28.03.2024 16:37:31 - dpa-AFX: Terrorverdächtige in Moskau sollen unter Drogen gestanden haben

MOSKAU (dpa-AFX) - Die nach dem Terroranschlag auf die Veranstaltungshalle
Crocus City Hall bei Moskau gefassten vier Hauptverdächtigen sollen nach einem
Bericht der russischen staatlichen Nachrichtenagentur Tass unter Drogeneinfluss
gestanden haben. "Welche Drogen oder Psychopharmaka sie konsumiert haben, wird
die Expertise feststellen", meldete Tass am Donnerstag unter Berufung auf
Ermittler. Demnach könnten die mutmaßlichen Täter nicht nur an dem Tag selbst
unter dem Einfluss von Mitteln gestanden haben, sondern schon vorher. Bekannt
hat sich die Terrormiliz Islamischer Staat zu dem Anschlag mit mehr als 140
Toten.

Das Ermittlungskomitee teilte auch mit, dass bei den Verdächtigen technische Vorrichtungen beschlagnahmt wurden. Demnach soll eine Auswertung von
Verbindungsdaten zeigen, dass die Männer mit ukrainischen Nationalisten in
Kontakt gestanden und Zahlungen erhalten hätten. Die Ukraine weist vehement
zurück, etwas mit dem Anschlag zu tun zu haben.

Nach dem Terrorangriff vom vergangenen Freitag wurde die Zahl der Toten
zuletzt mit 143, die der Verletzten mit 360 angegeben. Am Samstag hatten die
Behörden von ersten Festnahmen berichtet. Am Donnerstag meldete das
Ermittlungskomitee eine weitere Festnahme. Die vier mutmaßlichen Schützen, die
laut Medien gefoltert wurden, ließen nach Gerichtsangaben die Frist für eine
Berufung gegen die Haftbefehle verstreichen.

An der Halle im Nordwesten Moskaus legen Menschen seit Tagen Blumen nieder
im Gedenken an die Opfer. Kremlchef Wladimir Putin hat auch fast eine Woche nach
diesem schwersten Terroranschlag seit 20 Jahren dem Tatort noch keinen Besuch
abgestattet. Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärte auf eine Frage zu Putins
Fernbleiben, dass der Präsident die Ermittlungen und Aufräumarbeiten nicht
stören wolle.

Kremlgegner werfen Putin seelische Kälte und Angst vor, sich öffentlich zu
zeigen an einem solchen Ort. Sie kritisieren, der Präsident habe nach fast 25
Jahren an der Macht versagt - trotz Versprechen, den Terror zu besiegen und für
Sicherheit zu sorgen. Putin hat den Hinterbliebenen der Toten sein Beileid
ausgesprochen; die Behörden haben finanzielle Hilfen in Aussicht gestellt für
die Verletzten und Hinterbliebenen.

Putin hatte bestätigt, dass Islamisten die Tat ausgeführt hätten. Allerdings sieht er eine ukrainische Spur, die er nicht näher benannte und für die er auch
keine Belege anführte. Kremlsprecher Peskow betonte in einem Interview, die
Drahtzieher seien noch nicht ermittelt./mau/DP/ngu

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