16.04.2024 14:21:44 - dpa-AFX: ROUNDUP: Boehringer steckt Milliarden in Zukunft - Mahnung gen Berlin

INGELHEIM (dpa-AFX) - Der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim baut mit
Milliardeninvestitionen in Forschung und Entwicklung und einer ganzen Reihe an
Studien an seiner Zukunft. Im Geschäftsjahr 2023 bescherten vor allem die
üblichen Wachstumstreiber im Humanpharma-Geschäft den Ingelheimern ein
Umsatzwachstum.

Konzernchef Hubertus von Baumbach sprach am Dienstag von einem sehr starken
Jahr für Boehringer. Deutschlandchef Fridtjof Traulsen bereiten
Rahmenbedingungen hierzulande Sorgen.

Der Konzernumsatz kletterte im vergangenen Jahr um 9,7 Prozent auf 25,6
Milliarden Euro. Während die Sparte Humanpharma um 10,3 Prozent zulegte, kam der
Bereich Tiergesundheit auf ein Plus von 6,9 Prozent. Das Ergebnis unter dem
Strich veröffentlichten die Ingelheimer nicht. Für 2024 peilen sie eine leichte
Umsatzsteigerung an. Das Unternehmen hat weltweit rund 53 500 Mitarbeiter.

Ein großer Umsatzbringer war einmal mehr Jardiance, das 2023 allein auf
Erlöse in Höhe von 7,4 Milliarden Euro kam - ein Plus von 31 Prozent zum Jahr
davor. Das Mittel gegen Diabetes und Herzinsuffizienz ist mittlerweile in Europa
und den USA auch für die Behandlung chronischer Nierenerkrankungen zugelassen.
Abgeleitet von Jardiance hat Boehringer seit diesem Jahr auch ein Diabetesmittel
für Katzen namens Senvelgo auf dem Markt. Das Lungenmittel Ofev kam in der
Humanpharma auf Erlöse von 3,5 Milliarden Euro, knapp 13 Prozent mehr als im
Jahr davor.

Nach rund fünf Milliarden Euro 2022 schraubte Boehringer im vergangenen Jahr seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung um mehr als 14 Prozent weiter nach
oben auf 5,8 Milliarden Euro. Allein in der Humanpharma beliefen sich die
Investitionen in Forschung und Entwicklung 2023 auf 5,2 Milliarden Euro, das
entsprach etwa einem Viertel des Umsatzes in dem Segment.

Bis 2030 will das Unternehmen in der Humanpharma 25 neue
Behandlungsmöglichkeiten auf den Markt bringen, in der Tiergesundheit sollen bis
2026 weitere 20 Produkte kommen. Erste Markteinführungen könnten von Baumbach
zufolge Ende dieses, wahrscheinlicher aber Anfang des kommenden Jahres erfolgen.
Angesichts der Vielzahl an laufenden Studien sprach der Konzernchef von der
stärksten Produktpipeline in der Geschichte von Boehringer.

Vergleichsweise weit - in der sogenannten Studienphase 3 - ist Boehringer
beispielsweise bei einem Mittel gegen Lungenkrebs oder auch dem Diabetes- und
Abnehmmittel Survodutid. Das könnte künftig dem Abnehmmittel und Kassenschlager
Wegovy des dänischen Konzerns Novo Nordisk oder dem seit November
in den USA erhältlichen Abnehmmittel Zepbound des US-Konzerns Eli Lilly
Konkurrenz machen.

In der Entwicklung von Medikamenten werde immer stärker auf Quantencomputing und Künstliche Intelligenz (KI) gesetzt, erklärte Finanzvorstand Michael
Schmelmer. Boehringer hatte kürzlich eine Kooperation mit Google
Quantum AI geschlossen. In der Tiergesundheit wird ebenfalls auf KI gesetzt,
auch abseits der Forschung. So bietet das Unternehmen beispielsweise ein System
an, das etwa in Schweinestellen über Mikrofone die Laute der Tiere erfasst,
analysiert und dann gegebenenfalls früh warnt, dass Schweine
Atemwegserkrankungen haben könnten.

Von der Bundesregierung auf den Weg gebrachte Gesetze wie das
Digitalisierungs-, das Medizinforschungs- oder das
Gesundheitsdatennutzungsgesetz seien positiv, sagte Traulsen. Nun brauche es
Tempo bei der Umsetzung. Kritik äußerte er am deutschen System der Bewertung des
Nutzens neuer Arzneimittel. "Der Zugang zum Arzneimittelmarkt in Deutschland ist
nicht optimal", sagte er. Oft seien Zusatzstudien nötig, um Vergleichsdaten zu
bekommen, die anderswo nicht gebraucht würden. Wenn ein Unternehmen ein
wirksameres Mittel habe, dürfe damit kein höherer Preis erzielt werden. "Wir
brauchen ein innovationsfreundliches Erstattungssystem", sagte Traulsen.

In Deutschland arbeitet dem Unternehmen zufolge etwa jeder dritte
Boehringer-Mitarbeiter, hier werden fünf Prozent der Umsätze im Segment
Humanpharma getätigt. Deutschland ist trotz der oft beklagten Hemmnisse für
Boehringer nach wie vor der zweitwichtigste Markt für klinische Studien, wie
Deutschlandchef Traulsen erklärte.

Im vergangenen Jahr hatte Boehringer in Deutschland sein Präparat Spevigo
zur Behandlung akuter Schübe von generalisierter pustulöser Psoriasis - einer
seltenen Hauterkrankung - vom Markt genommen. Zuvor hatte der für die
Nutzenbewertung zuständige Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) keinen Zusatznutzen
im Vergleich zu anderen Therapien erkannt./chs/DP/jha
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
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ALPHABET INC.CL C DL-,001 A14Y6H Frankfurt 156,520 29.04.24 21:31:55 -5,860 -3,61% 0,000 0,000 161,440 162,380

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