12.04.2024 16:31:18 - dpa-AFX: ROUNDUP: JPMorgan und Citigroup kämpfen mit höheren Kosten - Aktien geben nach

NEW YORK (dpa-AFX) - Geringere Rückstellungen für Kreditausfälle haben der
US-Großbank JPMorgan Chase im ersten Quartal überraschend viel
Gewinn beschert. Mit gut 13,4 Milliarden US-Dollar (12,5 Mrd Euro) lag der
Überschuss sechs Prozent höher als ein Jahr zuvor, wie das größte Geldhaus der
Vereinigten Staaten am Freitag in New York mitteilte. Bei der Konkurrentin
Citigroup lief das Geschäft zumindest besser als gedacht. Doch
der Rückenwind der stark gestiegenen Zinsen lässt für die Banken nach.
Stattdessen müssen sie sich mit höheren Kosten herumschlagen.

An der Börse wurden die Neuigkeiten negativ aufgenommen. Obwohl JPMorgan
mehr verdiente als von Analysten erwartet, ging es für die Aktie nach
Handelsbeginn in den USA um rund fünf Prozent auf 185,83 Dollar abwärts. Damit
entfernte sie sich weiter von ihrem vor wenigen Wochen erreichten Rekordhoch von
gut 200 Dollar. Die Citi-Aktie büßte zuletzt rund ein halbes Prozent ein.

JPMorgan-Chef Jamie Dimon zeichnete ein gemischtes Bild von der Zukunft.
Zwar seien viele Wirtschaftsindikatoren weiterhin günstig. Allerdings gebe es
bedeutende Unsicherheiten. Dazu zählt er Kriege, wachsende geopolitische
Spannungen, anhaltende Inflation und die Folgen der strafferen Geldpolitik der
US-Notenbank.

So war die Inflation in den Vereinigten Staaten zuletzt höher ausgefallen
als gedacht, was eine baldige Senkung der Zinsen unwahrscheinlicher macht. Dimon
hatte schon seit Monaten gewarnt, dass sich die Inflation hartnäckiger erweisen
könnte als am Markt erwartet. Erst am Montag schrieb er in einem Brief an die
Aktionäre, dass JPMorgan auf Zinssätze von zwei bis acht Prozent "oder sogar
mehr" vorbereitet sei.

Für das laufende Jahr rechnet der Manager für sein Haus weiterhin mit einem
Zinsüberschuss von etwa 90 Milliarden Dollar. Die bereinigten Betriebskosten
dürften mit 91 Milliarden Dollar jedoch höher ausfallen als zuletzt
vorhergesagt.

Im ersten Quartal brachten die gestiegenen Zinsen der Bank erneut höhere
Einnahmen: Die gesamten bereinigten Erträge wuchsen um acht Prozent auf 42,5
Milliarden Dollar. Zudem legte JPMorgan nur 1,9 Milliarden Dollar für drohende
Kreditausfälle zurück und damit rund 400 Millionen weniger als ein Jahr zuvor.
Analysten hatten hingegen einen Anstieg auf fast 2,8 Milliarden erwartet.

Dass der Quartalsgewinn nicht höher ausfiel, lag auch an dem Kollaps zweier
US-Banken im vergangenen Jahr. Denn JPMorgan legte 725 Millionen Dollar für die
Zahlungen an den Einlagensicherungsfonds zurück, der nach der Rettung der beiden
Institute wieder aufgefüllt werden muss. Eine der Krisenbanken - First Republic
- gehört inzwischen zum JPMorgan-Konzern.

Auch die JPMorgan-Konkurrentin Citigroup musste Geld in den Sicherungsfonds
nachschießen. Mit 251 Millionen Dollar fiel ihr Beitrag aber deutlich geringer
aus. Ende 2023 hatten die großen US-Geldhäuser sogar Milliardensummen für den
Fonds zurückgestellt.

Unterdessen startete Citigroup trotz eines Gewinneinbruchs besser ins Jahr
als von Analysten erwartet. Im ersten Quartal erzielte das Geldhaus einen
Überschuss von 3,4 Milliarden US-Dollar (3,2 Mrd Euro) und damit 27 Prozent
weniger als ein Jahr zuvor, wie es kurz nach JPMorgan mitteilte. Anfang 2023
hatte Citigroup allerdings von dem Verkauf ihres Privatkundengeschäfts in Indien
profitiert.

Insgesamt gingen die Erträge der Bank im Jahresvergleich zwar um zwei
Prozent auf 21,1 Milliarden Dollar zurück. Rechnet man den Sondereffekt aus dem
Indien-Verkauf aus dem Vorjahr heraus, wären sie jedoch um drei Prozent
gestiegen.

Citigroup ist die weltweit zweitgrößte Emittentin von Kreditkarten, und die
Kunden setzten ihre Karten auch im ersten Quartal fleißig ein. Allerdings
schlugen drohende Kreditausfälle bei der Bank teurer zu Buche: Das Management
steckte deshalb knapp 2,4 Milliarden Dollar in die Risikovorsorge, ein Fünftel
mehr als im ersten Quartal 2023.

Citi-Chefin Jane Fraser arbeitet derzeit an einem umfangreichen
Konzernumbau. Im Januar kündigte sie die mittelfristige Streichung von rund 20
000 Arbeitsplätzen an. Künftig gibt es nur noch 8 statt 13 Führungsebenen. Der
Umbau habe zu einer "saubereren, einfacheren Managementstruktur geführt", sagte
Fraser nun. Die Bank habe gute Fortschritte gemacht. Sie mustere veraltete
Plattformen aus und vereinfache Geschäftsabläufe.

Von sinkenden Kosten war im ersten Quartal jedoch noch nichts zu spüren. Im
Vergleich zum Vorjahr wuchsen die Aufwendungen um sieben Prozent auf 14,2
Milliarden Dollar. Dabei schlugen neben den Zahlungen an den
Einlagensicherungsfonds auch Abfindungen für ausscheidende Beschäftigte mit rund
250 Millionen Dollar negativ zu Buche.

Auch die Großbank Wells Fargo musste im ersten Quartal einen
Gewinnrückgang hinnehmen. Mit 4,6 Milliarden Dollar verdiente sie gut sieben
Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Zwar legte sie diesmal weniger Geld für
gefährdete Kredite zurück, doch die Betriebskosten stiegen stärker als die
Erträge.

So sank der Zinsüberschuss sogar um acht Prozent auf 12,2 Milliarden Dollar
und damit noch stärker als von Analysten erwartet. Zugleich sprangen die Kosten
um rund fünf Prozent auf 14,3 Milliarden Dollar nach oben. Wie JPMorgan und
Citigroup musste auch Wells Fargo Geld in den Einlagensicherungsfonds
nachschießen - in diesem Fall 284 Millionen Dollar. An der Börse kamen die
Neuigkeiten dennoch besser an: Die Wells-Fargo-Aktie legte um rund ein halbes
Prozent zu./stw/jsl/he
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
JPMORGAN CHASE DL 1 850628 Xetra 180,000 30.04.24 13:24:33 -0,860 -0,48% 179,180 179,820 180,580 180,860
WELLS FARGO + CO.DL 1,666 857949 Xetra 55,640 30.04.24 10:38:03 -0,340 -0,61% 55,520 55,730 55,640 55,980
CITIGROUP INC. DL -,01 A1H92V Xetra 58,590 29.04.24 17:35:31 +0,340 +0,58% 57,760 57,970 58,510 58,590

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