04.12.2023 15:35:08 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: Telefónica peilt Marktstart für Hologramm-Telefonie 2026 an

(neu: Auftritt Söders)

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Hologramm-Telefonate, bei denen der Gesprächspartner als dreidimensionales Abbild zu sehen ist, sollen nach Plänen des
Mobilfunk-Anbieters Telefónica (O2) im Jahr 2026 verfügbar sein. "In zwei bis
drei Jahren dürfte die Marktreife des Produkts erreicht sein", sagte der
Technikchef von Telefónica Deutschland, Mallik Rao, der Deutschen Presse-Agentur
in München. Dann werde man die Technologie in das eigene System integriert und
ausreichend getestet haben. "Wir wollen mit Firmenkunden anfangen und es im
zweiten Schritt auch für den Massenmarkt anbieten."

O2 testet die Holografie, bei der Virtual-Reality-Brillen (VR) genutzt
werden, derzeit auf seinem Campus in München, dort feierte das Unternehmen am
Montag das 25-jährige Bestehen seines Netzes. Das startete 1998 in Deutschland
unter dem damaligen Firmennamen Viag Interkom. Als Gast kam Bayerns
Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der ein Hologramm-Telefonat mit einem
O2-Mitarbeiter führte.

Allzu begeistert wirkte Söder nicht: Seine Frage, was denn der Vorteil im
Vergleich zu Videochats seien, ließ Zweifel am Nutzen erkennen. Beim
Ausprobieren merkte er an, dass VR-Brillen unpraktisch und klobig seien.
Außerdem scherzte der CSU-Politiker, dass die Frisuren der Damen dadurch
kaputtzugehen drohten. Den Hinweis, dass Holografie zum Beispiel in den Medien
hilfreich wäre, nahm Söder hingegen positiv auf.

Branche arbeitet an Standards

Seit vergangenem Jahr läuft ein Projekt der deutschen Handynetzbetreiber
Telekom, Vodafone und O2 sowie der französischen Firma Orange und
des japanischen Technologie-Start-ups Matsuko, um Standards für Verbindungen
zwischen den Netzen zu definieren. Das soll ermöglichen, dass Holografie nicht
nur innerhalb eines Netzes möglich ist, sondern netzübergreifend, also zum
Beispiel von einem O2-Kunden zu einem Vodafone-Kunden.

Separat voneinander arbeiten die Mobilfunker daran, um Holografie in ihrem
Netz zu ermöglichen. Man komme gut voran, sagt der O2-Innovationsmanager Karsten
Erlebach. "Wir machen testweise die ersten Hologramm-Konferenzen, aber die
Technologie muss noch weiterentwickelt werden." Der Funkstandard 5G ist wichtig
für Holografie, sie ist aber auch mit Glasfaser-Festnetz möglich.

Und die Konkurrenz? Ein Vodafone-Sprecher sagt, man prüfe mit Matsuko die
Alltagsfähigkeit von Hologramm-Telefonie: "Zuletzt haben wir mit weiteren
Partnern erstmals unter Livebedingungen ein interkontinentales
Hologramm-Telefonat zwischen Teilnehmern in Großbritannien, Kanada und den USA
geführt." Eine Telekom-Sprecherin sagt, man forsche und teste die Technologie.
"Aber bis zur Marktreife von Hologramm-Technologie ist es noch ein Stück Weg zu
gehen."

Unterschiedliche Arten der Holografie

Es gibt verschiedene Holografie-Versionen. Bei der, die am weitesten
entwickelt ist, setzt der Anrufer eine Virtual-Reality-Brille auf und sieht dann
ein 3D-Abbild des Angerufenen, der in sein Smartphone oder Tablet guckt. Eine
Kamera nimmt ihn auf. Eine Software von Matsuko entwickelt mit den Aufnahmen ein
3D-Abbild, das in der VR-Brille des Anrufers erscheint. Der Angerufene sieht
seinen Gegenüber allerdings nicht in 3D. Möglich ist zwar, dass sich beide
Anrufer eine VR-Brille aufziehen und beide ein 3D-Abbild vor sich haben. Beide
Abbilder sind dann aber mit VR-Brille zu sehen, ihre Augen sind also verdeckt.

Eine weitere Holografie-Art ist eine Anwendung bei Gruppengesprächen oder
Konferenzen. Die Menschen gucken ohne Brille in Tablets oder Smartphones und
sehen auf deren Bildfläche die Gesprächsteilnehmer, als würden diese Abbilder
vor ihnen sitzen - im selben Raum auf der anderen Seite des Tisches. Das soll
dreidimensional wirken, allerdings dürfte der Effekt mangels VR-Brille begrenzt
sein.

Für die Übermittlung eines Hologramms ist Erlebach zufolge eine Bandbreite
von 20 Megabit pro Sekunde nötig. "Das ist machbar und weniger, als beim
Streaming von hochauflösenden 4K-Filmen gebraucht wird." Damit das 3D-Abbild
ruckelfrei zu sehen ist, müssen 35 Bilder pro Sekunde übertragen werden - das
sei mit "5G-Standalone" - also reinem 5G ohne 4G-Technik - gut möglich.

O2 und Bitkom sehen großes Potenzial

Aber hat Holografie überhaupt das Zeug zum Massenphänomen - oder ist es nur
etwas für ausgewiesene Technikfans? Erlebach ist von dem Potenzial überzeugt. Am
Anfang würden wohl vor allem Firmen zugreifen und virtuelle Meetings
veranstalten, in denen Hologramme ein Gefühl von Nähe vermitteln könnten.

Auch der Digitalverband Bitkom betont die Vorteile der Technik. "Die
Kommunikation mit Menschen, die sich an anderen Orten befinden, wird durch
Hologramm-Telefonie realistischer", sagt der Bereichsleiter Consumer Technology,
Sebastian Klöß. Hologramme könnten den Eindruck erwecken, dass das Gegenüber
sich im selben Raum befinde, auch wenn es sich woanders aufhalte. "Das fördert
die ortsübergreifende Zusammenarbeit im beruflichen Kontext genauso wie den
persönlichen Kontakt zu Freundinnen, Freunden und der Familie." Mimik und Gestik
könnten besser transportiert werden. "Die Technologie bietet damit die Chance,
auch über große Entfernungen hinweg einen emotionaleren, realitätsnäheren
Austausch zu ermöglichen", sagt Klöß.

Für starken dreidimensionalen Flair wird man eine VR-Brille brauchen, es ist also Zusatzgerät nötig. Das kostet. Zu den Anbietern gehören Microsoft
, Meta und Apple . Der Preis der Meta
Quest 3 liegt bei mehr als 500 Euro. "Die Qualität der Brillen wird von Modell
zu Modell besser, und die Preise sinken tendenziell", sagt Erlebach.

Hologramme, wie man sie aus "Star Trek", "Star Wars" und anderen
Science-Fiction-Filmen kennt, sind nach seiner Einschätzung noch Zukunftsmusik.
In solchen Werken erscheinen Bilder von Menschen plötzlich mitten im Raum und
sind für alle gut sichtbar, auch ohne VR-Brille. Man könne zwar Nebel oder Gaze
- transparenten Stoff - von unten so anstrahlen, dass dreidimensionale Bilder
entstehen, sagt O2-Manager Erlebach. "Das ist aber sehr kostspielig." Für die
Einführung der Holografie in der Telekommunikation seien solche Hilfsmittel
daher nicht geeignet. "Das ist etwas für visuelle Effekte bei Shows auf der
Bühne, aber nichts für das persönliche Gespräch."/wdw/DP/ngu
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