28.03.2024 16:41:53 - dpa-AFX: Israels Botschafter fordert Auflösung des UN-Palästinenserhilfswerks

BERLIN (dpa-AFX) - Der israelische Botschafter in Berlin, Ron Prosor, hat
die Auflösung des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA wegen seiner Verstrickung in
Terroraktivitäten der Hamas in Gaza verlangt. "UNRWA ist Teil des Problems,
nicht Teil der Lösung", sagte er am Donnerstag in einem Gespräch mit
Journalistinnen und Journalisten in Berlin. UNRWA sei im Gazastreifen von der
Hamas übernommen worden.

Nach den Terrorakten der islamistischen Hamas vom 7. Oktober hatte Israel
der UN-Organisation vorgeworfen, dass ein Dutzend ihrer Mitarbeitenden an den
Massakern beteiligt gewesen seien. Mehrere westliche Länder stellten
vorübergehend die Zahlungen an das Hilfswerk ein, darunter die beiden größten
Geldgeber, die USA und Deutschland. UN-Generalsekretär António Guterres
versprach umfassende Aufklärung.

Botschafter Prosor sprach jetzt von 15 UNRWA-Beschäftigten unter den
Attentätern vom 7. Oktober. Die Ermittlungen liefen weiter. Man gewinne jeden
Tag mehr Informationen.

Nach Darstellung der Botschaft ist die Hamas tief und systematisch in dem
UN-Hilfswerk verankert. Ihre Mitglieder seien in allen Bereich präsent, auch in
Leitungspositionen. 2135 UNRWA-Beschäftigte gehörten Terrororganisationen an,
das seien mehr als 17 Prozent aller Mitarbeiter. Die Hamas dominiere vor allem
den Bildungssektor von UNRWA. So sei an 18 der rund 200 Schulen im Gazastreifen
der Schulleiter ein Hamas-Kämpfer. "Lehrer am Tag, Terrorist in der Nacht",
lautete das Fazit der Botschaft. Die Hamas nutze zudem Einrichtungen von UNRWA
militärisch. Es gebe Tunnel unter Schulen, Kommandozentralen, Waffenlager und
Raketenabschussstellen in UNRWA-Einrichtungen oder in deren unmittelbarer Nähe.

Das Vorgehen der israelischen Armee im Gazastreifen war in jüngster Zeit von der Bundesregierung kritisch kommentiert worden. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD)
und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) verlangten wiederholt eine längere
Waffenruhe, um mehr humanitäre Hilfe und eine Befreiung von Geiseln aus den
Händen der Hamas zu ermöglichen. Gleichzeitig warnten sie vor der von der
israelischen Regierung geplanten Bodenoffensive in der Stadt Rafah an der Grenze
zu Ägypten, wo 1,5 Millionen Palästinenser Zuflucht gesucht haben.

"Wir hören unseren Freunden in Deutschland und in den Vereinigten Staaten
aufmerksam zu", sagte Botschafter Prosor und fügte hinzu: "Ein erhobener
Zeigefinger ist einfach." Israel arbeite Tag und Nacht daran, humanitäre Hilfe
in den Gazastreifen gelangen zu lassen. Und es habe nie die Absicht gehabt,
Zivilisten zu treffen.

Kritisch äußerte sich Prosor zu der von deutschen Politikern immer wieder
vorgetragenen Forderung nach einer Zwei-Staaten-Lösung zur langfristigen Lösung
des Dauerkonflikts zwischen Israel und den Palästinensern: "Wie ein Papagei:
Zwei-Staaten-Lösung, Zwei-Staaten-Lösung, Zwei-Staaten-Lösung. Schön. Vielleicht
wäre es vernünftig zu sagen: Zwei Staaten aus einem jüdischen demokratischen
Staat und einem demokratischen palästinensischen Staat. Das macht
Sinn."/sk/DP/ngu

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