17.04.2024 07:20:05 - dpa-AFX: ROUNDUP: US-Senat nimmt Sicherheitsprobleme bei Boeing in den Fokus

WASHINGTON (dpa-AFX) - Die Qualitätskontrollen beim amerikanischen
Flugzeugbauer Boeing werden am Mittwoch (ab 20.15 Uhr MESZ) im
Mittelpunkt einer Anhörung im US-Senat stehen. Im Unterausschuss für
Ermittlungen soll unter anderem ein Boeing-Mitarbeiter aussagen, der nun als
Whistleblower auftritt. Er behauptet, dass Boeing bei der Herstellung des
Modells 787 "Dreamliner" Fehler beim Zusammenfügen von Rumpfteilen toleriert
habe, was die Lebenszeit der Flugzeuge verringern könne. Der Konzern wies die
Vorwürfe mit Nachdruck zurück.

Boeing steht nach einem Beinahe-Unglück im Januar, bei dem eine Maschine des Typs 737-9 Max im Flug ein Rumpfteil verlor, unter Druck, die
Qualitätskontrollen zu verbessern. Die US-Luftverkehrsaufsicht FAA verlangt
einen ausführlichen Plan dafür und weigert sich, Boeing den Ausbau der
Produktion der 737-Baureihe zu erlauben. Die Senatoren wollen nun ebenfalls
tiefer in das Thema eintauchen.

Wichtigster Zeuge bei der Anhörung in Washington ist Sam Salehpour, der als
Boeing-Ingenieur früher an der 787 und dem viel genutzten Langstrecken-Modell
777 arbeitete. Nach seinen Angaben ließ Boeing bei der 787 zu große Spaltmaße
zwischen den einzelnen Rumpf-Abschnitten zu, was zu schnellerem Verschleiß
führen könne.

Boeing widerspricht der Darstellung vehement. Chef-Ingenieur Steve Chisholm
verweist darauf, dass 671 Maschinen des Typs ihre Inspektionen nach sechs
Betriebsjahren absolviert hätten und bei keinem Flugzeug Probleme festgestellt
worden seien. Auch eine 787, bei der von 2010 bis 2015 die Belastung von 165 000
Flügen simuliert worden sei, habe keine Anzeichen von Materialermüdung am Rumpf
gezeigt. Die FAA habe die Ergebnisse der Untersuchungen abgesegnet.

Boeing-Managerin Lisa Fahl betonte zugleich, dass der Flugzeugbauer bei der
Entwicklung der 787 extrem vorsichtig gewesen sei. Die Vorgabe für den Abstand
zwischen den Rumpfteilen sei auf 0,005 Zoll (0,127 Millimeter) - in etwa die
Dicke eines menschlichen Haars - festgesetzt worden, weil es das erste Flugzeug
mit einem Rumpf aus Verbundmaterialien gewesen sei. Mit mehr Daten habe man aber
herausgefunden, dass auch größere Abstände zulässig seien. Auch bei der 777
hätten neue Produktionsmethoden nicht zu Problemen geführt, beteuert Boeing
unter Verweis auf Inspektionsdaten.

Bei dem Zwischenfall Anfang Januar, der Boeing viele unliebsame Schlagzeilen einbrachte, brach bei einer 737-9 Max von Alaska Airlines kurz nach dem Start im
Steigflug ein Rumpf-Fragment heraus. Die mehr als 170 Menschen an Bord kamen
glimpflich davon, allerdings waren die beiden Sitze in der Nähe des Lochs im
Rumpf auch durch einen glücklichen Zufall leer geblieben. Außerdem befand sich
das Flugzeug noch in relativ geringer Höhe.

Die Unfallermittlungsbehörde NTSB geht nach bisherigen Untersuchungen davon
aus, dass vier Befestigungsbolzen an dem herausgebrochenen Rumpfteil fehlten.
Alle anderen Maschine des Typs wurden zunächst für mehrere Wochen stillgelegt,
durften aber nach Inspektionen wieder fliegen.

Die Boeing-Probleme treffen auch die US-Fluggesellschaften. So kostete der
Ausfall mehrerer Dutzend Maschinen der 737-9 Max im Flugplan im Januar United
Airlines rund 200 Millionen Dollar (188 Mio Euro). Die
Fluggesellschaft verbuchte deswegen im vergangenen Quartal einen Verlust von 124
Millionen Dollar. Außerdem bedeutet der ausbleibende Produktionsausbau bei
Boeing, dass die Airline weniger neue Maschinen als geplant bekommen wird.
United will sich nun 2026 und 2027 bei Leasinggesellschaften 35 Maschinen des
Boeing-Rivalen Airbus buchen. Die Flugzeuge des Typs A321neo
konkurrieren mit der 737./so/DP/zb
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
BOEING CO. DL 5 850471 Xetra 161,120 30.04.24 15:53:19 +0,400 +0,25% 161,160 161,340 161,660 160,720
AIRBUS SE 938914 Xetra 156,480 30.04.24 15:55:46 +0,560 +0,36% 156,580 156,640 156,200 155,920
UTD AIRLINES HLDGS DL-,01 A1C6TV Xetra 49,085 30.04.24 10:07:20 +0,210 +0,43% 48,360 48,485 49,285 48,875

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