29.04.2024 14:16:13 - dpa-AFX: POLITIK/Laumann zu Söder: Nicht schon vor der Wahl an Koalitionspartner ketten

BERLIN (dpa-AFX) - Der Chef des Arbeitnehmerflügels der CDU, Karl-Josef
Laumann, sieht das Plädoyer des CSU-Vorsitzenden Markus Söder für eine erneute
große Koalition aus Union und SPD nach der nächsten Bundestagswahl skeptisch.
"Ich bin ganz klar der Meinung, dass die CDU sich nicht an einen
Koalitionspartner schon im Vorfeld der Wahl ketten darf", sagte Laumann, der
Arbeits-, Gesundheits- und Sozialminister in Nordrhein-Westfalen ist, am Montag
vor Journalisten in Berlin. Beim CDU-Parteitag in einer Woche will Laumann zu
einem von fünf stellvertretenden Parteivorsitzenden gewählt werden.

Mit Blick auf die mehrfache klare Absage Söders an eine Zusammenarbeit der
Union mit den Grünen sagte Laumann, man könne ja "gegen die eine oder andere
Seite keulen. Klug ist es nicht, um es klar zu sagen." Der bayerische
Ministerpräsident Söder hatte der "Welt am Sonntag" gesagt: "Wenn man sich die
zentralen Felder der Politik anschaut von der Wirtschafts-, über die Außen- bis
zur Migrationspolitik, dann weiß man: Mit den Grünen ist kein Staat zu machen
und mit Olaf Scholz auch nicht mehr." Bleibe es bei den aktuellen Umfragen,
werde Kanzler Olaf Scholz (SPD) die Wahl verlieren, sagte Söder und betonte:
"Schwarz-Grün wollen wir jedenfalls nicht."

Laumann sagte nun, wichtig sei, dass die Union bei der nächsten Wahl
möglichst stark werde. "Wenn es dann mit der FDP klappen könnte, wäre es ja
schön." Wenn es am Ende aber eine lagerübergreifende Regierungsbildung gebe,
müsse die Union eine Wahl zwischen unterschiedlichen Parteien haben. Die
schwarz-grüne Landesregierung in NRW arbeite jedenfalls sehr gut zusammen.

Mit Merz "Stärke zurückgewonnen"

Auf die Frage, ob er die Entscheidung über die Kanzlerkandidatur der Union
schon für Partei- und Fraktionschef Friedrich Merz entschieden sehe, antwortete
Laumann, die Union habe nach ihrem Desaster bei der Bundestagswahl 2021 unter
der Führung von Merz "schon eine gewisse Stärke zurückgewonnen". Zudem habe das
interne Genörgel aufgehört. Auch die Stimmung in der Unionsfraktion im Bundestag
sei gut. "Ich halte die Wahrscheinlichkeit für am größten, dass es einfach auf
Friedrich Merz hinausläuft", sagte Laumann.

Jens Spahn, der beim Parteitag in Berlin erneut für einen Platz im
CDU-Präsidium kandidiert, forderte gegenüber Journalisten, die Union müsse sich
von dem Gedanken befreien, "man könne nur mit Rot oder Grün regieren". Eine
Mehrheit im Land wolle bei den Themen Wirtschaft, Klima, Migration, Integration,
Gesellschaftspolitik, Rauschgift-Legalisierung oder in der Außenpolitik eine
andere Politik. Man müsse den Wählern selbstbewusst sagen: "Wenn ihr wirklich
wollt, dass es eine andere Politik gibt, dann müsst ihr uns, die Union, CDU,
CSU, so stark machen, dass wir ohne Rot und Grün diese Politik auch durchsetzen
können." Zudem müsse den Menschen gesagt werden: "Wenn ihr AfD wählt, dann
erhöht ihr die Wahrscheinlichkeit von Koalitionen nach links."/bk/DP/jha

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