28.04.2024 17:00:31 - dpa-AFX: SPORT/ROUNDUP/Niederlage nur bei den Pommes: Kruse feiert Comeback in Kreisliga

BERLIN (dpa-AFX) - Alles klappte noch nicht für Max Kruse beim Comeback in
der Fußball-Kreisliga. Beim Versuch, vor dem Anpfiff ein paar Pommes mit
Mayonnaise für ein Selfie abzustauben, blitze der einstige Bundesliga-Star bei
einem Berliner Steppke ab. Genau ein halbes Jahr nach seinem letzten Profi-Spiel
verhalf der 36-Jährige der Reservemannschaft der Berliner Fußball-Amateure von
BSV Al-Dersimspor in der Kreisliga A dann immerhin zum Punktgewinn bei der
dritten Vertretung der Spandauer Kickers.

"Das war ein ordentliches Spiel. Natürlich muss ich noch ein bisschen ins
Training kommen", sagte Kruse nach dem 1:1. "Kunstrasen, ein stumpfer Platz. Die
Füße brennen", gestand er.

Mit der Rückennummer 99 hatte er sein Team aus dem Stadtteil Kreuzberg auf
den Kunstrasenplatz ganz im Westen der Hauptstadt geführt. Eine Entscheidung des
Trainers Güven Akpolat, wie Kruse sagte. Er brauche die Binde sicher nicht. Mit
seinen Mitspielern hielt er vor dem Anpfiff vor einigen hundert Zuschauern ein
Transparent mit der Aufschrift: "Willkommen in der Kreisliga, Max".

Eckball zum Führungstor

Der Kontakt zu Al-Dersimspor war über einen Freund entstanden. Bei der
Kreisliga-Premiere hielt Kruse trotz hoher Temperaturen 90 Minuten durch und
schlug den Eckball zur Führung. Beim Elfmeterpfiff gegen sein Team intervenierte
er beim Referee. "Quatsch nich' so viel. Dit is keene Bundesliga", schallte es
im Berliner Dialekt von der Seitenlinie.

Nach Spandau kam Kruse mit einem Motorroller und schlenderte im
Freizeit-Look mit Gucci-Rucksack (Kostenpunkt im Internet: 1544 Euro) entspannt
Richtung Umkleidekabine, vor der er seine neuen Kollegen mit Handschlag
begrüßte. Total freundlich sei Kruse, berichteten diese. Ein mehrfacher
Klassenunterschied - kein Thema. "Ich spiele nicht Fußball, um des Fußball
Willens", sagte Kruse. Er wolle einfach mit seinen Freunden Zeit verbringen. In
einem Café habe man sich einst kennengelernt, berichteten diese im Kreise von
Kruses Frau Dilara, die an der Seitenlinie im rosa Outfit Handy-Videos drehte.

Ein paar Kilo zu viel

Auf dem Platz nahm Kruse seine Lieblingsposition als hängende Spitze ein,
wenn auch mit - wie selber eingeräumt - einigen Kilos zu viel. "Er muss halt
abnehmen", sagte Mitspieler und Club-Sponsor Erdal Aksu. Zwei bis drei Jahre
rechne man mit Kruses Engagement. "Ich bin nicht der Typ, der so weit
vorausplant", sagte Kruse.

Der 14-malige Nationalspieler hatte zuletzt für den SC Paderborn in der 2.
Liga gespielt, seine letzte Partie für den SCP hatte er am 28. Oktober bei
Hertha BSC im Olympiastadion bestritten, nur rund zehn Kilometer von seinem
jetzigen Comeback-Ort entfernt. Wenig später folgte die Ankündigung des
Karriere-Endes.

Kritik an Löw und Kovac

Anschließend hatte Kruse vor allem mit verbalen Auseinandersetzungen mit
seinen Ex-Trainern für Schlagzeilen gesorgt. Joachim Löw aus seiner DFB-Zeit und
Niko Kovac als Coach vom VfL Wolfsburg reagierten mit Unverständnis auf Kruses
Aussagen. Zudem war der stets streitbare Fußballer auch Teammanager in der
Kleinfeld-Liga Baller League und wechselte sich dort auch selbst ein. Das muss
er bei Al-Derimspor nicht machen. Er ist als Star und Kumpel gesetzt./aer/DP/he

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