29.04.2024 10:36:47 - dpa-AFX: Börse Frankfurt-News: "Durchhänger abgehakt?" (Wochenausblick)

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Nach vier Wochen Schwächephase hat sich die
Stimmung gedreht, zu überzeugend sind viele Unternehmensberichte. Entscheidend
sei nun der weitere Verlauf der Berichtssaison, heißt es, und natürlich das
Vorgehen der Notenbanker.

29. April 2024. FRANKFURT. Hoffnungen auf eine baldige Zinssenkung in den USA
gibt es zwar nicht mehr, bei den Unternehmen läuft es aber überwiegend rund, wie
die Berichtssaison zeigt. Die seit Ende März anhaltende Schwächephase an der
Börse scheint daher beendet. Der DAX steht am Montagmorgen bei 18.215 Punkten
leicht im Plus nach 18.161 Zählern am Freitag zu Handelsschluss. Alphabet und
Microsoft hatten am Freitag mit ihren Quartalszahlen positiv überrascht und den
Tech-Sektor nach oben getrieben.

Laut Robert Halver von der Baader Bank handelt es sich bei den jüngsten
Kursschwankungen ohnehin um April- statt Unwetter. Solange die US-Notenbank ihre
abwartende Zinspolitik betreibe, sei ab und zu mit höheren Kursschwankungen an
den Börsen zu rechnen. "Und zum Happy End wird es ja kommen", meint er mit Blick
auf die erwarteten Leitzinssenkungen. Zudem wirke sich die sich verbessernde
Weltkonjunktur als "fundamentaler Brandbeschleuniger" aus - vor allem für
europäische und deutsche zyklische Aktien. "Positiv nehmen die Aktienmärkte
schließlich zur Kenntnis, dass der Konflikt im Nahen und Mittleren Osten bislang
nicht eskaliert", ergänzt Halver.  

Abraten von "Sell in May"

Auch die Weber Bank spricht von einer vorübergehend schwachen Phase. "Zu stark
sind die fundamentalen Daten, die die Unternehmen berichten", erklärt Daniel
Schär, Leiter des Portfoliomanagements. Für das Gesamtjahr 2024 gehe man für
internationale Aktien weiterhin von einem Wachstum der Unternehmensgewinne von 9
Prozent aus, im historischen Vergleich überdurchschnittlich. "Wir würden
folglich nicht dem alten Börsenspruch ?Sell in May and go away? folgen." Die
Bank hat genau nachgerechnet: Hätte man seit 1971 jedes Jahr 1.000 Euro in den
MSCI World zum Jahrestiefstkurs investiert, hätte man im Durchschnitt eine
Rendite von 7 Prozent im Jahr erzielt. Bei Investitionen zum Jahreshöchstkurs
wären es 6,5 Prozent - also kaum weniger. "Viel wichtiger als die Spekulation
auf den optimalen Einstiegszeitpunkt ist somit die Entscheidung, regelmäßig und
langfristig zu investieren."

Technik: Angriff auf jüngste Top-Notierungen

Charttechnisch sieht es auch nicht schlecht aus. "Nach der Konsolidierung seit
Anfang April habe sich der DAX nicht nur im Bereich der latenten
Unterstützungszone halten können, erklärt Christoph Geyer. Er habe auch eine
zumindest kurzfristige, dynamische Anstiegsbewegung vollzogen. "Damit dürften
die divergent laufenden Indikatoren abgearbeitet sein." Inzwischen hätten sich
sogar Kaufsignale eingestellt. "Somit sollte der DAX die Chance wahrnehmen und
die jüngsten Topnotierungen wieder angreifen."

Höhepunkt der neuen Woche dürfte die US-Notenbanksitzung am Mittwoch sein.
Außerdem geht die Berichtssaison geht weiter. In den USA legen Unternehmen wie
Apple, Amazon, AMD, Super Micro Computer und Eli Lilly ihre Bücher offen,
hierzulande Lufthansa, Adidas, Volkswagen, Mercedes und Vonovia.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche

Montag, 29. April

14.00 Uhr. Deutschland: Verbraucherpreise April. Der Trend rückläufiger
Inflationsraten könnte ins Stocken geraten sein, meint die Helaba. Ungünstige
Basiseffekte und die im April beschlossene Mehrwertsteuererhöhung auf Gas und
Fernwärme sprächen für einen Anstieg der Teuerungsrate. Zudem gehe von den ?-l-
und Benzinpreisen kein entlastender Effekt mehr aus.

Dienstag, 30. April

3.30 Uhr. China: Einkaufsmanagerindex April. Vor allem die starke Entwicklung
grüner Zukunftstechnologien hat der DekaBank zufolge in den vergangenen Monaten
die Industrieproduktion unterstützt. Aufgrund bestehender Überkapazitäten und
einer eher schwachen Nachfrage sei das aber nun wohl vorbei. Der
Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe werde sein hohes
Vormonatsniveau wohl nicht halten konnte.

10.00 Uhr. Deutschland: BIP erstes Quartal. Das BIP wird laut DekaBank wohl dank
der Monate Januar und Februar leicht zugelegt haben. Da sich hier aber auch
Sondereffekte auswirkten, könne diese Entwicklung nicht ohne weiteres auf das
zweite Quartal übertragen werden.

11.00 Uhr. Eurozone: Verbraucherpreise April. Der seit eineinhalb Jahren zu
beobachtende Rückgang scheint zu Ende zu gehen, erklärt die Commerzbank und
prognostiziert 2,4 Prozent und damit soviel wie im Vormonat. Sie sieht sogar das
Risiko eines leichten Anstiegs. Hingegen sei die Kernteuerungsrate wohl noch
einmal gefallen, und zwar von 2,9 auf 2,7 Prozent.

11.00 Uhr. Eurozone: BIP erstes Quartal. Die Erholung im Euroraum ist dabei, ein
breites Fundament zu bekommen, erklärt die DekaBank. Der Anstieg werde wohl von
allen fünf größeren Volkswirtschaften getragen.

Mittwoch, 1. Mai

Weltweit: Feiertag. Viele Börsen bleiben geschlossen. Auch auf Xetra und Börse
Frankfurt findet kein Handel statt.

20.00 Uhr. USA: Zinsentscheid der US-Notenbank. Mit einer Veränderung der
Leitzinsen wird nicht gerechnet. "Entscheidend wird sein, wie das Statement
ausfällt und wie sich Fed-Chef Powell zum Thema Zinssenkungen äußert", erklärt
die Helaba.

Freitag, 3. Mai

14.30 Uhr. USA: Arbeitslosenquote April. Insgesamt hat sich der Arbeitsmarkt
überraschend gut gehalten, meint die Commerzbank. Hieran habe sich wohl auch im
April nicht viel geändert. Sie erwartet 250.000 neue Stellen, nur etwas weniger
als im März (303.000).  

Von Anna-Maria Borse, 29. April 2024, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die
Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder
anderen Vermögenswerten.)

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH