05.05.2024 13:32:47 - dpa-AFX: POLITIK/ROUNDUP: Marine-Chef dankt Besatzung der 'Hessen' nach Kampfauftrag

BERLIN (dpa-AFX) - Marine-Inspekteur Christian Kaack hat der Besatzung der
Fregatte "Hessen" nach dem mehr als acht Wochen dauernden Kampfauftrag im Roten
Meer für ihren Einsatz gedankt. Er bescheinigte den Männern und Frauen, sie
hätten "alle Herausforderungen gemeistert". Die Erfahrungen aus der Beteiligung
an der EU-Mission "Aspides" gegen Angriffe der mit Iran verbündeten Huthi-Miliz
auf Handelsschiffe seien übertragbar und "erweiterte Landes- und
Bündnisverteidigung", sagte Kaack der Deutschen Presse-Agentur. Die Fregatte
kehrte am Sonntag in ihren Heimathafen Wilhelmshaven zurück.

Kaack sagte: "Hier geht es auch um den Schutz unserer lebenswichtigen
Versorgungswege. Das kann uns natürlich auch in anderen Gegenden passieren, auch
in der Ostsee. Ballistische Flugkörper werden auch von den Russen eingesetzt und
Drohnensysteme, wie wir sie in der Ukraine sehen, sind etwas, was zum
alltäglichen Gefechtsbild gehört. Darauf stellen wir uns ein."

Die 143 Meter lange "Hessen" hatte mit ihren rund 240 Soldaten an Bord einen deutschen Beitrag zu der EU-Militärmission geleistet und nach Angaben des
Verteidigungsministeriums insgesamt 27 Handelsschiffe sicher durch das
Einsatzgebiet eskortiert. Dabei sei es in vier Fällen zu einer erfolgreichen
Bekämpfung von Drohnen und Flugkörpern der Huthi-Miliz gekommen.

"Die größten Herausforderungen, die wir gesehen haben, sind ballistische
Flugkörper. Die mit 2000 Meter pro Sekunde kommen können. Das kann man
runterrechnen, was das bedeutet. Für Auffassung und Entscheidung zum Schuss
bleiben nur wenige Sekunden für die richtige Entscheidung", sagte der
Marine-Inspekteur. Und: "Die Besatzung hat übrigens, das hat mir der Kommandant
während mehrerer Anrufe mehrfach bestätigt, volles Vertrauen in das Waffensystem
gehabt. Das war ja ein bisschen im Gegensatz zu der vorauseilenden Verzweiflung
in Teilen der Öffentlichkeit im Vorfeld."

Für die Deutsche Marine war es der erste Kampfeinsatz dieser Art. Nun wird
untersucht, wie sich zwei Monate im sogenannten Kriegsmarsch unter ständiger
Bedrohung auf die Besatzung auswirken. "Man hat wenig Schlaf, das ist das eine.
Und dann die direkte Bedrohung und das intensive Erlebnis: Man sieht, dass ein
ballistischer Flugkörper in der Nähe zu einem Handelsschiff, das man schützen
soll, explodiert", so der Inspekteur. "Oder eine Drohne fliegt auf ein zu
schützendes Schiff zu und wird dann vernichtet."

Weil das Oberdeck im Gefecht kaum besetzt ist, ist dies nur für wenige zu
sehen, während der Großteil der Besatzung im Innern des Schiffs ist. "Sie hören
den Lärm der Flugkörper und das Feuern ihres Turmes und sitzen in der Maschine
oder auf den Schiffssicherungsgefechtsständen und müssen warten, dass die
Information bei ihnen ankommt." Über Lautsprecheranlagen und persönlich vom
Ersten Offizier würden Informationen weitergegeben.

Kurz nach der Rückkehr der Fregatte "Hessen" werden der
Einsatzgruppenversorger "Frankfurt am Main" und die Fregatte "Baden-Württemberg"
am Dienstag in den Indo-Pazifik ablegen. Die Fahrt folgt den Leitlinien der
Bundesregierung für die Region, soll Wertepartner dort unterstützen und die
regelbasierte Ordnung erhalten. In der Region fühlen sich kleinere Nationen von
der dominant auftretenden Großmacht China bedroht. Mit Interesse wird die
Entscheidung erwartet, ob die Schiffe der Deutschen Marine durch die Straße von
Taiwan fahren, was Peking verärgern könnte, weil es die demokratische
Inselrepublik als Teil ihres Territoriums betrachtet.

Marine-Inspekteur: zwei weitere Fregatten "absolut erforderlich"

Kaack plädierte auch für eine Bestellung von zwei weiteren Fregatten für die Seestreitkräfte und warnte vor sonst drohenden Kostensteigerungen. "Ich halte es
für absolut erforderlich, dass Deutschland diese Option zieht und diese beiden
Fregatten bestellt. Und ich bin mir da mit dem Minister einig, denn wir müssen
jetzt in die Flotte der Zukunft investieren, damit wir auch dauerhaft unsere
Aufgaben zum Schutz unserer Menschen gewährleisten können", sagte der
Vizeadmiral. Er verwies auch auf eine veränderte Sicherheitslage und die
Bedeutung der Deutschen Marine für den Schutz maritimer kritischer
Infrastruktur. Russland versuche zunehmend, diese auszukundschaften.

Im Dezember war mit dem Bau der ersten Fregatte der Klasse F126 begonnen
worden. Die Bundeswehr plant den Bau von Schiffen, die "weltweit und umfassend
zur dreidimensionalen Seekriegführung befähigt" sein sollen. Dies bedeute, es
könnten Ziele unter Wasser, auf dem Wasser und in der Luft bekämpft werden.
Seeraumüberwachung, das Durchsetzen von Embargos, das Unterstützen von
Spezialkräften sowie Evakuierungsoperationen werden als wichtigste Aufgaben
genannt. Kaack forderte: "Wir brauchen hochwirksame Kampfeinheiten, die sich im
Gefecht durchsetzen können, und zwar in einer Zahl, dass wir auch sicherstellen,
dass wir sie dauerhaft einsetzen können."/cn/DP/mis

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