29.03.2024 13:44:34 - dpa-AFX: SPORT/WDH/Eishockey-Tristesse am Rhein: DEG und Haie am Boden

(Wiederholung: Grammatikfehler korrigiert)

DÜSSELDORF/KÖLN (dpa-AFX) - Tristesse bei den Großclubs, Titel-Hoffnungen
bei den Überraschungsteams: Während Bremerhaven, Schwenningen und Straubing in
den Playoffs der Deutschen Eishockey Liga um die Meisterschaft spielen, ist das
Gejammer bei den Altmeistern groß. Die Adler Mannheim stehen trotz üppiger
SAP-Finanzierung zum ersten Mal seit sieben Jahren nicht im Halbfinale. Noch
düsterer ist die Stimmung allerdings bei den rheinischen Rivalen Kölner Haie und
der Düsseldorfer EG, die es beide nicht einmal ins Playoff-Viertelfinale
schafften.

Die Gesellschafter der DEG sahen sich kurz vor Ostern sogar zu einem
besorgniserregenden Hilferuf genötigt. "Fakt ist, dass zu wenig Geld da ist",
sagte Sportchef Niki Mondt der Deutschen Presse-Agentur, obwohl der achtmalige
Meister gerade erst einen Zuschauerrekord aufgestellt hat. Knapp 9000 Zuschauer
kamen im Schnitt zu den 26 Heimspielen - die dadurch erzielten Mehreinnahmen
wurden indes von Kostensteigerungen in mehreren Bereichen aufgefressen.

Während an anderen DEL-Standorten im Zuschuss-Business Eishockey spendable
Mäzene oder Großfirmen im Hintergrund - etwa in München (Red Bull), Mannheim
(SAP) oder Berlin (Anschütz-Gruppe) - die Defizite ausgleichen, bleibt den
Gesellschaftern in Düsseldorf kaum etwas anderes übrig, als den Rotstift beim
Spielerkader anzusetzen. Zum Leidwesen von Mondt, dessen Personalplanungen für
die kommende Spielzeit komplett auf Eis liegen. "Ich bin stinksauer", sagte der
Manager.

Vor einem halben Jahr hatte die DEG stolz die Verlängerung mit dem
europaweit begehrten Torhüter Henrik Haukeland um gleich sechs Jahre verkündet
und dabei die "strategische Weitsicht und das finanzielle Engagement der
Gesellschafter Daniel Völkel, Stephan Hoberg und Harald Wirtz" gerühmt. "Es ist
ganz klar, dass wir in den kommenden Jahren um den Titel spielen werden", sagte
der norwegische DEL-Torhüter des Jahres 2023 damals. Die Realität sieht wenige
Monate später ganz anders aus.

Das Budget für den halbfertigen Kader für die kommende Spielzeit ist nach
der Kürzung bereits ausgereizt. Um weiteren finanziellen Spielraum zu bekommen,
dürfte den Düsseldorfern nichts anderes übrig bleiben, als Haukeland von einer
Auflösung des sehr lukrativen Vertrags zu überzeugen. Denn sollte die DEG
absteigen - und angesichts der aktuellen finanziellen Ausstattung ist alles
andere als Abstiegskampf unrealistisch - wäre der XXL-Kontrakt ohnehin
hinfällig.

Bleibt die Frage, weshalb die Ausgaben der Düsseldorfer so immens sind, denn die Einnahmen sind wohl nicht das Problem. Dem Vernehmen nach kam zuletzt viel
zusammen. So fuhr die Stadt Düsseldorf ihre Unterstützung ganz stark zurück -
darunter leidet etwa auch Fußball-Zweitligist Fortuna sehr. Üblich ist es in der
DEL zudem, dass Spieler eine Wohnung gestellt bekommen. 26 Wohnungen in
Düsseldorf sind allerdings im Unterhalt um ein Vielfaches teurer als etwa in
Schwenningen oder Bremerhaven.

Besonders hart trafen den Club zudem die explodierenden Kostensteigerungen
für Dienstleister rund um Multifunktionsarena in Düsseldorf. Dieses Problem
haben Standorte mit vergleichbaren Arenen wie Mannheim oder Berlin zwar auch,
aber eben potente Geldgeber im Hintergrund.

"Ich kann nur hoffen, dass die Gesellschafter ihre Entscheidung noch einmal
überdenken und sich am Etat noch etwas positiv verändert", sagte Mondt.
Ansonsten dürfte die kommende Spielzeit noch schwerer werden als die
abgelaufene, in der die bis dahin ambitionierte DEG die Playoffs verpasste.

Beim rheinischen Rivalen in Köln ist das Geld dank des Gönners Frank
Gotthardt, der die umstrittene Internetplattform Nius betreibt, kein Problem.
Doch auch bei den Haien passt der Zuspruch der Massen kaum zu den sportlichen
Leistungen. Knapp 17 000 Zuschauer pilgerten im Schnitt zu den Heimspielen der
Kölner - so viele wie an keinem anderen Eishockey-Standort in Europa.

Doch der Großteil der Fans wütete schon während der Saison gegen die
Club-Ikone und zweimaligen Stanley-Cup-Sieger Uwe Krupp auf der Trainerbank. Der
wollte mit seinem Wunschkader um die Meisterschaft spielen, scheiterte aber
schon in der Playoff-Qualifikation, weil nicht alle Leistungsträger mitzogen.
"Wir haben uns das auch ganz anders vorgestellt", sagte Haie-Geschäftsführer
Philipp Walter und trennte sich vorzeitig von Krupp. Auch in Köln gibt es nun
mal wieder einen Neu-Anfang./lap/DP/he

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH