28.04.2024 16:46:34 - dpa-AFX: VERMISCHTES/ROUNDUP: Charles III. nimmt wieder öffentliche Pflichten wahr

LONDON (dpa-AFX) - "Annus horribilis" (Schreckensjahr) - so taufte Königin
Elizabeth II. das Jahr 1992, als die Ehen von drei ihrer vier Kinder in die
Brüche gingen und Schloss Windsor brannte. Mit den Krebsdiagnosen von König
Charles III. (75) und seiner Schwiegertochter Kate (42) in diesem Jahr machte
der Begriff wieder die Runde. Doch nach zwölf Wochen Krebstherapie gibt es gute
Neuigkeiten: Der König wird nach positiven Ergebnissen wieder in die
Öffentlichkeit zurückkehren.

Die Behandlung dauere zwar an, doch seine Ärzte seien "hinreichend zufrieden mit dem gemachten Fortschritt, sodass der König nun wieder eine Reihe von
öffentlichen Pflichten wahrnehmen kann", teilte der Buckingham-Palast am Freitag
mit. Demnach will der 75-jährige Monarch am kommenden Dienstag gemeinsam mit
seiner Frau Königin Camilla (76) eine Krebsklinik besuchen und sich dort mit
Ärzten und Patienten treffen. Ende Juni soll das japanische Kaiserpaar zu Besuch
kommen, das von Charles und Camilla im Buckingham-Palast empfangen werde.

"Glänzende Neuigkeiten, um die Woche zu beschließen", frohlockte
Großbritanniens Premierminister Rishi Sunak auf X (vormals Twitter) und teilte
ein vom Palast herausgegebenes Foto des Königspaars, das die beiden lächelnd
beim gemeinsamen Spaziergang im Park des Buckingham-Palasts zeigte. Auch
Oppositionschef Keir Starmer von der Labour-Partei zeigte sich "hocherfreut".
Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, kündigte an, man werde weiterhin
für den König beten.

Bisheriger Fortschritt bei Behandlung "sehr ermutigend"

Charles sei "äußerst ermutigt, wieder einige öffentliche Pflichten
wahrzunehmen und seinem medizinischen Team sehr dankbar für ihre anhaltende
Pflege und Expertise", sagte ein Palastsprecher. Wie lange die Behandlung noch
fortgesetzt werden muss, sei unklar, doch der bisherige Fortschritt sei "sehr
ermutigend" und stimme die Ärzte positiv.

Die Ankündigung dürfte bei vielen Briten für Erleichterung sorgen. "2024
wird sicher als schwieriges Jahr für die Royal Family in Erinnerung bleiben.
Aber ich zweifle, dass es ein weiteres "annus horribilis" wird", sagte der
Verfassungsexperte Craig Prescott von der Royal Holloway University of London im
Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Vielleicht werde mit der Rückkehr des
Königs in die Öffentlichkeit schon bald nicht mehr daran gedacht, wie schwierig
es begonnen habe. Immerhin werde noch immer an Plänen für eine Australien-Reise
des Königspaars in diesem Jahr festgehalten.

Ganz zur Normalität zurückkehren wird der Monarch aber vorerst nicht. Ob
Charles an wichtigen Anlässen wie seiner Geburtstagsparade Trooping the Colour
oder dem Gedenken an die Landung der Alliierten in der Normandie vor 80 Jahren
teilnehme, sei noch nicht klar, hieß es aus dem Palast. Es werde kein volles
Sommerprogramm geben, sagte der Sprecher. Jeder öffentliche Auftritt werde
kurzfristig bekannt gegeben und stehe unter Vorbehalt ärztlicher Ratschläge.

Kate hat sich komplett aus Öffentlichkeit zurückgezogen

Charles' Krebserkrankung war im Zuge einer Routineoperation an der Prostata
entdeckt worden. Um welche Krebsform es sich handelt, ist nicht bekannt. Es soll
aber kein Prostatakrebs sein. Der König zog sich daraufhin erst einmal aus der
Öffentlichkeit zurück, nahm aber hinter den Kulissen immer noch Pflichten wahr
wie beispielsweise die wöchentlichen Audienzen mit dem Premierminister. Er wird
seitdem ambulant behandelt.

Seine Schwiegertochter, Prinzessin Kate (42), war Ende März ebenfalls mit
einer Krebsdiagnose an die Öffentlichkeit gegangen. Sie habe mit einer
vorbeugenden Chemotherapie begonnen, erzählte sie in einer sehr persönlichen
Videobotschaft. Auch bei ihr kam die Diagnose nach einer Operation, bei der
zunächst nicht von Krebs ausgegangen worden war. Es handelte sich aber um einen
größeren Eingriff im Bauchraum, über den weiter nichts bekannt ist.

Lücke bei den Royals von der Größe Harrys und Meghans

Anders als der König hat sich Kate komplett zurückgezogen von ihren
Pflichten als Royal. Wann sie zurückkehren wird, ist ungewiss. Auch ihr Mann,
Thronfolger Prinz William (41), hatte sich wochenlang aus der Öffentlichkeit
ferngehalten, um seiner Familie beizustehen. Erst Mitte April ließ er sich
wieder blicken.

In den Augen von Verfassungsexperte Prescott ist das ein echtes Problem für
die Royals. Umfragen zeigten, dass die Unterstützung für die Monarchie bei
jüngeren Altersgruppen ohnehin schwinde. Ohne William und Kate sei der
Altersdurchschnitt der Royals erheblich höher. "Es gibt so gesehen eine Lücke im
engeren Kreis der Königsfamilie und diese Lücke hat die Größe des Herzogs und
der Herzogin von Sussex", sagte Prescott über Prinz Harry (39) und Herzogin
Meghan (42).

Der jüngere Sohn von König Charles und seine Frau haben sich seit gut vier
Jahren von den Royals losgesagt und leben inzwischen im US-Bundesstaat
Kalifornien. Das Verhältnis mit den übrigen Royals gilt als zerrüttet. Bis die
Kinder von William und Kate diese Lücke füllen könnten, werde noch einige Zeit
vergehen, so der Verfassungsexperte. Prinz George ist zehn, Prinzessin Charlotte
acht und Prinz Louis sechs Jahre alt./cmy/DP/he

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