08.05.2024 19:38:44 - dpa-AFX: Diakonie und Caritas fordern Hilfe für die Altenpflege

BERLIN (dpa-AFX) - Die kirchlichen Wohlfahrtsverbände Diakonie und Caritas
haben Verbesserungen für die ambulante Pflege und die pflegenden Angehörigen in
Deutschland gefordert. "Insgesamt ist die wirtschaftliche Situation der
ambulanten Pflegedienste mit Blick auf die demografischen Entwicklungen dringend
zu stabilisieren und die Pflege insgesamt zukunftsfest zu machen", sagte die
Sozialvorständin der Diakonie Deutschland, Maria Loheide, der Deutschen
Presse-Agentur in Berlin anlässlich des Tags der Pflegenden an diesem Sonntag.
Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa forderte die Politik auf, jetzt die
Voraussetzungen für die vorhersehbar immer mehr Pflegebedürftigen zu schaffen.
Mit dem Tag der Pflegenden wird jährlich am 12. Mai auf deren Lage aufmerksam
gemacht.

Aktuell beklagte Loheide eine dürftige Zahlungsmoral der Kranken- und
Pflegekassen, aber auch vieler Kommunen. "Erhöhte Personalkosten durch
Tarifsteigerungen oder durch hohe Krankenstände werden von den Kostenträgern
oftmals gar nicht oder zu spät anerkannt", sagte Loheide. "Das treibt die
Pflegedienste in die Krise." Pflegebedürftige reduzierten wegen ständig
steigender Eigenanteile die Leistungen der Dienste oder bestellten sie ganz ab.
"Wenn das Geld der Pflegeversicherung nicht mehr ausreicht, ist die Versorgung
der pflegebedürftigen Menschen gefährdet", warnte Loheide.

Die Diakonie-Vorständin forderte die Ampel-Koalition auf, "kurzfristig"
gesetzlich dafür zu sorgen, dass der Zahlungsverzug der Leistungsträger
unterbunden werde. Bei gestiegenen Kosten müssten rasche Neuverhandlungen
angesetzt werden. "Den Pflegediensten geht die Luft aus. Sie können nicht
dauerhaft in Vorleistung gehen", warnte Loheide.

Nötig sei ferner eine umfassende Pflegereform. "Dazu müssen die Situation
der Pflegedienste in einem flächendeckenden Monitoring erfasst, die
bürokratischen Anforderungen an die Dienste reduziert und nicht zuletzt die
Sachleistungen der Pflegeversicherung an den heutigen Bedarf und die deutlich
gestiegenen Kosten angepasst werden."

Caritas-Präsidentin Welskop-Deffaa erinnerte daran, dass rund drei Viertel
der Pflegebedürftigen in Deutschland zu Hause betreut würden. "Wir werden auf
diese Ressource in den nächsten Jahren noch intensiver angewiesen sein, wenn die
Babyboomer Pflege brauchen", sagte sie. "Wir brauchen verlässliche soziale
Infrastrukturen, die tags und nachts die Angehörigen entlasten." Auch
Kur-Angebote für pflegende Angehörige und weiterentwickelte Regeln für
Freistellung und Lohnersatz seien nötig.

"Vor allem aber brauchen wir endlich eine Regelung für die migrantischen
Betreuungskräfte, die mit den Pflegebedürftigen in ihrem Haushalt leben",
forderte Welskop-Deffaa. Für einen guten Ausgleich der Bedürfnisse der Familien
und der Betreuungskräfte brauche es einen gesetzlichen Rahmen./bw/DP/he

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