpflich davon, allerdings waren die beiden Sitze in der Nähe des Lochs im
Rumpf auch durch einen glücklichen Zufall leer geblieben. Außerdem befand sich
das Flugzeug noch in relativ geringer Höhe.

Die Unfallermittlungsbehörde NTSB geht nach bisherigen Untersuchungen davon
aus, dass vier Befestigungsbolzen an dem herausgebrochenen Rumpfteil fehlten.
Alle anderen Maschinen des Typs wurden zunächst für mehrere Wochen stillgelegt,
durften aber nach Inspektionen wieder fliegen.

Die Boeing-Probleme treffen auch die US-Fluggesellschaften. So kostete der
Ausfall mehrerer Dutzend Maschinen der 737-9 Max im Flugplan im Januar United
Airlines rund 200 Millionen Dollar (188 Mio Euro). Die
Fluggesellschaft verbuchte deswegen im vergangenen Quartal einen Verlust von 124
Millionen Dollar. Außerdem bedeutet der ausbleibende Produktionsausbau bei
Boeing, dass die Airline weniger neue Maschinen als geplant bekommen wird.
United will sich nun 2026 und 2027 bei Leasinggesellschaften 35 Maschinen des
Boeing-Rivalen Airbus buchen. Die Flugzeuge des Typs A321neo
konkurrieren mit der 737./so/DP/nas
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
BOEING CO. DL 5 850471 Xetra 161,360 30.04.24 12:36:03 +0,640 +0,40% 161,320 161,380 161,660 160,720
AIRBUS SE 938914 Xetra 156,100 30.04.24 12:34:20 +0,180 +0,12% 156,040 156,100 156,200 155,920
UTD AIRLINES HLDGS DL-,01 A1C6TV Xetra 49,085 30.04.24 10:07:20 +0,210 +0,43% 48,860 49,255 49,285 48,875

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