29.04.2024 06:35:02 - dpa-AFX: ROUNDUP: Kiew arbeitet an Sicherheitsabkommen mit USA - Die Nacht im Überblick

KIEW (dpa-AFX) - Mit einem bilateralen Sicherheitsabkommen wollen die
Ukraine und die USA nach Darstellung Kiews noch enger zusammenrücken. "Wir
arbeiten bereits an einem konkreten Text", sagte der ukrainische Präsident
Wolodymyr Selenskyj am Sonntag in seiner abendlichen Videoansprache. Es solle
das stärkste aller Sicherheitsabkommen werden - noch stärker als jene, die das
von Russland angegriffene Land in den vergangenen Monaten mit verschiedenen
europäischen Staaten geschlossen hat. Selenskyj machte keine Angaben dazu, wann
das Abkommen zwischen Kiew und Washington unterzeichnet werden soll.

"Wir arbeiten auch an der Festlegung spezifischer Unterstützungsniveaus für
dieses Jahr und für die nächsten zehn Jahre", umriss Selenskyj die geplante
Vereinbarung mit den Vereinigten Staaten. Dazu gehöre militärische
Unterstützung, finanzielle Unterstützung, politische Unterstützung sowie
Unterstützung für die gemeinsame Waffenproduktion. "Das Abkommen sollte wirklich
beispielhaft sein und die Stärke der amerikanischen Führung spiegeln", so
Selenskyj.

Die USA sind schon jetzt der wichtigste Unterstützer der Ukraine in ihrem
Abwehrkrieg gegen Russland. Erst vor Kurzem hat der US-Senat ein weiteres
Hilfspaket im Umfang von 57 Milliarden Euro gebilligt, das der in schwere
Bedrängnis geratenen ukrainischen Armee helfen soll.

Ukraine hält an Friedensgipfel fest

Die ukrainische Führung hält an der für Juni geplanten Friedenskonferenz in
der Schweiz fest und hofft dabei auf Beistand aus aller Welt. Die
Weltgemeinschaft sollte vor allem Russland zur Teilnahme an der Konferenz
bewegen, forderte Selenskyj am Sonntag. "Im Juni könnte somit der Weg zu einem
gerechten Frieden beginnen."

Moskau und Kiew haben jedoch sehr unterschiedliche Vorstellungen von einem
Kriegsende. Russland hat die besetzten Gebiete in der Ukraine, einschließlich
der Halbinsel Krim, annektiert und zum eigenen Staatsgebiet erklärt. Zudem
strebt der Kreml die Einsetzung einer Moskau-freundlichen Regierung in Kiew an.
Die Ukraine wiederum fordert den vollständigen Abzug aller russischen Truppen
von ukrainischem Staatsgebiet, einschließlich der Krim. Der Friedensplan Kiews
sieht zudem russische Reparationszahlungen vor sowie ein internationales
Tribunal, das alle Verantwortlichen in der russischen Politik und Militärführung
für den Angriffskrieg bestraft.

Klitschko macht Selenskyj Vorwürfe

Unstimmigkeiten gibt es aber auch im eigenen Land. So beklagt Kiews
Bürgermeister Vitali Klitschko einen Mangel an Zusammenhalt unter den führenden
Politikern in der Ukraine. "Leider gibt es in dieser Kriegszeit keine Einheit
zwischen den politischen Kräften", sagte Klitschko in einem Interview der
Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). Auf die Frage, ob er sich mit
Selenskyj mittlerweile getroffen habe, um die Spannungen zwischen den beiden aus
der Welt zu schaffen, sagte Klitschko, er habe das seit Kriegsbeginn zigmal
versucht, weil von der Hauptstadt viel abhänge. "Aber leider hatte ich nicht die
Gelegenheit, Selenskyj persönlich zu treffen. Wahrscheinlich hat er anderes zu
tun." Außerdem warf Klitschko, dem Ambitionen auf das Präsidentenamt nachgesagt
werden, der ukrainischen Regierung vor, zu wenig gegen die grassierende
Korruption im Land zu unternehmen.

Kiews Armeechef räumt militärische Rückschläge ein

Für die Verteidiger der Ukraine gestaltet sich die Lage an den Fronten im
Osten des Landes derweil brenzlig. Armeechef Olexander Syrskyj gestand am
Sonntag Rückschläge ein. Vor allem westlich der nach schweren Kämpfen
aufgegebenen Städte Awdijiwka und Marijinka hätten russische Einheiten die
ukrainischen Verbände zurückgedrängt, berichtete er auf der Plattform Telegram.
Die ukrainische Führung habe inzwischen weitere Soldaten in das umkämpfte Gebiet
geschickt.

Vor Ort sei die Lage "äußerst dynamisch", Stellungen würden immer wieder an
die Gegenseite verloren und dann zurückerobert. "Insgesamt erzielte der Feind in
diesen Gebieten einige taktische Erfolge, konnte aber keinen operativen Vorteil
erringen", schrieb Syrskyj. Auch der ukrainische Generalstab berichtete am Abend
in seinem täglichen Lagebericht von schweren Kämpfen, in deren Verlauf die
russischen Truppen massiv von Luftwaffe und Artillerie unterstützt worden seien.

Die russische Militärführung hatte bereits am Samstag von einem Einbruch in
die ukrainischen Verteidigungslinien in diesem Abschnitt berichtet. Das genaue
Ausmaß der Frontveränderungen war von unabhängiger Seite zunächst nicht zu
bewerten.

Militär-Sprecherin: Abrams-Panzer weiter an der Front

Ukrainische Militärs widersprachen am Sonntag Berichten, dass die aus
amerikanischen Beständen stammenden Abrams-Panzer wegen drohender russischer
Drohnenangriffe von der Front abgezogen würden. "Es stimmt nicht, dass wir keine
Abrams-Panzer oder Bradley-Schützenpanzer einsetzen", sagte Anastasija
Blischtschik, Sprecherin des bei Awdijiwka kämpfenden ukrainischen
Truppenverbandes. Auch wenn ein Krieg mit Verlusten verbunden sei, wiesen die
Abrams-Panzer gute Ergebnisse auf. Allein in diesem Frontbereich seien über 150
gepanzerte Fahrzeuge der russischen Armee zerstört worden. Die Abrams-Panzer
seien eine unverzichtbare Feuerunterstützung./cha/DP/zb

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