04.05.2024 16:06:36 - dpa-AFX: POLITIK: Hunderte demonstrieren in Hamburg gegen Islamismus

HAMBURG (dpa-AFX) - Hunderte Menschen sind am Samstag in Hamburg gegen
Islamismus und Antisemitismus und für freiheitliche Werte und das Grundgesetz
auf die Straße gegangen. Die Demonstration am Steindamm in St. Georg war als
Gegenkundgebung zu einer von Islamisten organisierten Versammlung geplant, die
vor einer Woche an gleicher Stelle mit Rufen nach einem Kalifat bundesweit für
Empörung gesorgt hatte. Nach Polizeiangaben beteiligten sich rund 800 Menschen
an der Gegenkundgebung. Erwartet hatten die Organisatoren bis zu 1000.

"Keiner schadet der islamischen Religion und den Muslimen mehr, als die
Islamisten selbst", sagte Ali Ertan Toprak, Bundesvorsitzender der Kurdischen
Gemeinde, die die Kundgebung zusammen mit den Vereinen Kulturbrücke Hamburg und
Säkularer Islam organisiert hatte. Zugleich warf er der Politik vor, das Problem
des politischen Islam zu lange aus Angst vor antimuslimischen Stimmungen
vernachlässigt und Rechtspopulisten überlassen zu haben.

Vertreter der vom Verfassungsschutz als extremistisch eingestuften Gruppe
Muslim Interaktiv, die bei der Demo in der vergangenen Woche ein Kalifat
gefordert hatten, nannte Toprak "kleine Möchtegern-Azubi-Kalifen" und forderte
sie auf, den erhobenen Zeigefinger der Prediger herunterzunehmen.

Das Kalifat als Herrschaftsform stammt aus der Zeit nach dem Tod des
Propheten des Islam, Mohammed, im Jahr 632 n. Chr. und benennt ein System, das
auf dem islamischen Recht (Scharia) basiert. Der Kalif war als Stellvertreter
Mohammeds sowohl religiöser als auch weltlicher Herrscher.

Für Unruhe sorgte am Rand der Demo ein offenkundiger Sympathisant der Gruppe mit dem traditionellen Kopftuch arabischer Männer, der nach Topraks Worten
demonstrativ den Zeigefinger erhob. Unter dem Beifall der Menge wurde der Mann
von der Polizei weggeführt./fi/DP/mis

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