05.05.2024 11:27:10 - dpa-AFX: ROUNDUP: Russen erobern weitere Ortschaft - Die Nacht im Überblick

KIEW (dpa-AFX) - Die Ukraine ist an der Front im Osten des Landes stark
unter Druck. Nach dem Fall der zur Festung ausgebauten Kleinstadt Awdijiwka im
Februar sind die ukrainischen Streitkräfte ständig auf dem Rückzug.

Medien: Russisches Militär erobert weitere Ortschaft in Donezk

Russische Truppen rückten laut Medienberichten im Osten der Ukraine weiter
vor. Das russische Militär habe die Siedlung Archanhelske besetzt, berichtete
die ukrainische Nachrichtenagentur Unian am Samstag unter Berufung auf den
bekannten Militär-Telegramkanal "DeepState". Russische Militärblogs hatten die
Eroberung bereits einige Stunden zuvor gemeldet. Offiziell gab es zunächst aus
Kiew keine Reaktion zu den Berichten über den Verlust einer weiteren Ortschaft.

Archanhelske liegt etwa 15 Kilometer nördlich von Awdijiwka. Seit dem
Verlust der Stadt gelang es Kiew nicht, die Front in dem Abschnitt zu
stabilisieren. Grund sind anhaltende Probleme bei der Waffen- und
Munitionsversorgung durch das lange Ausbleiben der westlichen Hilfslieferungen.
Der zunächst als neue Verteidigungslinie geplante Raum zwischen Sjewerne,
Orliwka und Berdytschi ist inzwischen unter russischer Kontrolle. Auch der
Versuch, die Russen vor Otscheretyne zu stoppen, scheiterte. Nach Ansicht von
Experten der US-Denkfabrik ISW können die russischen Angreifer nun wählen, ob
sie weiter nach Westen auf die Kreisstadt Pokrowsk vorrücken oder gen Norden
ziehen, um den Druck auf das strategisch wichtige Tschassiw Jar bei Bachmut zu
verstärken.

Selenskyj lobt nach russischen Luftangriffen eigene Flugabwehr

Auch aus der Luft sieht sich die Ukraine weiter schweren Angriffen
ausgesetzt. Die Millionenstadt Charkiw im Osten des Landes wurde innerhalb eines
Tages gleich dreimal von schweren Angriffswellen erschüttert. Der ukrainische
Präsident Wolodymyr Selenskyj lobte trotz einer Reihe von Einschlägen die eigene
Flugabwehr. "Heute hatten unsere Verteidiger des Himmels den ganzen Tag über
viel Arbeit", sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Beschuss habe
es in Charkiw, Odessa und im Gebiet Donezk gegeben.

"Besonders hervorheben möchte ich die 110. mechanisierte Brigade für den
Abschuss einer weiteren russischen Su-25 über dem Gebiet Donezk heute", sagte
Selenskyj. Eine unabhängige Bestätigung für den Abschuss des Kampfflugzeugs gab
es zunächst nicht. Selbst der ukrainische Generalstab hatte in seinem
Lagebericht zuvor nur das Abfangen einer russischen Lenkwaffe vom Typ Ch-59 als
Erfolg für die Flugabwehr vermeldet.

Selenskyj selbst wies in der Vergangenheit immer wieder auf die Probleme der Flugabwehr aufgrund des Mangels an Munition und modernen Systemen hin. Trotz der
weiter schwierigen Lage an der Front sowie den Schäden und Verletzten in den
Städten nach den russischen Luftangriffen demonstrierte Selenskyj diesmal
allerdings Zuversicht. Russland könne zum Frieden nur gezwungen werden. Dies
werde aber gelingen dank der Stärke des ukrainischen Volkes und dem
internationalen Zusammenhalt, sagte er Bezug nehmend auf die Unterstützung des
Landes durch westliche Partner.

Russland schreibt Selenskyj zur Fahndung aus

Derweil schrieb Russland Selenskyj russischen Nachrichtenagenturen zufolge
zur Fahndung aus. Strafrechtlich gesucht werde Selenskyj, geboren 1978 in Krywyj
Rih, Gebiet Dnipropetrowsk, Ukraine, heißt es dort. Den Grund für die Verfolgung
nannte das Innenministerium im Fahndungsaufruf nicht. Später wurde bekannt, dass
auch Selenskyjs Vorgänger Petro Poroschenko und der Chef der ukrainischen
Heerestruppen, Olexander Pawljuk, zur Fahndung ausgeschrieben sind.

Was am Sonntag wichtig wird

In der Ukraine und in Russland begehen die orthodoxen Christen ihr
Osterfest. Eine Feuerpause zu dem für die Orthodoxen wichtigsten Feiertag ist
allerdings nicht vorgesehen./ab/DP/mis

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