17.04.2024 14:55:36 - dpa-AFX: VERMISCHTES/ROUNDUP: Offene Fragen nach dem Brand in Kopenhagen

KOPENHAGEN (dpa-AFX) - Kurz nach dem zerstörerischen Brand in der
historischen Börse in Kopenhagen gibt es unermüdlichen Rettungswillen und noch
einige offene Fragen. Am Mittwochmorgen bestätigte die Feuerwehr, in der
verbrannten Hälfte des Gebäudes seien noch immer Löscharbeiten im Gange, die
sich mindestens noch einen vollen Tag hinziehen würden. Seit Dienstagnachmittag
ist das Feuer nach Angaben der Feuerwehr unter Kontrolle. Ein Überspringen auf
die andere Hälfte des Bauwerks konnte demnach verhindert werden. Im Inneren
seien aber wichtige Strukturen zerstört. Auch Teile des Dachs waren eingestürzt.

Eine der größten Herausforderungen: das Gebäude nicht komplett einstürzen zu lassen. Dazu stellten die Einsatzkräfte zahlreiche Container an der Außenseite
der Mauern auf, um das Bauwerk so gut es geht zu stützen. Offen bleibt noch
immer die Frage, warum es zu dem Feuer kam. Wegen Restaurierungsarbeiten ist das
Bauwerk eingerüstet. Ob die Arbeiten etwas mit dem Feuer zu tun hatten, blieb
zunächst aber ungeklärt.

Ebenfalls ungeklärt ist noch, wie hoch der Schaden wirklich ist. Der Chef
der dänischen Handelskammer, Brian Mikkelsen, bekräftigte, dass das Gebäude auf
jeden Fall wieder aufgebaut werden solle.

Die alte Börse, in der sich heute die dänische Handelskammer befindet, die
auch Eigentümerin des Bauwerks ist, beherbergt unter anderem eine große
Kunstsammlung. Als Börse im eigentlichen Sinne wird das Gebäude schon lange
nicht mehr genutzt.

Zahlreiche Kunstwerke wurden unter anderem von Feuerwehrkräften und
Mitarbeitern der Handelskammer aus dem brennenden Gebäude gerettet. Auf einer
Pressekonferenz am Dienstag war dabei von "mehreren hundert" Artefakten die
Rede. Darunter auch das berühmte Gemälde "Von der Kopenhagener Börse" des Malers
P.S. Krøyer.

Am Mittwoch hieß es, dass es lange dauern könnte, ehe das Ausmaß des
Schadens beziffert werden könne. Unter anderem werden noch immer schwere
Skulpturen und Statuen geborgen. Mehrere Werke seien zudem unter dem Dach des
nicht ausgebrannten Teils der Börse identifiziert worden, sagte eine Sprecherin
des Nationalmuseums zur dänischen Nachrichtenagentur Ritzau. "Wenn wir keine
Artefaktlisten haben, dann muss man reingehen und alles anhand von Fotos und
anderen Dingen rekonstruieren." Das dauere natürlich.

In Deutschland wurden mit Blick auf den Brand in Kopenhagen Forderungen nach besserer Unterstützung zum Schutz von Kulturgut laut. "Wir versuchen seit vielen
Jahren das Thema auf Bundesebene voranzubringen", sagte Almut Siegel vom Portal
der Notfallverbünde Kulturgutschutz der Deutschen Presse-Agentur. Als Reaktion
auf solche Katastrophen sind bundesweit Notfallverbünde für Kulturgutschutz
gegründet worden.

Bislang gibt es Siegel zufolge etwa 70 dieser Zusammenschlüsse. Immer neue
kämen dazu. In diesen Verbünden haben sich meist Museen, Archive oder
Bibliotheken einer Region zusammengeschlossen. Sie führen Schulungen und Übungen
durch. Zu den Ereignissen in Kopenhagen sagte Siegel: "Das verursacht allen, die
für Kulturgut verantwortlich sind, einen großen Schreck und es ist ein schlimmer
Moment, zu sehen, dass trotz aller Bemühen so etwas passieren kann."

Die ikonische Spitze der brennenden historischen Börse in Kopenhagen ist
bereits zurück an die dänische Handelskammer gegangen. Mikkelsen, der Chef der
Handelskammer, bekam sie von einer Einsatzkraft am Mittwochmorgen übergeben. Er
selbst nannte es auf X (früher Twitter) "ein kleines Licht in der Dunkelheit".
Das Stück von der sogenannten Drachenspitze hatte den Brand und den tiefen Sturz
überstanden.

Die historische Börse liegt auf der östlichen Spitze der Insel Slotsholmen.
Das Gebäude wurde 1625 mit einem Kirchturm fertiggestellt. Es wurde auf
Anordnung des damaligen Königs im Stil der niederländischen Renaissance erbaut,
um Kopenhagen zu einem Finanz- und Handelszentrum zu machen./mee/DP/jha

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