17.09.2023 15:06:24 - dpa-AFX: HINTERGRUND: Was bringt der neue angepasste Corona-Impfstoff?

BERLIN (dpa-AFX) - Die Corona-Pandemie ist vorüber, aber das Virus ist nicht
verschwunden. Ähnlich wie bei Grippe wird gefährdeten Gruppen deshalb geraten,
den Impfschutz zu erneuern - möglichst im Herbst. An diesem Montag will
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (60) vorangehen und sich in Berlin
eine empfohlene Auffrischungsspritze gegen Sars-CoV-2 geben lassen. Ab dann soll
auch ein neuer Impfstoff in Praxen verfügbar sein. Der SPD-Politiker und der
amtierende Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lars Schaade, wollen auch
die aktuelle Corona-Situation vor der kälteren Jahreszeit erläutern.

Um was für einen neuen Impfstoff geht es?

Um ein nochmals weiterentwickeltes Präparat von Biontech
/Pfizer. Der Impfstoff wurde angepasst an die Omikron-Sublinie
XBB.1.5. Erreicht werden soll damit besserer Schutz vor aktuell kursierenden
Varianten, vor allem vor schweren Corona-Verläufen und Krankenhausaufenthalten.
Am Montag kommt zuerst das Präparat für Menschen ab 12 Jahren in die Praxen. Ab
25. September kann laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung der angepasste
Impfstoff für Kleinkinder erstmals geliefert werden, ab 2. Oktober das Präparat
für Kinder zwischen fünf und elf Jahren.

Und wie viel neuen Impfstoff gibt es?

Für die Impfsaison 2023/24 sollen 14 Millionen Dosen des angepassten
Biontech-Präparats zur Verfügung stehen. Ausgeliefert werden sollen sie laut
Bundesgesundheitsministerium bis November. Kommen sollen 13,6 Millionen Dosen
für Menschen ab zwölf Jahren, 300 000 Dosen für Kinder von fünf bis elf Jahren
sowie 200 000 Dosen für Kleinkinder.

Wer sollte sich noch impfen lassen?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat zuletzt Auffrischimpfungen nur
bestimmten Gruppen empfohlen. Dazu gehören etwa Menschen ab 60, Menschen mit
bestimmten Vorerkrankungen ab einem Alter von sechs Monaten, Pflege- und
Gesundheitspersonal sowie Angehörige von Risikopatienten. War man kürzlich
infiziert, so bedeutet das in der Regel bereits eine Auffrischung der Immunität,
eine extra Impfung ist dann nicht nötig. Laut Stiko sollen in der Regel
mindestens zwölf Monate seit der letzten Impfung oder Infektion vergangen sein.

Wie laufen Impfungen jetzt eigentlich?

Die Organisation der Corona-Impfungen war zu Ostern vom Krisenmodus in die
reguläre Versorgung in den Praxen übergegangen. Rahmen für den Anspruch auf
kostenlose Impfungen ist nun eine Richtlinie, die sich an den Stiko-Empfehlungen
orientiert. Laut einer Bundesverordnung sind Impfungen auf Kassenkosten aber
auch darüber hinaus möglich, wenn eine Ärztin oder ein Arzt es für medizinisch
erforderlich hält. Die Organisation wird dadurch komplizierter, dass der neue
Impfstoff nicht als Einzeldosis kommt, sondern in Fläschchen mit sechs Dosen.
Praxen müssen so oft erst genügend Impf-Interessenten dafür sammeln.

In Bundesländern, in denen die Vergütung für die Corona-Impfung noch nicht
geregelt ist, bekommen Patientinnen und Patienten vorerst eine Privatrechnung.
Diese können sie dann zur Erstattung bei der gesetzlichen Kasse einreichen. Das
ist etwa in Hessen der Fall. Der Betrag, den Patientinnen und Patienten
vorstrecken müssen, könnte nach Schätzung der Kassenärztlichen Vereinigung
Hessen bei knapp 35 Euro liegen.

Kommt noch anderer angepasster Impfstoff?

Für die Impfsaison erwartet werden - vorbehaltlich einer Zulassung durch die EU-Kommission - auch 10,6 Millionen Dosen der an XBB.1.5. angepassten Impfstoffe
des Herstellers Novavax . Sie sollen voraussichtlich im vierten
Quartal 2023 zur Verfügung stehen. Erst am Freitag hatte die EU-Kommission einen
adaptierten Impfstoff von Moderna zugelassen.

Wie steht es gerade um das Infektionsgeschehen?

Die Ruhe des Sommers scheint vorbei: Die Zahl der offiziell im Labor
bestätigten Corona-Infektionen nimmt bereits seit einigen Wochen wieder deutlich
zu. Zwischen Anfang August und der Woche bis 10. September haben sich die
wöchentlichen Werte mehr als verdreifacht. Eine hohe Dunkelziffer von nicht per
PCR-Test bestätigten Fällen ist anzunehmen, weil viel seltener auf Corona
getestet wird als zu Hochzeiten der Pandemie.

Welche Corona-Variante ist gerade vorherrschend?

In Deutschland zirkulieren derzeit verschiedene Varianten. Die Linien EG.5
(auch Eris genannt) und XBB.1.16 wurden in der Woche bis 3. September je mit
einem Anteil von knapp 23 Prozent nachgewiesen, wie das RKI berichtete. Auch die
stark mutierte Variante BA.2.86 (Pirola) ist hierzulande angekommen.
Mittlerweile werden allerdings nur noch wenige positive Proben auf Varianten
untersucht. Die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek sagte kürzlich, sie sei
relativ entspannt, solange Omikron zirkuliere. Sie sehe dann keine Gefahr, dass
sich die Situation stark verändere oder dass noch einmal staatliche Maßnahmen
verhängt würden.

Droht im Herbst und Winter noch einmal eine heftigere Welle?

Das lässt sich schwer sagen. Es hängt auch davon ab, ob noch einmal eine
Variante auftaucht, die das Immunsystem austricksen kann. Fachleute gehen bisher
von einer breiten Grundimmunität durch Impfungen und Infektionen in Deutschland
aus. Dennoch kann man sich anstecken. Erwartet wird aber, dass grundsätzlich
gesunde Menschen in der Regel nicht mehr so schwer erkranken, dass sie ins
Krankenhaus oder gar auf die Intensivstation müssen.

Lauterbach betonte zugleich: "Covid ist keine Erkältungskrankheit."
Ansteckungen brächten das Risiko von Long Covid mit sich. Fachleute aus Kliniken
rechnen wegen Personalmangels und saisonalen Infektionswellen auch mit anderen
Erregern wieder mit Stress im Gesundheitswesen./ggr/sam/DP/nas
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
MODERNA INC. DL-,0001 A2N9D9 Frankfurt 128,000 20.05.24 18:07:01 +5,860 +4,80% 128,980 129,560 121,100 122,140
NOVAVAX INC. DL-,01 A2PKMZ Frankfurt 12,926 20.05.24 17:57:03 +0,766 +6,30% 12,704 12,750 12,114 12,160
BIONTECH SE SPON. ADRS 1 A2PSR2 Frankfurt 83,200 20.05.24 15:29:01 +0,450 +0,54% 83,350 85,050 83,750 82,750

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