03.05.2024 19:48:44 - dpa-AFX: VERMISCHTES/ROUNDUP: Rauchwolke durch Großbrand über Berlin

BERLIN (dpa-AFX) - Bei einem Großbrand in einer Firma für Metalltechnik in
Berlin-Lichterfelde hat sich am Freitag eine riesige Rauchwolke über dem Westen
der Hauptstadt gebildet. Die Feuerwehr rückte zum Großeinsatz aus und warnte per
Handyapp großflächig vor möglichen Gesundheitsgefahren. Mindestens eine Schule
wurde geschlossen.

In der Halle seien Kupfercyanid und Schwefelsäure gelagert gewesen, und
während des Brands habe sich womöglich Blausäure gebildet, sagte ein
Feuerwehrsprecher. Gesundheitsgefährdende Stoffe wurden aber laut Feuerwehr nur
in unmittelbarer Nähe des Brandorts in der Luft entdeckt - nicht in der
Rauchwolke, die in Richtung Innenstadt zog.

Die Firma Diehl Metall, zu der das Werk gehört, erklärte auf Anfrage, nach
ihren Erkenntnissen sei keine gesundheitsgefährdende Belastung gemessen worden.
Die genannten Chemikalien seien nur in geringen Mengen im Werk vorgehalten
worden, sagte Sprecher Michael Nitz.

Nach seinen Angaben handelt es sich um einen Galvanik-Betrieb, der unter
anderem Autoteile herstellt. Die Diehl-Gruppe ist ein großer Rüstungskonzern,
der auch Waffen für die Ukraine liefert. In Medien und sozialen Netzwerken löste
das Spekulationen aus. Der Unternehmenssprecher sagte jedoch, im Berliner Werk
seien keine Rüstungsgüter produziert worden. Die Polizei hatte noch keine
Erkenntnisse zur Brandursache. Verletzte gab es laut Feuerwehr nicht.

Feuer im Technikraum

Das Feuer war am Vormittag ausgebrochen. Ein Technikraum im ersten
Obergeschoss eines Fabrikgebäudes brannte in voller Ausdehnung, teilte ein
Feuerwehrsprecher mit. Alle Personen hätten den Ort selbstständig verlassen
können. Das Gebäude konnte während der Löscharbeiten nicht mehr betreten werden.

Die Bevölkerung wurde per Warnapp alarmiert und zum Schließen der Fenster
aufgefordert. Auf Handys ploppte am Freitagmittag mit schrillendem Ton eine
entsprechende Warnmeldung auf, laut der "extreme Gefahr" bestand. "Nach
Auswertung der Wetterlage und der entsprechenden Windrichtung ziehen die
Rauchgase von der Einsatzstelle in nördliche Richtung", teilte die Feuerwehr
mit.

In den folgenden Stunden breitete sich der Brand über das ganze Gebäude aus. Der mehrstöckige Bau stand schließlich komplett in Flammen. Es sei zu einem
sogenannten Durchbrand vom ersten Obergeschoss bis unters Dach gekommen, sagte
ein Feuerwehrsprecher. Teile des Gebäudes seien eingestürzt.

Die Berliner Feuerwehr war mit 180 Einsatzkräften vor Ort und alarmierte
zusätzlich die Flughafenfeuerwehr sowie die Werksfeuerwehr des Bayer-Konzerns
mit Fachkräften für Chemikalien. Bis zum Abend war der Brand nicht unter
Kontrolle.

Die Löschmaßnahmen zeigten aber Wirkung und die Rauchentwicklung habe stark
abgenommen, hieß es von der Feuerwehr. Ein Sprecher ging davon aus, dass das
Feuer nicht vor Samstagmorgen gelöscht werden könne. Die Einsatzkräfte
versuchten, mit einer Drehleiter von außen zu löschen, da Trümmerteile den Weg
zu den Glutnestern versperrten.

Flammen schlagen bis in den Himmel

Eltern von Schülern des Steglitzer Fichtenberg-Gymnasiums erhielten eine
Mail, wonach der Unterricht eingestellt und die Schüler nach Hause geschickt
worden seien. Das Abitur werde jedoch bei geschlossenen Fenstern fortgeführt.
Die Senatsbildungsverwaltung teilte auf Anfrage mit, die Schulaufsicht habe sich
wegen des Großbrands unverzüglich mit einem Rundschreiben an die betroffenen
Schulen gewandt und diese darauf hingewiesen, die Fenster geschlossen zu halten.
Schülerinnen und Schüler sollten nicht ins Freie gehen. "Die Schulen haben
schnell reagiert und je nach Lage vor Ort gehandelt", erklärte ein Sprecher.

Die Straßen rund um den Brandort wurden den Beobachtungen eines
dpa-Reporters zufolge gesperrt. Flammen schlugen in den Himmel, beißender Geruch
lag in der Luft, über dem Gebäude stand schwarzer Rauch. Auch ein benachbarter
Supermarkt war ganz in Rauch eingehüllt. Rund um die Fabrik liegen ein
Gewerbegebiet, Kleingärten, Wohnsiedlungen und ein Einkaufszentrum.

Der Rauch zog Augenzeugen zufolge Richtung Norden ab. Die Feuerwehr
veröffentlichte eine Karte der betroffenen Gebiete, darunter waren Teile von
Spandau, Steglitz-Zehlendorf, Charlottenburg-Wilmersdorf und Reinickendorf.
Menschen sollten das betroffene Gebiet meiden und weiträumig umfahren. Auch wenn
keine Rauchwolke zu sehen sei, sollten Fenster und Türen geschlossen bleiben und
Lüftungen und Klimaanlagen abgeschaltet werden, hieß es.

In unmittelbarer Nähe des Brandes machte die Polizei Durchsagen mit einem
Megafon und rief dazu auf, die Straßen zu verlassen, sich in die Wohnungen zu
begeben und die Fenster geschlossen zu halten. Laut Feuerwehr wurden
Schadstoffwerte regelmäßig im Stadt- und Einsatzgebiet gemessen. In der Nähe
liegt der Teltow-Kanal. Die Feuerwehr bemühte sich deshalb auch, Umweltgefahren
durch Löschwasser zu vermeiden./bum/aky/vsr/jbl/DP/he

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