28.04.2024 15:48:14 - dpa-AFX: VERMISCHTES/ROUNDUP: 1200 Einsatzkräfte suchen nach vermisstem Arian

BREMERVÖRDE (dpa-AFX) - Polizei und Bundeswehr haben ihre Suche nach dem
vermissten Arian aus dem niedersächsischen Bremervörde-Elm ausgeweitet. Am
Sonntag startete die bisher größte Suchaktion nach dem seit Montag vermissten
autistischen Jungen, der wahrscheinlich nicht auf Zurufe reagiert. Seit dem
Vormittag durchkämmen rund 800 Helfer das Gebiet nördlich des Wohnorts des
Vermissten. Das sei die bisher größte Aktion seit Beginn der Suche vor knapp
einer Woche. "Eine derart große Suchmaßnahme habe ich zuvor noch nicht
geleitet", so Jörg Wesemann, Gesamteinsatzleiter der Polizei Rotenburg.

Die Einsatzkräfte bildeten eine 1,5 Kilometer breite Menschenkette und
durchstreiften das Gebiet nun vom Norden her in Richtung Elm. Man konzentriere
sich auf ein Gebiet, in dem man in den vergangenen Tagen zahlreiche Spuren
gefunden habe, sagte eine Polizeisprecherin. Ziel sei es, "lückenlos alles noch
einmal umzudrehen".

Suchgebiet ausgeweitet

Die beteiligten Kräfte von Feuerwehr, Bundeswehr und Polizei seien mit
GPS-Trackern ausgestattet, damit sie trotz der großen Entfernung auf einer Höhe
bleiben. Die am Morgen gestartete Suchaktion ist nach Angaben der Polizei
zunächst auf zehn Stunden angelegt und soll bis 19 Uhr gehen. Zusätzlich seien
weiter Boote, Drohnen und Suchhunde unterwegs. Technisches Hilfswerk (THW) und
Feuerwehr durchsuchten Gräben und darin befindliche Rohre. Rund 1200 Kräfte
seien im Einsatz, dazu kam eine Reiterstaffel.

Das Suchgebiet, das sich bisher auf das Umfeld von Elm konzentriert war,
wurde am Sonntag ausgeweitet. Man versuche alles, um den Jungen zu finden, sagte
ein Polizeisprecher. Daher laufe die Suche nun auch in etwas weiter entfernten
Orten. Sollte Arian weiter nicht gefunden werden, werde man die Suche auch am
Montag fortsetzen.

"Aufgeben ist für uns noch keine Option", sagte eine Polizeisprecherin. "Wir suchen weiter Tag und Nacht." Es gebe bisher kein Enddatum, wann die Suche
abgebrochen werde. "Die große Anzahl an Kräften", die am Sonntag im Einsatz sei,
"zeigt, dass wir immer noch die Hoffnung haben." Die Polizei gehe weiter nicht
von einer Straftat aus. Es gebe keine Hinweise auf einen Kriminalfall, so ein
Polizeisprecher. Einen etwaigen Wolfsangriff, in der Gegend gibt es Wölfe,
schloss der Sprecher aus.

Arians Eltern richteten Appell an Helfer

Vor dem Wochenende hatten Arians Eltern über die Facebook-Seite der Polizei
einen Appell an die Helfer gerichtet, in dem sie erklärten, wie Arian geholfen
werden könne. "Wir glauben, dass Arian sich auf den Weg gemacht hat, um ein
großes Abenteuer zu erleben", hieß es darin. Er könnte sich demnach nicht nur in
Elm, sondern auch in die umliegenden Gemeinden bewegt und dort versteckt haben.
Sie dankten allen für die Hilfe bei der Suche.

Arian hatte sein Elternhaus am Montagabend unbemerkt verlassen. Eine
Überwachungskamera zeichnete auf, wie der Junge nach seinem Verschwinden in
einen benachbarten Wald lief. Auch in der Nacht auf den Sonntag war die Suche
nach dem Sechsjährigen erfolglos geblieben.

Der Rückhalt im Dorf sei groß, berichtete eine Mutter, die am Sonntag
zusammen mit ihrem Sohn ein selbst gemaltes Bild am Eingang zum Lagezentrum im
Feuerwehrhaus des Ortes anbrachte. "Das sind Glückskleeblätter für Arian, dass
er zurückkommt", sagte sie. Die Bilder seien in einer Aktion des Kindergartens
entstanden. "Alle hoffen, dass Arian zurückkommt und er sich halt irgendwo
versteckt", sagte die Frau. "Wenn man mit dem Fahrrad, wenn man mit dem Auto
unterwegs ist - man guckt immer links und rechts und hofft, dass er irgendwo
läuft", sagte sie. "Alle wollen mithelfen und suchen. Aber wir sollen ja nicht,
weil hier genug Einsatzkräfte vor Ort sind, die wirklich ihr Bestes geben."

Bundeswehr unterstützt Suche

Zu dem Einsatz hatten sich Polizisten auch freiwillig zum Dienst gemeldet,
sagte ein Sprecher. Hinzu kommen Helfer der Deutschen
Lebens-Rettungs-Gesellschaft, des Deutschen Roten Kreuzes und des Technischen
Hilfswerks. Eine Sprecherin des Landeskommandos Niedersachsen der Bundeswehr
sagte am Samstag, tagsüber beteiligten sich rund 400 Objektschützer und
Logistiker an der Suche. Nachts seien etwa 60 Soldaten mit Nachtsichtgeräten im
Einsatz.

Die Einsatzkräfte hatten zunächst versucht, den autistischen Jungen mit
Kinderliedern, Luftballons und Feuerwerken anzulocken - ohne Erfolg. Seit der
Nacht zum Samstag wurde wieder still nach dem Jungen gesucht./fjo/DP/he

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