08.05.2024 13:44:22 - dpa-AFX: POLITIK/Selenskyj zum Gedenken an 1945: Ukraine kämpft gegen das neue Böse

KIEW (dpa-AFX) - Zum Jahrestag des Weltkriegsendes 1945 hat der ukrainische
Präsident Wolodymyr Selenskyj den aktuellen Abwehrkampf gegen Russland in die
Tradition des Sieges über Hitler-Deutschland gestellt. Der Staatschef besuchte
am Mittwoch den Ort Jahidne im nordukrainischen Gebiet Tschernihiw, den
Schauplatz eines mutmaßlichen russischen Kriegsverbrechens 2022.

"Vor 80 Jahren kämpften Millionen von Ukrainern, um den Nazismus für immer
zu besiegen", sagte er in einer Videobotschaft, die dort aufgezeichnet wurde.
"Doch heute stellen sich die Ukrainer erneut gegen das Böse, das wiedergeboren
wurde, wiedergekommen ist und uns erneut vernichten will."

In Jahidne hatte die russische Besatzung im März 2022 mehr als 350
Dorfbewohner, darunter 80 Kinder, über Wochen in den Keller der Schule gesperrt.
Der Fall ist nicht nur durch ukrainische Angaben, sondern auch durch Recherchen
internationaler Medien belegt. Selenskyj sagte, 10 Menschen seien in dieser
Gefangenschaft gestorben und weitere 17 getötet worden. Für ihn zeige das
Geschehen, wie Russland unter Wladimir Putin sei. "Wenn das nicht Nazismus ist,
was ist es dann?", fragte Selenskyj in dem sehr emotionalen Video.

Russland begeht den 9. Mai, den Jahrestag der Kapitulation
Hitler-Deutschlands im Zweiten Weltkrieg 1945, seit Jahren als pompösen
Feiertag. Moskau versucht auch, den von Putin vor zwei Jahren befohlenen
Angriffskrieg gegen die Ukraine als angebliche Fortsetzung im Kampf gegen den
Faschismus darzustellen.

Selenskyj sagte, die Welt habe Hitler entschlossen Widerstand geleistet -
und nicht etwa bei ihm Öl gekauft oder seine Amtseinführung besucht. Er spielte
damit auf die andauernden russischen Ölexporte und Putins Amtseid im Kreml vom
Vortag an.

Die ukrainische Armee habe Jahidne Ende März 2022 befreit, sagte Selenskyj.
Er sieht darin ein Symbol, dass sich Geschichte wie beim Sieg über die Nazis
wiederholen könne: "Jeder, der gekommen ist, um uns zu zerstören, wird
schließlich aus dem ukrainischen Land fliehen."/fko/DP/mis

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