01.05.2024 21:33:36 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: Fed belässt Leitzins auf hohem Niveau

(Neu: Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell, Bilanzabbau der Fed)

WASHINGTON (dpa-AFX) - Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) belässt den
Leitzins angesichts der hartnäckig hohen Inflation zum sechsten Mal in Folge
unverändert auf hohem Niveau. Eine baldige Zinssenkung stellte sie am Mittwoch
nicht in Aussicht. Der Leitzins liegt nun weiterhin in der Spanne von 5,25 bis
5,5 Prozent - das höchste Niveau seit mehr als 20 Jahren. Zu diesem Satz können
sich Geschäftsbanken Zentralbankgeld leihen. "Die Inflation ist immer noch zu
hoch", sagte Fed-Chef Jerome Powell. Es könne "länger als bisher angenommen"
dauern, bis die Fed mehr Zuversicht gewinne, dass die hohe Inflation wirklich
auf dem Rückzug sei.

Die Notenbank der größten Volkswirtschaft der Welt hat seit März 2022 ihren
Leitzins im Kampf gegen die Inflation im rekordverdächtigen Tempo um mehr als
fünf Prozentpunkte angehoben. Zuletzt drehte sie allerdings nicht mehr an der
Zinsschraube. Der Preisauftrieb in den USA hat sich jüngst allerdings wieder
unerwartet beschleunigt. Deshalb haben einige Analysten nicht ausgeschlossen,
dass die Fed die Zinsen sogar noch einmal anheben könnte. "Ich halte es für
unwahrscheinlich, dass der nächste Zinsschritt eine Anhebung sein wird", betonte
Powell.

Die hohe Inflation in den USA erweist sich als hartnäckig. So stieg die
Inflationsrate im März erneut stärker als erwartet. Die Verbraucherpreise
stiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat nach Angaben des Arbeitsministeriums um
3,5 Prozent. Analysten hatten im Schnitt mit einer Rate von 3,4 Prozent
gerechnet. Im Februar hatte sie noch bei 3,2 Prozent gelegen. Die Fed strebt
eine Inflationsrate von 2 Prozent an. In den vergangenen Monaten habe es keine
weiteren Fortschritte in Richtung dieser Zielmarke gegeben, erklärte die Fed
nun. Powell sagte, er sei zuversichtlich, dass die Inflationsrate in diesem Jahr
sinken werde. Doch aufgrund der Daten sei diese Zuversicht etwas zurückgegangen.

Die Inflationsrate war seit den Zinserhöhungen deutlich zurückgegangen, die
Preise steigen nun deutlich langsamer an. Die Rate war im Sommer 2022 mit mehr
als 9 Prozent so hoch wie seit rund vier Jahrzehnten nicht mehr.

Die US-Wirtschaft entwickelt sich trotz hoher Zinsen überraschend stark. Die guten Wirtschaftsdaten setzen die Fed nicht gerade unter Druck, schnell an der
Zinsschraube zu drehen. Gleichzeitig kündigte die Fed am Mittwoch an, ihre
Anleihebestände ab Juni langsamer abzubauen.

Eigentlich hatte die US-Notenbank für dieses Jahr drei Zinssenkungen von
jeweils 0,25 Prozentpunkten prognostiziert. In einer im März veröffentlichten
Schätzung ging die Fed für 2024 von einem Leitzins von im Schnitt 4,6 Prozent
aus. Nach der aktuellen Sitzung veröffentlichten die Notenbanker am Mittwoch
keine neue Prognose. Diese kommt erst nach der nächsten Fed-Sitzung im Juni.
Angesichts der hartnäckig hohen Inflation ist nun aber offen, ob es wirklich zu
drei Zinssenkungen in diesem Jahr kommen wird. Analysten gehen davon aus, dass
mit einer Zinssenkung frühestens im September zu rechnen ist. Einige von ihnen
vermuten außerdem, dass es bei lediglich einer Zinssenkung in diesem Jahr
bleiben könnte.

Auf die Frage, ob drei Zinssenkungen in diesem Jahr realistisch seien,
reagierte Fed-Chef Powell ausweichend und sagte: "So denke ich nicht darüber."
Wenn die Fed ausreichend Zuversicht in die Daten habe, werde sie die Zinsen
senken. Es sei aber unklar, wie lange das dauern werde.

Am Devisenmarkt geriet der US-Dollar nach den Fed-Aussagen unter Druck. Der
Euro stieg im Gegenzug über die Marke von 1,07 US-Dollar. Am Markt für
Staatsanleihen fielen die Renditen für US-Anleihen./nau/DP/jkr

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