01.05.2024 07:35:05 - dpa-AFX: ROUNDUP: Fed entscheidet über weiteren Kurs - wieder keine Zinssenkung

WASHINGTON (dpa-AFX) - Die US-Notenbank Federal Reserve steuert auf eine
weitere Zinspause zu. Die Fed will ihre Entscheidung zum weiteren Kurs der
Geldpolitik an diesem Mittwoch (20.00 Uhr MESZ) bekannt geben. Analysten gehen
davon aus, dass die Notenbank der größten Volkswirtschaft der Welt ihren
Leitzins weiter stabil halten und in einer Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent
belassen wird. Dabei handelt es sich um den höchsten Stand seit mehr als 20
Jahren. Die jüngsten Daten zur Inflation in den USA lassen eine baldige
Zinssenkung immer unwahrscheinlicher werden. Mit Spannung wird daher auch
erwartet, wie Fed-Chef Jerome Powell auf Fragen der Presse nach einer möglichen
Zinserhöhung reagieren wird.

Powell hatte bereits vor zwei Wochen deutlich gemacht, dass eine Zinswende
nicht unmittelbar bevorstehe. "Die jüngsten Daten haben uns eindeutig keine
größere Zuversicht vermittelt", sagte er Mitte April. Der Preisauftrieb in den
USA hatte sich zuletzt unerwartet wieder etwas beschleunigt. Die Inflationsrate
ist im März erneut stärker als erwartet gestiegen. Die Verbraucherpreise stiegen
im Vergleich zum Vorjahresmonat nach Angaben des Arbeitsministeriums um 3,5
Prozent. Analysten hatten im Schnitt mit einer Rate von 3,4 Prozent gerechnet.
Im Februar hatte sie noch bei 3,2 Prozent gelegen. Die Fed strebt eine
Inflationsrate von 2 Prozent an.

Seit März 2022 hat die Fed ihren Leitzins in den Anstrengungen gegen die
Inflation im rekordverdächtigen Tempo um mehr als fünf Prozentpunkte angehoben -
in den vergangenen Monaten die Zinsen aber auf hohem Niveau belassen. Die
Inflationsrate ist deutlich zurückgegangen, die Preise steigen nun deutlich
langsamer an. Die Rate war im Sommer 2022 mit mehr als 9 Prozent so hoch wie
seit rund vier Jahrzehnten nicht mehr. Dennoch scheint die Fed ihrem
2-Prozent-Ziel aktuell nicht wirklich näherzukommen.

Für die Fed ist der Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise ein Balanceakt.
Sie dreht dabei an der Zinsschraube, um die Nachfrage auszubremsen. Steigen die
Zinsen, müssen Privatleute und Wirtschaft mehr für Kredite ausgeben - oder sie
leihen sich weniger Geld. Das Wachstum nimmt ab, Unternehmen können höhere
Preise nicht unbegrenzt weitergeben - und idealerweise sinkt die Inflationsrate.
Bei zu hohen Zinsen besteht die Gefahr einer Rezession. Die US-Wirtschaft ist
allerdings trotz hoher Zinsen überraschend stark.

Die Entscheider der Fed rechnen laut ihrer Prognose vom März für dieses Jahr im Mittel mit einem Leitzins von 4,6 Prozent. Das deutet auf drei Zinssenkungen
von jeweils 0,25 Prozentpunkten in diesem Jahr hin. Angesichts der hartnäckig
hohen Inflation ist nun aber offen, ob es dazu wirklich kommen wird. Die
Notenbank veröffentlicht am Mittwoch keine neue Zinsprognose. Es wird also auf
die Äußerungen von Fed-Chef Powell in der Pressekonferenz ankommen. Analysten
gehen davon aus, dass mit einer Zinssenkung frühestens im September zu rechnen
ist. "Wenn die Inflation bleibt, wo sie ist, oder wenn sie weiter steigt, wird
eine Änderung der Politik sehr unwahrscheinlich", sagte Eswar Prasad,
Wirtschaftswissenschaftler an der Cornell Universität, der "Washington Post".

Einige Analysten werfen mittlerweile die Frage auf, ob nicht gar eine
weitere Zinserhöhung im Raum steht. Das "Wall Street Journal" schreibt
allerdings, dass dies zumindest absehbar unwahrscheinlich sei. Dazu müsse die
Inflationsrate stärker ansteigen - etwa aufgrund einer neuen Angebotsknappheit
bei Rohstoffen. Auch höhere Gehälter im Zuge einer Lohn-Preis-Spirale müsste die
Fed dafür beobachten. Die US-Notenbank Fed berücksichtigt auch die Lage auf dem
Arbeitsmarkt, weil sich diese auf die Verbraucherpreise auswirken
kann./nau/DP/zb

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