28.04.2024 14:57:49 - dpa-AFX: Correspondents' Dinner: Witze über Trump, Proteste vor der Tür

WASHINGTON (dpa-AFX) - US-Präsident Joe Biden hat beim traditionellen
Galadinner des Washingtoner Pressekorps Witze über Ex-Präsident Donald Trump
gerissen und die Medien ermahnt, ihre Rolle in der Demokratie wahrzunehmen. "Ich
bitte Sie sicherlich nicht darum, eine Seite zu wählen", sagte er am
Samstagabend (Ortszeit) vor dem Publikum des Correspondents' Dinner in
Washington. "Ich bitte Sie darum, sich der Ernsthaftigkeit des Augenblicks
bewusst zu werden." Alle müssten dazu beitragen, "dass die amerikanische
Demokratie Bestand hat."

Zuvor hatte der 81-jährige Biden seine Rede mit Blick auf sein Alter
selbstironisch begonnen, sie aber auch für etliche Seitenhiebe gegen seinen
voraussichtlichen republikanischen Kontrahenten im Präsidentschaftswahlkampf
genutzt. So witzelte er unter anderem über den Strafprozess gegen den
77-jährigen Trump im Zusammenhang mit Schweigegeldzahlungen an die
Porno-Darstellerin Stormy Daniels. "Donald hatte in letzter Zeit ein paar harte
Tage. Man könnte sagen: stürmisches Wetter", sagte Biden in Anspielung auf
Daniels' Vornamen. ("Stormy" ist auch das englische Wort für "stürmisch".)

Der Republikaner befindet sich derzeit fast täglich im Gericht in New York.
Die Anklage wirft ihm vor, er habe den Ausgang der US-Präsidentenwahl 2016 mit
der Zahlung von 130 000 Dollar an Daniels beeinflussen wollen. Die Transaktion
selbst war zwar nicht illegal, bei der Rückerstattung des Geldes an seinen
Anwalt soll Trump jedoch Geschäftsunterlagen gefälscht haben, um ihren
eigentlichen Zweck zu verschleiern. "Was zur Hölle", kommentierte das Biden am
Samstag.

Komiker Jost teilt aus: Sleepy Joe ist noch wach

Die Journalisten-Vereinigung der im Weißen Haus akkreditierten
Korrespondenten veranstaltet den Festabend seit mehr als 100 Jahren. Der
Präsident ist gewöhnlich Stargast - einzig Trump nahm während seiner Amtszeit
nie teil. Anwesend sind neben Journalistinnen und Journalisten sowie
hochrangigen Regierungsmitgliedern auch immer einige Hollywood-Größen. Dieses
Jahr saß unter anderem die Schauspielerin Scarlett Johansson im Publikum. Sie
ist mit dem Comedian Colin Jost verheiratet, der den traditionellen
Unterhaltungsteil des Abends übernahm.

Dabei teilte er gen Trump, aber auch in alle anderen Richtungen aus. "Ich
möchte darauf hinweisen, dass Sleepy Joe nach 22 Uhr noch wach ist", scherzte
der Komiker über Biden - den Spitznamen (auf Deutsch etwa: "schläfriger Joe")
hatte Trump dem Demokraten im Präsidentschaftswahlkampf 2020 gegeben und nutzt
ihn seitdem immer wieder. An die Presse gerichtet sagte Jost: "Wie viele hier
tue ich auch so, als ob ich Nachrichten mache." Jost moderiert in der
US-Comedyshow "Saturday Night Live" eine Satire-Nachrichtensendung.

Propalästinensische Demonstranten üben Medienkritik

Wie bei mittlerweile nahezu jedem Auftritt von Präsident Biden hatten sich
am Samstag auch einige Hundert propalästinensische Demonstranten am
Veranstaltungsort versammelt. Sie konfrontierten die eintreffenden
Journalistinnen und Journalisten lautstark mit Kritik an deren
Nahost-Berichterstattung. Mit Trommeln unterlegt riefen sie in Sprechchören:
"Schande über Euch" und "Macht Euren Job". Manche Protestierenden trugen blaue
Helme und T-Shirts mit der Aufschrift "Presse", die an Schutzwesten von
Kriegsreportern erinnerten. Eine Demonstrantin erklärte, so solle auf die
Situation palästinensischer Journalistinnen und Journalisten hingewiesen werden.

Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen von
Anfang März wurden seit Kriegsbeginn am 7. Oktober mehr als 100 Journalisten im
Gazastreifen getötet. Eine Kritik der Vereinigung der Auslandspresse (FPA)
lautet außerdem, dass Israel unabhängigen Berichterstattern nur sehr
eingeschränkt Zugang zum Kriegsgebiet ermöglicht. Die zuständigen Behörden
begründen dies mit Sicherheits- und logistischen Problemen.

Während sich propalästinensische Demos besonders an US-Universitäten zuletzt ausgeweitet und teils verschärft haben, handelte es sich am Samstag nach
Einschätzung von Polizisten vor Ort um einen verhältnismäßig kleinen Protest.
Nach Angaben eines anwesenden US-Reporters gab es im vergangenen Jahr vor den
Türen des Veranstaltungsortes einen Klimaprotest in ähnlicher
Größenordnung./gei/DP/he

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