05.05.2024 18:35:13 - dpa-AFX: SPORT/Holstein Kiel wieder spitze: Doppel-Aufstieg mit FC St. Pauli möglich

HAMBURG (dpa-AFX) - Die große Party für den FC St. Pauli fiel aus -
zumindest vorerst. Nach dem 0:1 im 111. Stadtderby musste die Mannschaft ihr
natürliches Feten-Biotop rundum die Reeperbahn den Spielern und Fans des
Hamburger SV überlassen. Doch dass schon bald die Fußball-Gemeinde vom Kiez die
Rückkehr in die Fußball-Bundesliga feiert, daran besteht auch nach dem
Freitagabend bei noch zwei ausstehenden Spielen bei kaum jemandem Zweifel.
"Diesen Moment können sie haben", sagte St. Pauli-Stürmer Oladapo Afolayan mit
Blick auf die feiernden Spieler und Fans des HSV. "Wir haben noch Größeres vor,
auf das wir uns konzentrieren."

Schon am kommenden Wochenende soll der Startschuss zum Aufstiegsrausch
erfolgen. Nicht nur auf St. Pauli, sondern auch an der 100 Kilometer entfernten
Kieler Förde. Die KSV Holstein eroberte durch das 1:0 (0:0) am Sonntag bei
Abstiegskandidat SV Wehen Wiesbaden die Tabellenspitze vor dem FC St. Pauli
zurück.

Gewinnen die Kieler am kommenden Samstag (20.30 Uhr/Sport1 und Sky) gegen
Fortuna Düsseldorf, steigen sie erstmals und der Kiezclub aus Hamburg - quasi
auf dem Sofa - gleichzeitig in die Bundesliga auf. Das Spiel des FC St. Pauli am
Sonntag (13.30 Uhr/Sky) gegen den Tabellenletzten VfL Osnabrück wäre ohne
Bedeutung und nur eine Zwischenstation auf dem Feiermarathon.

Die Düsseldorfer sind die einzige Mannschaft, die den beiden
Nord-Mannschaften noch gefährlich werden kann. Bei noch zwei ausstehenden
Spielen hat das aktuell formstärkste Team nach ihrem 3:1-Erfolg am Freitag gegen
den 1. FC Nürnberg fünf Punkte Rückstand auf Holstein und vier auf den FC St.
Pauli.

Angesichts ihrer Erfolgsserie von zwölf Spielen ohne Niederlage geben sich
die Rheinländer selbstbewusst und schielen noch auf einen der beiden direkten
Aufstiegsplätze. "Da ist richtig viel drin", sagte Fortunas
Freitags-Doppeltorschütze Vincent Vermeij. "Ich merke bei jedem, dass der Fokus
voll da ist. Zwei Siege werden für uns das beste Mittel sein, um unser Ziel zu
erreichen."

Sollte das nicht gelingen, hat die Mannschaft von Trainer Daniel Thioune
zumindest die Chance, als Tabellendritter über den Umweg Relegation den Aufstieg
noch zu schaffen. Darauf spekuliert auch der HSV noch - wenn auch bei vier
Punkten weniger und der 13 Tore schlechteren Tordifferenz als die Düsseldorfer
mit nur noch wenig Hoffnung.

"Wir sollten da nicht zu sehr drauf schauen", sagte Derby-Torschütze Robert
Glatzel. "Wir haben es auch nicht mehr selbst in der Hand. Einfach die nächsten
Spiele so angehen wie die letzten und dann gucken wir, was möglich ist." Die
Hoffnung würde zuletzt sterben, "aber das sollte jetzt nicht unser Hauptfokus
sein".

Wichtig für den Hamburger SV und seine Fan-Gemeinde am Freitagabend war
allein der Derby-Sieg - zudem wurde das Schreckensszenario eines Aufstiegs des
FC St. Pauli im HSV-Wohnzimmer Volksparkstadion verhindert, was den Sieg noch
süßer machte. Auf die Hochstimmung reagierten Trainer Steffen Baumgart und
Sportvorstand Jonas Boldt jeder auf seine Weise. Baumgart nahm sich nach dem
verdienten Sieg gegen den ungeliebten Nachbarn seine Kritiker vor, Boldt machte
in erster Linie Eigenwerbung.

"Ich habe den Job hier. Ich mache den gerne. Und alle anderen können mich
mal da, wo ich noch schöner bin", wütete der 52-jährige Baumgart wenige Minuten
nach dem Schlusspfiff am Mikrofon des TV-Senders Sky. Er wisse, dass er ein
guter Trainer sei, "egal ob man Erfolg hat oder nicht. Ich weiß, was ich kann.
Da brauche ich keinen von außen."

Seit der erneute Nicht-Aufstieg des einstigen Dauermitglieds
wahrscheinlicher wird, finden sich der erst im Februar verpflichtete Baumgart
und der seit fünf Jahren amtierende Sportvorstand Boldt inmitten von
Spekulationen wieder. Jörg Schmadtke (60) und Felix Magath (70) werden als
mögliche Boldt-Nachfolger öffentlich genannt oder bringen sich selbst ins Spiel.
Magath hat laut "Bild" im einstigen Weltstar Raúl gleich auch eine
Trainer-Lösung parat.

"Wenn ich die letzten Wochen so sehe, die Unterstützung erfahre, mit den
Menschen, mit denen ich arbeite, und im Umfeld, dann gibt es für die auch nur
eine klare Meinung. Alles andere kann ich nicht beeinflussen", sagte Boldt. Ein
- wenn auch - schwacher HSV-Trost für die zum sechsten Mal verpasste
Bundesliga-Rückkehr: Zumindest nächste Saison ist dem Club der inoffizielle
Titel des Stadtmeisters vom FC St. Pauli nicht zu nehmen./clu/DP/mis

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