01.05.2024 07:36:36 - dpa-AFX: POLITIK/ROUNDUP/Studentenproteste in New York: Polizei räumt Uni-Gebäude

NEW YORK (dpa-AFX) - Ein Großaufgebot der New Yorker Polizei hat nach der
Eskalation propalästinensischer Proteste an der Elite-Universität Columbia das
von Studierenden besetzte Hochschulgebäude geräumt. Am Dienstagabend (Ortszeit)
strömten hunderte Polizisten auf den Campus im Norden Manhattans, wie eine
dpa-Reporterin vor Ort berichtete. Die Beamten drangen in die besetzte Hamilton
Hall ein und nahmen mehrere Demonstranten fest. Laut dem US-Sender NBC wurden
etwa 100 von ihnen in Gewahrsam genommen.

Die Demonstrierenden hatten das Vorgehen Israels im Gaza-Krieg kritisiert
und Solidarität mit den Palästinensern gefordert. Außerdem verlangten sie von
der Hochschule, finanzielle Beziehungen mit Israel zu kappen. Die
Universitätsleitung lehnte das ab - und forderte die Unterstützung der Polizei
an, nachdem Vermummte mit schwarz-weißen Palästinensertüchern in der Nacht zu
Dienstag Fenster eingeschlagen, die Hamilton Hall gestürmt und den Eingang des
Gebäudes mit Stühlen und Tischen verbarrikadiert hatten.

Bei dem folgenden Polizeieinsatz wurden auch Dutzende Zelte im sogenannten
Solidaritätscamp auf dem Gelände durchsucht. Aufnahmen zeigten, dass die
Demonstranten noch versuchten, die Polizei mit Menschenketten am Vordringen zu
hindern, jedoch zur Seite geschoben oder auseinandergerissen wurden.

Es war bereits der zweite Großeinsatz auf dem Campus, nachdem die New Yorker Polizei vor knapp zwei Wochen schon einmal auf Bitten der Uni-Leitung gegen die
Studierenden vorgerückt war. Diese sahen sich in ihrem Recht auf freie
Meinungsäußerung beschränkt und kritisierten das Vorgehen der Sicherheitskräfte
als unverhältnismäßig. In der Folge kam es an Dutzenden Universitäten in den USA
zu Demonstrationen und der Errichtung von Zeltlagern. Kritiker werfen
insbesondere dem radikalen Teil der Protestbewegung Antisemitismus und die
Verharmlosung der Hamas vor - die Islamistenorganisation spricht Israel das
Existenzrecht ab und hat den Gaza-Krieg mit einem beispiellosen Massaker am 7.
Oktober ausgelöst.

Die gewaltsame Besetzung der Hamilton Hall fachte die Kritik an den
Studierenden nochmals an. Die Columbia-Universität teilte mit, man habe sehr
deutlich gemacht, "dass die Arbeit der Universität nicht endlos durch
Demonstranten gestört werden kann, die gegen die Regeln verstoßen. Wenn dies
weiterhin geschieht, wird dies klare Konsequenzen nach sich ziehen." Selbst die
US-Regierung sprach von einem "absolut falschen Weg" der Studierenden: "Das ist
kein Beispiel für friedlichen Protest", sagte der Kommunikationsdirektor des
Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby.

Am Montag hatte die Hochschulleitung angekündigt, Studentinnen und Studenten zu suspendieren, sollten sie das Protestcamp auf dem Universitätsgelände nicht
bis zum Nachmittag verlassen. Doch das Gegenteil geschah: Demonstrierende
drangen in die Hamilton Hall ein, die schon 1968 während eines Protests gegen
den Vietnam-Krieg besetzt worden war.

Seit Beginn der propalästinensischen Studentenproteste im April wurden in
den USA laut Medienberichten mehr als 1000 Demonstranten vorläufig festgenommen.
Am Dienstag ging es nicht nur in New York hoch her, auch in anderen
Bundesstaaten wie Kalifornien, Georgia, North Carolina, Texas und Florida griff
die Polizei ein.

Die Hamas und andere islamistische Gruppen hatten bei ihrem Überfall auf
Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres etwa 1200 Menschen getötet und mehr als
250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel reagierte darauf mit
einer Bodenoffensive und Luftangriffen auf das Küstengebiet. In der Folge wurden
nach - unabhängig kaum zu verifizierenden - Angaben der von der Hamas
kontrollierten Gesundheitsbehörde seit Kriegsbeginn etwa 34 500 Menschen
getötet./scb/DP/zb

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