29.03.2024 14:45:03 - dpa-AFX: Leag legt zwei Kraftwerksblöcke still - Diskussion um Kohleausstieg

JÄNSCHWALDE (dpa-AFX) - Der Lausitzer Energiekonzern Leag schaltet an diesem
Sonntag zwei Blöcke seines Braunkohlekraftwerks in Jänschwalde endgültig ab.
"Die Blöcke E und F des Kraftwerks Jänschwalde werden zum 31. März 2024
stillgelegt, stehen also ab dem 1. April nicht mehr für die Stromproduktion zur
Verfügung", teilte das Unternehmen auf Anfrage mit. In Nordrhein-Westfalen
werden zudem fünf Kraftwerksblöcke stillgelegt. Die Netzagentur sieht keine
Beeinträchtigung der Versorgungssicherheit.

Wegen der Energiekrise waren die beiden 500-Megawatt-Kraftwerksblöcke in der Lausitz im Herbst 2022 zur Erhöhung der Versorgungssicherheit aus der Reserve
geholt und befristet wieder ans Netz genommen worden. Für die Reaktivierung der
Anlagen aus der Sicherheitsbereitschaft kehrten auch ehemalige Beschäftigte aus
dem Ruhestand an ihre alten Arbeitsplätze zurück. Ende 2028 soll das Kraftwerk
Jänschwalde vollständig stillgelegt werden.

Die Lausitz bereitet Schritt für Schritt den Abschied von der Kohle vor.
Nach dem deutschen Kohleausstiegsgesetz wird ab 2038 kein Strom mehr aus Kohle
erzeugt. Die Ampel-Parteien SPD, Grünen und FDP hatten in ihrem
Koalitionsvertrag aber auch vereinbart, den Kohleausstieg "idealerweise" von
2038 auf 2030 vorzuziehen. In der Region stößt ein Vorziehen auf Ablehnung.

Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, Benjamin Raschke, sagte:
"Die Fördermengen von Braunkohle sind 2023 so niedrig wie seit hundert Jahren
nicht mehr, über die Hälfte des Stroms wird heute durch Erneuerbare
Energieanlagen erzeugt. Die Zeiten der Braunkohle neigen sich endgültig dem Ende
zu." Raschke plädiert für einen früheren Kohleausstieg vor 2038 und
argumentiert, dass die Kohleverstromung wegen der CO2-Zertifikate nicht mehr
wirtschaftlich sein werde. Er äußerte zudem die Sorge, ob genügend Geld für die
Rekultivierung der Tagebaulöcher zur Verfügung stehen wird. Das Unternehmen Leag
teilte mit, zur Absicherung der Rekultivierungsverpflichtungen habe die Lausitz
Energie Bergbau AG für die Wiedernutzbarmachung der Tagebaue gemeinsam mit den
Ländern Sachsen und Brandenburg ausreichende und den gesetzlichen Vorschriften
entsprechende Vorsorge getroffen.

Die Bürgermeisterin von Spremberg, Christine Herntier (parteilos), forderte
am Kohleausstieg 2038 festzuhalten und hält ein Vorziehen nicht für realistisch.
Die Sprecherin der Lausitzrunde für die Brandenburger Kommunen sagte in der
ZDF-Talk-Sendung von Markus Lanz (Donnerstag) zum Datum 2038: "Es wird nicht
anders gehen". Das Datum sei ja nicht "gewürfelt" worden. "Da sind
energiepolitische und technische Voraussetzungen in die Bewertung eingeflossen,
und das ist schon ganz schön knapp." Zudem sei man aus ihrer Sicht bei der
Schaffung der Voraussetzungen für den Kohleausstieg in den vergangenen Jahren
auch nicht so weit vorangekommen. Dazu gehört ein Ausbau der erneuerbaren
Energien und der Netze.

Der Kraftwerksbetreiber Leag richtet sich im Zuge des Kohleausstiegs neu aus und will zu einem führenden Produzenten von grünem Strom und grünem Wasserstoff
werden. Auf einstigen Tagebauflächen sollen Photovoltaik- und Windanlagen
Ökostrom erzeugen./mow/DP/he

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