30.04.2024 06:30:02 - dpa-AFX: ROUNDUP: Der Ukraine fehlen weiter Waffen und Munition - Die Nacht im Überblick

KIEW (dpa-AFX) - Trotz einer Belebung westlicher Rüstungshilfen nach
monatelanger Pause leidet die von Russland angegriffene Ukraine weiter unter
einem Mangel an Waffen und Munition. Die täglichen russischen Raketenangriffe,
die täglichen Angriffe an der Front könnten gestoppt werden, sagte Präsident
Wolodymyr Selenskyj am Montagabend in seiner Videobotschaft. "Aber dazu ist die
ukrainische Armee auf ausreichende Unterstützung durch ihre Partner angewiesen."
Bei russischem Raketenbeschuss auf die Hafenstadt Odessa gab es zwei Tote und
mindestens 18 Verletzte; auch in Charkiw wurden zwei Menschen verletzt.

Über die notwendige Waffenhilfe sprach Selenskyj auch mit
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, der ohne öffentliche Ankündigung eine
Reise nach Kiew unternommen hatte. Stoltenberg redete den Mitgliedern des
Bündnisses ins Gewissen, ihre militärische Unterstützung für die Ukraine weiter
auszubauen. "Die Nato-Partner haben nicht das geliefert, was sie versprochen
haben", kritisierte er. Der Mangel an Munition habe den Russen Vorstöße an der
Front ermöglicht. Unterdessen gab die Bundesregierung erstmals seit Wochen
wieder neue Waffenlieferungen aus Deutschland bekannt, zu denen auch zehn
Marder-Schützenpanzer gehören.

Die Ukraine wehrt seit mehr als zwei Jahren eine großangelegte russische
Invasion ab; am Dienstag wird der 797. Kriegstag gezählt.

Selenskyj braucht Patriots und Granaten

Die Partnerländer verfügten über die Waffensysteme, die die Ukraine dringend brauche, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft. Dabei nannte er
vor allem Patriot-Flugabwehrsysteme aus US-Produktion und Artilleriegranaten vom
Kaliber 155 Millimeter. Im Gespräch mit Stoltenberg bestätigte Selenskyj, dass
die ersten versprochenen Waffenlieferungen der USA bereits eingetroffen seien.
"Doch muss der Prozess beschleunigt werden", sagte er. Bei den von der Ukraine
erwarteten zusätzlichen Patriot-Systemen gebe es keine konkreten Zusagen, wohl
aber erste Schritte. Nach monatelanger Blockade war es der US-Regierung von
Präsident Joe Biden Mitte April gelungen, ein milliardenschweres Hilfspaket
durch den Kongress zu bringen.

Stoltenberg sagte, dass er von Alliierten in Kürze neue Ankündigungen
erwarte. "Arsenale können wieder aufgefüllt werden, verlorene Leben können nicht
zurückgeholt werden", sagte der Nato-Generalsekretär. In der derzeitigen
Situation sei es im Zweifelsfall besser, der Ukraine zu helfen, als Bündnisziele
für das Vorhalten von Waffen und Munition zu erfüllen.

Kein schneller Nato-Beitritt für die Ukraine

Bei seinem dritten Besuch in Kiew seit Kriegsbeginn dämpfte Stoltenberg aber Hoffnungen der Ukraine auf eine baldige Einladung zur Mitgliedschaft im
westlichen Verteidigungsbündnis. Er sei fest davon überzeugt, dass der Ukraine
ein Platz in der Nato zustehe, und er arbeite hart daran, dass die Ukraine
Mitglied des Bündnisses werde, sagte der Norweger bei einer Pressekonferenz mit
Selenskyj. Um eine Aufnahmeentscheidung treffen zu können, brauche es allerdings
einen Konsens unter den 32 Bündnismitgliedern. Und er erwarte nicht, dass dieser
bis zum nächsten Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs im Juli in
Washington zustande kommen werde.

Neue Militärhilfe aus Deutschland

Russland hat zuletzt seine Luftangriffe auf ukrainische Ziele mit Raketen,
Marschflugkörpern, Drohnen und Gleitbomben verstärkt. Neben der Lieferung von
Marder-Schützenpanzern bemüht sich Deutschland mit seinem neuen Rüstungspaket,
dem Bedarf an Flugabwehr Rechnung zu tragen. Wie die Bundesregierung mitteilte,
wurden ein zweites Flugabwehrsystem vom Typ Skynex, knapp 30 000 Schuss Munition
für den Flugabwehrpanzer Gepard und Munition für das System Iris-T geliefert.
Das Mitte April zugesagte dritte Flugabwehrsystem vom Typ Patriot stand nicht
auf der aktualisierten Liste der deutschen Militärhilfe.

Weiter wurden 7500 Artilleriegranaten 155, Munition für den Kampfpanzer
Leopard 2 und 3000 Panzerabwehrhandwaffen geliefert. Die ukrainische Armee
erhielt auch einen weiteren Brückenlegepanzer Biber, einen Pionierpanzer, neun
Minenräumpflüge sowie neun Schwerlastsattelzüge M1070 Oshkosh.

Royaler Besuch aus Großbritannien in Kiew

Erstmals seit Kriegsbeginn hat ein Mitglied der britischen Königsfamilie die Ukraine besucht. Herzogin Sophie - die Schwägerin von König Charles III. - sei
auf Bitten des britischen Außenministeriums in die Ukraine gereist, teilte der
Buckingham-Palast am Montagabend mit. Der Besuch solle Solidarität mit den
Frauen, Männern und Kindern ausdrücken, die vom Krieg betroffen seien. Sophie
(59) ist mit Charles' jüngerem Bruder Prinz Edward (60) verheiratet. Sie setzt
sich seit Längerem gegen sexualisierte Gewalt ein. In der Ukraine habe sie
Präsident Selenskyj und dessen Frau Olena Selenska getroffen und eine Nachricht
von König Charles überbracht, teilte der Palast mit. Der britischen
Nachrichtenagentur PA zufolge erinnerte Sophie auch an die Opfer des Massakers
von Butscha./fko/DP/zb

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