29.04.2024 15:00:22 - dpa-AFX: Verbraucherzentrale mahnt chinesischen Billig-Modehändler Shein ab

BERLIN (dpa-AFX) - Verbraucherschützer nehmen den chinesischen
Online-Händler Shein wegen aus ihrer Sicht unzulässigen Geschäftspraktiken ins
Visier. Shein verstoße mehrfach gegen Vorgaben der Europäischen Union und sei
daher abgemahnt worden, teilte ein Sprecher des
Verbraucherzentrale-Bundesverbands (VZBV) am Montag mit. Die Plattform habe nun
die Gelegenheit, eine Unterlassungserklärung abzugeben und Anpassungen
vorzunehmen.

Aus Sicht der Verbraucherschützer verstößt Shein gegen den Digital Services
Act der EU, der die manipulative Gestaltung von Online-Plattformen verbietet.
Die Mängelliste umfasst mehrere Punkte: Der VZBV kreidet Shein beispielsweise
an, dass, sobald eine Kundin oder ein Kunde die Website verlassen will, ein
Pop-up-Fenster mit dem Inhalt "Du könntest jetzt Gutscheine erhalten! Bist du
sicher, dass du gehen willst?" erscheint.

Shein ist ein Händler für Mode und Sportartikel, der 2008 von Chris Xu
gegründet wurde und seinen Sitz inzwischen in Singapur hat. Der
Fast-Fashion-Anbieter führe Verbraucher aufs Glatteis und missachte Regeln des
Verbraucherschutzes, wird VZBV-Chefin Ramona Pop in einem Post auf der Plattform
Instagram zitiert. Shein ließ eine schriftliche Anfrage zu den Vorwürfen
zunächst unbeantwortet.

Abgemahnt wurde Shein demnach auch für willkürlich erscheinende Rabatthöhen, fehlende Informationen bei Sternchen-Bewertungen und wegen eines unvollständigen
Impressums. Außerdem werfen die Verbraucherschützer dem Händler Greenwashing
vor. Auf der Seite heiße es, dass die Paketshop-Abholung einen positiven Beitrag
zum Umweltschutz leiste. Shein und andere Plattformen dieser Art setzen aber
verstärkt auf den Transport mit dem Flugzeug. Bis zur Zustellung haben Pakete
oft bereits lange Wegstrecken zurückgelegt.

Handelsexperten und Verbände hatten bereits in den vergangenen Monaten ein
strikteres Vorgehen gegen chinesische Billig-Marktplätze gefordert. Zuletzt
stand insbesondere die Shopping-App Temu in der Kritik von Politik und
Verbraucherschützern. Dieser Plattform wirft der VZBV ähnliche Verstöße vor. Sie
übervorteile Verbraucher mit willkürlich erscheinenden Rabatten, fragwürdigen
Bewertungen und manipulativen Designs. Temu widersprach den Vorwürfen und gab
demnach keine Unterlassungserklärung ab. Die Verbraucherschützer prüfen daher
eine Klage gegen die Handelsplattform./jwe/DP/mis

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