28.04.2024 14:16:58 - dpa-AFX: Großmakler: Preisverfall bei unsanierten Häusern gestoppt

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Angst vor hohen Energiekosten und Unsicherheit um
das Heizungsgesetz haben die Preise für unsanierte Häuser stark fallen lassen -
nun scheint der Abwärtstrend gestoppt. Darauf deutet eine Analyse des
Immobilienspezialisten Jones Lang LaSalle (JLL) hin, die der Deutschen
Presse-Agentur vorliegt.

"Bei älteren, unsanierten Häusern werden die Kosten für eine energetische
Sanierung nahezu eins zu eins vom Kaufpreis abgezogen", erklärte Sören Gröbel,
Experte für Wohnimmobilien bei JLL Deutschland. Mittlerweile hätten sich die
Baukosten stabilisiert, in einigen Gewerken gebe es sogar leichte Rückgänge."
Auch die Finanzierungskosten hätten sich nach dem Zinsanstieg stabilisiert. "Der
Preisverfall ist somit momentan zum Stillstand gekommen."

Der Analyse zufolge lag der Preisunterschied zwischen Mehrfamilienhäusern
mit der besten Energieeffizienzklassen A/A+ und jenen mit den schlechtesten
Klassen G/H im ersten Quartal im Mittel bei 25,1 Prozent. Im Schlussquartal 2023
waren es noch 26,9 Prozent gewesen. Zuvor hatte die "Neue Osnabrücker Zeitung"
über das Thema berichtet.

Im Schnitt lag der Preisabschlag gegenüber Gebäuden der besten
Energieeffizienzklassen laut Studie bei 16,7 Prozent - etwas weniger als im
Vorquartal (17,2 Prozent). In der Analyse wurde die Preisdifferenz
herausgerechnet, die ausschließlich auf energetisch relevante Merkmale
zurückging. Der starke Preisverfall unsanierter Häuser, der in der zweiten
Jahreshälfte 2021 eingesetzt habe, sei seit dem Frühjahr 2023 gestoppt, sagte
Gröbel.

Käufer legen mehr Wert auf niedrigen Energieverbrauch

Mit dem Anstieg der Strom- und Gaspreise hat die Energieeffizienz von
Immobilien bei Käufern stark an Bedeutung gewonnen. Zudem sorgten neue Vorgaben
im Gesetz zum Heizungsaustausch der Bundesregierung für Unsicherheit. In der
Folge öffnete sich die Preisschere zwischen energieeffizienten, oft neuen
Wohnimmobilien und Bestandsgebäuden mit schlechter Energiebilanz.

Für die Analyse wertet JLL regelmäßig rund 5000 Angebotsdaten von
Mehrfamilienhäusern aus. Sie werden meist von professionellen Investoren
vermietet, manche sind in Besitz privater Vermieter. Die gemessenen
Wertunterschiede gebe es aber auch bei anderen Objekten: "Bei Ein- und
Zweifamilienhäusern sind die Preisabschläge tendenziell etwas höher, da hier der
Eigennutzer die höheren Energiekosten direkt tragen muss, während diese bei
einem vermieteten Mehrfamilienhaus auf den Mieter umgelegt werden", hieß es.

Auf dem Land könnte der Preisverfall weitergehen

Gerade bei niedrigpreisigen Objekten und Mietmärkten rechneten sich
energetische Sanierungen für die Vermieter oft nicht, sagte Gröbel weiter. Noch
höhere Preisabschläge seien die Folge. Davon seien vor allem ländlich geprägte
Regionen betroffen, so JLL. Den Sanierungskosten stünden dort potenziell
geringere Einnahmen gegenüber. "Die Kluft zwischen alten und neuen Objekten
dürfte hier noch größer werden."/als/DP/he

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