29.04.2024 14:30:58 - dpa-AFX: ROUNDUP/Deutschland: Inflationsrate verharrt im April bei 2,2 Prozent

WIESBADEN (dpa-AFX) - Die Inflationsrate in Deutschland bleibt nach drei
Rückgängen in Folge unverändert. Die Verbraucherpreise lagen im April wie schon
im März um 2,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische
Bundesamt am Montag auf vorläufiger Basis mitteilte. Niedriger war die jährliche
Teuerungsrate zuletzt im April 2021 mit damals 2,0 Prozent. Im Dezember
vergangenen Jahres hatte die Rate noch bei 3,7 Prozent gelegen und war seither
stetig zurückgegangen. Höhere Teuerungsraten schwächen die Kaufkraft von
Verbraucherinnen und Verbrauchern.

Wieder regulärer Mehrwertsteuersatz für Erdgas und Fernwärme

Für Nahrungsmittel zahlten Verbraucherinnen und Verbraucher im April 0,5
Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Preise für Haushaltsenergie sanken dagegen
um 1,2 Prozent - trotz des Auslaufens der temporären Mehrwertsteuersenkung für
Gas und Fernwärme. Seit Anfang April gilt für diese Güter wieder der reguläre
Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent. Um die hohen Energiepreise als Folge des
russischen Angriffskriegs auf die Ukraine abzufedern, hatte die Politik die
Mehrwertsteuer auf Erdgas und Fernwärme vom 1. Oktober 2022 bis zum 31. März
2024 auf 7 Prozent gesenkt.

In einigen Bundesländern zogen die Preise für Fernwärme im Jahresvergleich
deutlich an, wie aus den Statistiken mehrerer Landesämter hervorgeht. Zudem
mussten die Menschen demnach beim Besuch der Gaststätte oder der Übernachtung im
Hotel in vielen Bundesländern in diesem April tiefer in die Tasche greifen als
ein Jahr zuvor.

Von März auf April des laufenden Jahres stiegen die Verbraucherpreise nach
vorläufigen Berechnungen des Wiesbadener Bundesamtes insgesamt um 0,5 Prozent.

Schlechtere Aussichten für weitere Entwicklung

Im Jahresschnitt erwarten führende Wirtschaftsforschungsinstitute eine
deutliche Abschwächung der Inflation in Europas größter Volkswirtschaft auf 2,3
Prozent nach 5,9 Prozent im vergangenen Jahr. Allerdings könnte der Weg dorthin
mühsamer werden als erhofft.

Die aktuellen Preispläne der Unternehmen hierzulande deuten nach
Einschätzung des Münchner Ifo-Instituts auf eine Pause beim Rückgang der
Inflation hin. Teurer werden dürfte es für die Kundschaft vor allem in der
Gastronomie, beim Kauf von Spielwaren und Drogerieartikeln. Die Schlussfolgerung
des Ifo: "In den kommenden Monaten dürfte die Inflation erst einmal nicht weiter
zurückgehen und bei knapp über zwei Prozent verharren."

Wann kommt die Konsumwende?

Niedrigere Inflationsraten können die Konsumlust von Verbraucherinnen und
Verbrauchern ankurbeln. Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung
(IMK) der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung machte in einer jüngst
veröffentlichten Studie auf Basis einer Umfrage unter 9600 Menschen eine
spürbare Zunahme der Konsumneigung in allen Einkommensgruppen aus, insbesondere
bei Freizeit, Unterhaltung und Kultur. Es gebe Indizien für eine "bevorstehende
Konsumwende" - vor allem dann, "wenn im Jahresverlauf die Inflationsrate weiter
sinkt und mit steigenden Nominallöhnen auch die Reallöhne nach mehreren Jahren
des Rückgangs wieder steigen", hieß es in der Auswertung.

Auch die jüngsten Daten der Konsumforscher der Nürnberger GfK zeigen, dass
die Aussicht auf steigende Löhne für bessere Stimmung sorgt: Die Kauflaune der
Menschen hierzulande sei weiterhin schlecht, aber sie erhole sich leicht. Der
Privatkonsum ist eine wichtige Stütze der Konjunktur in Deutschland, die seit
Monaten nicht recht in Fahrt kommt./ben/mar/DP/bgf

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