29.04.2024 15:31:33 - dpa-AFX: SPORT: Steuerfahnder belastet Angeklagte im DFB-Prozess

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der für die Untersuchung der Sommermärchen-Affäre
zuständige Steuerfahnder des Frankfurter Finanzamtes hat die im DFB-Prozess
wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung angeklagten Ex-DFB-Funktionäre Theo
Zwanziger, Wolfgang Niersbach und Horst R. Schmidt schwer belastet.

Den Ermittlungen zufolge habe es sich bei den 6,7 Millionen Euro, die der
Deutsche Fußball-Bund im April 2005 an den Weltverband FIFA überwiesen hatte, um
die Tilgung eines Privatdarlehens des französischen Unternehmers Robert
Louis-Dreyfus für den mittlerweile verstorbenen Franz Beckenbauer aus dem Jahr
2002 und nicht um einen Zuschuss für eine WM-Eröffnungsgala gehandelt.

"Die Buchung 2006 war nach unseren Erkenntnissen falsch. Wir sind von einem
Scheingeschäft ausgegangen", sagte Oberamtsrat Lutz Frank am Donnerstag als
Zeuge vor dem Landgericht Frankfurt.

Demnach seien bei einer Durchsuchung der DFB-Zentrale und der
Privatwohnungen der drei Angeklagten im November 2015 Belege gefunden worden,
die den Schluss zuließen, dass die ehemaligen Top-Funktionäre über den
eigentlichen Zweck der 6,7-Millionen-Euro-Zahlung Bescheid wussten.

So hieß es zum Beispiel in einer auf dem Privat-Computer von Schmidt
gefundenen Mail: "...kam der damalige OK-Schatzmeister Zwanziger auf die Idee
einen Zuschuss für die Gala zu zahlen, mit der Maßgabe, dass dieses Darlehen von
Dreyfus die FIFA tilgt."

Zwanziger, Niersbach und Schmidt müssen sich in dem Prozess wegen des
Vorwurfs der Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall verantworten.
Sie sollen die Millionen-Zahlung in der Steuererklärung für 2006 unrechtmäßig
als Betriebsausgabe deklariert und damit die Steuer für das WM-Jahr um rund 13,7
Millionen Euro verkürzt haben. Alle drei Angeklagten weisen den Vorwurf strikt
zurück.

Die FIFA hatte die 6,7 Millionen Euro nur einen Tag nach dem Eingang an
Louis-Dreyfus weitergeleitet. Dieser hatte im Jahr 2002 ein Darlehen in Höhe von
zehn Millionen Schweizer Franken auf ein Konto von Beckenbauer überwiesen. Diese
Summe war später auf einem Firmenkonto des damaligen FIFA-Vizepräsidenten,
Mohamed bin Hammam, in Katar gelandet./edo/DP/jha

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