25.03.2024 11:30:02 - dpa-AFX: HINTERGRUND/DFL-Auktion der TV-Rechte: Woher sollen die Milliarden kommen?

BERLIN (dpa-AFX) - Für den wichtigsten Job der Deutschen Fußball Liga (DFL)
werden bald fünf führende Mitarbeiter die Zentrale in der Frankfurter
Guiollettstraße verlassen. An einem geheimen Ort werden sie knapp zwei Wochen
lang die Auktion der TV-Rechte durchführen. Und die soll wieder mehrere
Milliarden Euro in die Kasse spülen. Geschäftsführer Steffen Merkel gibt sich
optimistisch - und die Liga hofft, dass es zumindest kein Minus im Vergleich zur
bisher letzten Ausschreibung gibt.

Knapp drei Wochen vor dem Start sagte Merkel der Deutschen Presse-Agentur:
"Wir gehen selbstbewusst in die Auktionen." Zu konkreten Zahlen wollte sich der
DFL-Geschäftsführer aber nicht äußern. Derzeit nimmt die Liga durchschnittlich
rund 1,1 Milliarden Euro pro Saison ein.

"Sind Steigerungsraten von 60 oder 80 Prozent wie 2012 oder 2016 in diesem
Marktumfeld momentan realistisch", lautete Merkels rhetorische Frage bei der
Präsentation der sieben Live- und acht Highlight-Pakete. Und er antwortete:
"Nein, natürlich nicht. Das wissen auch alle. Das wissen die Sender, das wissen
auch die Clubs. Das weiß auch die DFL."

Probleme bei Sky und DAZN

Das liegt vor allem an den Problemen von Sky und DAZN, die Kosten der teuren Rechte bei ihren Abo-Kunden wieder hereinzuholen. Die derzeitigen Pay-Partner
zahlen der Liga deutlich mehr als 80 Prozent der 4,4 Milliarden für vier Jahre.
Merkel und sein Team um Rechte-Direktor Marcus Beisiegel hoffen daher auf neue
Konkurrenten. Aber wer könnte das sein? Kurz vor der Mitte April startenden
Auktion äußern sich die Sender und Medien-Unternehmen gar nicht mehr oder nur
vage.

RTL signalisiert vorsichtig Interesse

"Wir schauen uns alles an, was an Sportrechten auf den Markt kommt -
natürlich auch die Bundesliga-Rechte", sagte RTL-Chef Thomas Rabe vor wenigen
Tagen in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. "Die Sportrechte spielen für
uns eine große Rolle. Das gilt sowohl für RTL, also für lineares TV, als auch
für RTL+."

Die RTL-Gruppe wurde vom Bundeskartellamt sogar explizit als Interessent
genannt, als die Behörde nach zwei Rechteperioden die sogenannten
"No-Single-Buyer-Rule" wieder strich, so wie von der DFL beantragt. Diese
Regelung besagte, dass nicht ein einzelner Pay-TV-Anbieter alle Live-Rechte
kaufen darf, sondern mindestens zwei beteiligt sein müssen.

Bis zu vier verschiedene Pay-Sender möglich

Bei der Auktion ab Mitte April könnte nun ein einzelner Sender alle
Pay-TV-Rechte erwerben. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten. Denn in der
Ausschreibung stehen vier verschiedene Pakete für das Pay-TV. Es könnte also
auch sein, dass die Fans ab 2025 noch mehr Abonnements als derzeit benötigen, um
alle Live-Spiele der 1. Bundesliga im TV zu sehen.

Für die RTL-Gruppe scheint das Paket D mit den Sonntagsspielen
maßgeschneidert. Denn das erhält bei insgesamt 79 Live-Spielen die Möglichkeit,
auch mehrmals Partien im Free-TV zu zeigen. Es ist also ein Paket, das zwischen
dem Streamingdienst RTL+ und den frei empfangbaren Sendern wie RTL oder Nitro
aufgeteilt werden könnte.

Was machen Netflix, Amazon und Co?

Schon länger gibt es die Hoffnung der Liga, dass einer der großen
US-Streamingdienste einsteigt - etwa bei Paket C mit den Spielen am Samstag um
18.30 Uhr und dem Supercup. Doch zumindest Netflix hat klares Desinteresse
signalisiert. "Wir sind noch immer kein Teil des Livesport-Rechte-Spiels", sagte
Sportchef Gabe Spitzer der "Süddeutschen Zeitung".

Das unterscheidet den Serien-Spezialisten vom Internet-Händler Amazon, der
hierzulande bereits Spiele der Champions League und in diesem Jahr erstmals auch
den Tennis-Klassiker in Wimbledon zeigt. Andererseits: In England hat Prime
Video das Premier-League-Experiment nach nur einer Rechteperiode schon wieder
abgebrochen.

Natürlich hofft die Liga auch auf Außenseiter wie etwa die Telekom, sie
setzt aber beim Wettbieten in erster Linie wieder auf die Konkurrenten Sky und
DAZN. Das gilt besonders für das Paket A mit den bei Fans sehr beliebten
Konferenzen sowie für das Paket B, bei dem die Rechte-Experten der DFL sich
etwas Neues überlegt haben: Es enthält - anders als vor vier Jahren - neben den
Partien am Samstag um 15.30 Uhr auch die Freitag-Spiele. Dieses Paket ist das
mit Abstand größte und enthält 196 Live-Spiele.

Um die Pay-Anbieter zu locken, haben die DFL-Strategen zudem die Live-Pakete mit Zusatzrechten "aufgewertet", wie Merkel es nannte. "Wir bieten Fans und
unseren Partnern künftig deutlich mehr", sagte der DFL-Geschäftsführer. "Daher
sind wir davon überzeugt, allen interessierten Bewerbern ein sehr attraktives
Angebot zu machen." Ende April wird sich nach der Auktion zeigen, ob dieser Plan
aufgegangen ist./mrs/DP/mis
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
AMAZON.COM INC. DL-,01 906866 Frankfurt 167,200 26.04.24 20:33:32 +6,000 +3,72% 0,000 0,000 167,000 167,200
DT.TELEKOM AG NA 555750 Frankfurt 21,850 26.04.24 18:08:49 +0,120 +0,55% 0,000 0,000 21,680 21,850
NETFLIX INC. DL-,001 552484 Frankfurt 524,000 26.04.24 21:41:18 -0,800 -0,15% 0,000 0,000 525,600 524,000
RTL GROUP 861149 Frankfurt 29,400 26.04.24 20:26:02 +0,050 +0,17% 0,000 0,000 29,000 29,400
PROSIEBENSAT.1 NA O.N. PSM777 Frankfurt 7,305 26.04.24 20:26:52 -0,265 -3,50% 0,000 0,000 7,530 7,305

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